Derzeit
scheinen auf den einschlägigen Plattformen im Baselbiet besonders viele Stellen
für Lehrerinnen und Lehrer sowie für Heilpädagogen ausgeschrieben zu sein. Den Eindruck
bestätigen das Baselbieter Amt für Volksschulen und der Lehrerinnen-und Lehrerverein
Baselland (LVB). «In der Tat sind aktuell viele Lehrerstellen auf der Ebene Volksschule
ausgeschrieben», sagt LVB-Präsident Roger von Wartburg.
Viele Lehrerstellen sind noch unbesetzt, Basler Zeitung, 15.4. von Joël Hoffmann
Ob für das kommende Schuljahr
alle offenen Stellen besetzt werden können, ist unklar. Die Behörden hoffen,
dass in den nächsten Monaten genügend Pädagogen gefunden werden können. Doch
was sind die Gründe für die gegenwärtig hohe Zahl offener Stellen?
Babyboomer gehen
in Rente
«Aus meiner Sicht sind die Gründe dafür vielfältig», sagt von
Wartburg. Nebst unterschiedlichen individuellen Befindlichkeiten stehen für ihn
folgende drei Aspekte im Vordergrund. Da wären erstens die höheren
Schülerzahlen. Aufgrund geburtenstarker Jahrgänge müssen wieder mehr Kinder einen
Schulplatz haben als früher. Zweitens, so von Wartburg, gebe es zurzeit sehr
viele Pensionierungen: «Auch grosse Lehrpersonenjahrgänge kommen ins
Pensionsalter», sagt von Wartburg. Zugespitzt könnte man sagen: Alt-Babyboomer und
Neu-Babyboomer verschärfen den Lehrermangel.
Als dritten Grund führt von
Wartburg ins Feld, dass einige Lehrer den Kanton wechseln. «Gerade auf der
Primarstufe hinkt der Kanton Baselland in Sachen Anstellungsbedingungen anderen
Kantonen hinterher»,so der LVB-Präsident weiter. Bei den Heilpädagogen hingegen
hat von Wartburg Stand Anfang März eher den Eindruck, dass weniger Stellen
offen sind als in den letzten Jahren. Doch sei es durchaus noch möglich, dass in
den kommenden Monaten zusätzliche Stellen ausgeschrieben werden.
Mit Bezug
auf Prognosen der Pädagogischen Hochschule warnt von Wartburg, dass sich aus den
obengenannten demografischen Gründen der Lehrermangel «massiv verschärfen»
werde. Hinzu komme, dass unter den Lehrpersonen der Trend zu Teilzeitarbeit
unvermindert anhalte. Und: «Die Pädagogischen Hochschulen sind mit den aktuellen
Studierendenzahlen weit davon entfernt, den entstehenden Bedarf decken zu
können.»
Pädagogen
dringend gesucht
Beat Lüthy,
der Leiter des Amtes für Volksschulen, erklärt, wie die Behörden mit dieser schwierigen
Situation umgehen:«Wir betreiben jeweils im April ein Monitoring, beobachten
die Stelleninserate und kontaktieren die Schulleitungen, um einen Überblick insbesondere
auch bei den Primarschulen zu erlangen, die auf Gemeindeebene organisiert
sind.» Bis Ende April können Lehrpersonen künden, dann werde das Amt für Volksschulen
genau wissen, wie die Situation auf dem Stellenmarkt tatsächlich ist.
«Zurzeit
erschrecken mich die vielen Stelleninserate nicht», relativiert Lüthy.
Errechnet damit, dass man wie letztes Jahr alle Stellen knapp besetzen könne.
«Wir haben im Baselbiet noch nicht, wie in Bern, die Situation, wo viele Stellen
nicht besetzt werden können. Für die nächsten Jahre mache ich mir hingegen etwas
mehr Gedanken», sagt Lüthy. Das Baselbiet arbeitet darum mit den anderen Nordwestschweizer
Kantonen Basel-Stadt, Solothurn und Aargau zusammen mit der Pädagogischen
Hochschule an Lösungen, wie man genügend Lehrpersonen garantieren kann.
Programm für Quereinsteiger
«Dabei werden auch der Lehrerverein und die
Schulleiter miteinbezogen», sagt Beat Lüthy. Auch LVB-Präsident von Wartburg verweist
auf «intensive Gespräche».
Zurzeit werden in Arbeitsgruppen Konzepte
ausgearbeitet. Konkret geht es dabei gemäss Lüthy einerseits um ein Programm
für Quereinsteiger und um die Idee, dass Studierende früher Praxiserfahrungen
machen können.
Sorgenfalten hat der Amtsleiter Volksschule bei den
Heilpädagogen: «Bei diesen allerdings haben wir ein Problem, aber der Mangel ist
in diesem Bereich schweizweit ein Problem.»
Und bezüglich Anstellungsbedingungen
ist Lüthy weniger kritisch als von Wartburg, aber auch er sagt: «Bezüglich
Schulleitungen in der Primarschule sind wir bei den Anstellungsbedingungen in
der Tat zurzeit nicht konkurrenzfähig.»Hier sei jedoch bereits eine Vorlage in der
Vernehmlassung, die dieses Problem lösen soll.
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