Fremdsprachige Kinder sollen beim Eintritt in den Kindergarten bereits mit der deutschen Sprache vertraut sein. Mit diesem Ziel haben sechs Leimentaler Gemeinden im August ein dreijähriges Pilotprojekt gestartet. Kleinkinder werden schon ein Jahr vor dem Kindergarten in Deutsch unterstützt dabei sollen die Kinder in die Sprache in alltäglichen Situationen erlernen.
Ausländerkinder sollen bereits in der KITA Deutsch lernen, Basler Zeitung, 6.10. von Lisa Groelly
Betreuer und Betreuerinnen von Kindertagesstätten, Spielgruppen oder Tagesfamilien absolvieren an der Berufsfachschule Basel eine Ausbildung, damit sie die Sprachförderung in den Alltag integrieren können. «Eigentlich eignet sich jede Situation dafür. Ob beim Einkaufen, Spazieren oder Basteln: Die alltagsintegrierte Sprachförderung findet überall und jederzeit statt», sagt Sabrina Hollinger, die das Projekt «Frühe Sprachförderung im Leimental» koordiniert.
Füllinsdorf in der Pionierrolle
Alle Familien in Biel-Benken,Binningen, Bottmingen, Ettingen, Oberwil und Therwil, in denen ein dreijähriges Kind lebt und die Eltern keine deutschsprachige Nationalität haben wurden angeschrieben. «Wegen Corona war es nicht ganz einfach, da die Eltern zunächst nur schriftlich informiert werden konnten. Insbesondere bildungsferne Familien haben wir dadurch wohl nicht erreicht», sagt Hollinger. Aus 120 angeschriebenen Familien haben sich über 40 Kinder für das Projekt angemeldet. Die Kinder werden in insgesamt 17 teilnehmenden Einrichtungen an zwei Halbtagen pro Woche in der Sprache gefördert. Die Eltern bezahlen dabei die üblichen Kosten für den Spielgruppenbesuch oder die Kita. Die Gemeinden unterstützen die Familien mit einkommensabhängigen Beiträgen.
Dass das Leimental mit seiner Strategie auf einem guten Weg sein dürfte, zeigt die Entwicklung in der Gemeinde Füllinsdorf. Weil dort an den Schulen immer mehr Geld für Sprachkurse ausgegeben werden musste, wollte die Gemeinde das Problem bei der Wurzel packen und hat die «Sprachförderung 3-Plus» lanciert.Dabei werden Kinder ab drei Jahren, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen, in der Sprache gefördert.
Vor 13 Jahren nahmen die Füllinsdörfer damit eine Pionierrolle ein, das Projekt wurde in seiner Pilotphase auch subventioniert. Heute steht es aber auf wackligen Beinen. «In den vergangenen Jahren wurde es immer schwieriger, genügend Teilnehmer für die Kurse zusammenzubringen», sagt Gemeindeverwalter Kurt Sidler. Momentan reichten die Anmeldungen zwar noch knapp aus, aber der Beschluss, das Projekt bei zu wenig Anmeldungen aufzuheben,wurde bereits gefällt. «Von einigen Eltern kam die Rückmeldung, dass ihre Kinder in einer Spielgruppe, wo sie auch Kontakt mit deutschsprachigen Kindern haben, mehr profitieren würden als in einer isolierten Gruppe mit Fremdsprachigen», so Sidler.
Genau dort setzt das Leimentaler Projekt an. Der Kontakt mit Muttersprachlern istTeil des Konzepts: «Eine hohe Bedeutung kommt auch dem gegenseitigen Lernen innerhalb der Kindergruppe zu (sogenannter PeergroupEffekt); so ist einer der wichtigsten Lerneffekte in der frühen Sprachförderung der Kontakt von fremdsprachigen Kindern zu Deutsch sprechenden Kindern», heisst es im Projektbeschrieb.
Ob die Leimentaler mit ihrer Strategie Erfolg haben werden, wird sich im Sommer 2022 zeigen: Dann startet die Evaluationsphase, bei der auch die Kindergartenlehrpersonen einbezogen werden sollen. Ziel ist es, die frühe Sprachförderung ab Sommer 2023 einführen zu können.
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