Freude und Neugier mischen sich mit Nervosität. Neue Gspänli, neue Lehrerinnen und Lehrer, ein neues Schulhaus. In einem Dutzend Kantone beginnt am Montag der Unterricht, Klassenzimmer und Pausenplätze füllen sich wieder mit Leben. Tausende Kinder gehen erstmals in die Schule, Tausende Jugendliche erstmals in die Oberstufe, ans Gymnasium, in die Berufsschule. Der erste Schultag, wir kennen es alle, ist speziell. Und dieses Jahr ist alles noch spezieller.
Spezieller Schulbeginn: Wo Schüler Masken brauchen - und warum sich der Schulleiterverband vor dem Herbst fürchtet, Schweiz am Wochende, 8.8. von Maja Briner
60 Masken und Desinfektionsmittel – liebevoll «Desifläschli»
genannt – erhalten die Schüler im Berner Kirchenfeld-Gymnasium, dazu
Anweisungen: Hände bitte häufig waschen, in Korridoren nur auf der rechten
Seite gehen. Es ist ein Beispiel von vielen, wie die Pandemie den Schulstart
prägt. Landauf, landab stellt sich die Frage: Wie können Schülerinnen und
Schüler trotz Coronavirus möglichst normal unterrichtet werden? Und ganz
konkret: Dürfen die Eltern der Erstklässler am ersten Tag in die Schule kommen?
Müssen ältere Schüler nebst Büchern und Stiften Masken in den Schulsack packen?
Besonders viele Fragen stellen sich derzeit für die
Sekundarstufe II, also etwa für Gymnasien und Berufsschulen. Anders als die
Volksschule hatten sie vor den Sommerferien vielerorts noch auf Fern- oder
Halklassenunterricht gesetzt. Nun kehren auch sie zum normalen Unterricht
zurück. Und während Kinder das Virus kaum verbreiten, ist das bei jungen
Erwachsenen anders. Für sie gilt auch in der Schule: 1,5 Meter Abstand halten.
Über den Sommer wurde daher überflüssiges Mobiliar weggeräumt, Pulte wurden
umgestellt. Zu reden gab und gibt aber vor allem eine Massnahme: die
Maskenpflicht.
In mehreren Kantonen müssen Berufs- und Mittelschüler eine
Maske tragen, wenn sie den Abstand von 1,5 Metern nicht einhalten können. Das
gilt in der gesamten Westschweiz, wie die zuständige interkantonale Konferenz
gestern mitteilte. In der Deutschschweiz sind die Regeln verschieden.
Im Aargau gilt Maskenpflicht, wenn im Schulzimmer weniger
als 2,25 Quadratmeter pro Person zur Verfügung stehen. Basel-Stadt sieht nur
punktuell eine Pflicht vor, etwa bei Laborunterricht. In Schwyz muss auf dem
Schulareal Maske getragen werden, nicht aber im Klassenzimmer. Luzern plant
gemäss früheren Angaben eine umfassende Maskenpflicht, genau informiert wird
kommende Woche. Andere Kantone verzichten ganz auf eine Pflicht.
Lehrerverband kritisiert kantonalen Flickenteppich
Aufatmen können Schüler bis zur neunten Klasse: Für sie sind
Masken kein Thema. «Eine Maskenpflicht an der obligatorischen Schule ist sicher
nicht sinnvoll», sagt Thomas Minder, Präsident des Schulleiterverbands. Mit der
Maske verstehe man sich beim Reden nicht so gut, zudem sei für jüngere
Schulkinder die Mimik sehr wichtig.
Mit einiger Besorgnis schaut Minder auf den Herbst. «Meine
grosse Befürchtung ist, dass wir im Herbst Unmengen an Lehrpersonen haben, die
ausfallen, weil sie einen Husten haben und deshalb gemäss den Vorgaben des
Bundes zu Hause bleiben müssen», sagt er. Und:
Auch Franziska Peterhans vom Lehrerverband geht davon aus,
dass dies zu Problemen führen dürfte. Sie betont, es sei wichtig, sich an die
Vorgaben des Bundes zu halten. «Klar ist aber auch: Es stehen nicht beliebig
viele Personen bereit, um einzuspringen. Das wird eine Belastung sein.» Vieles
dürfte auch davon abhängen, wie sich die Pandemie entwickelt – die
Unsicherheit, sie ist gross.
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