16. April 2020

Lehrermangel in Baselland


Derzeit scheinen auf den einschlägigen Plattformen im Baselbiet besonders viele Stellen für Lehrerinnen und Lehrer sowie für Heilpädagogen ausgeschrieben zu sein. Den Eindruck bestätigen das Baselbieter Amt für Volksschulen und der Lehrerinnen-und Lehrerverein Baselland (LVB). «In der Tat sind aktuell viele Lehrerstellen auf der Ebene Volksschule ausgeschrieben», sagt LVB-Präsident Roger von Wartburg. 
Viele Lehrerstellen sind noch unbesetzt, Basler Zeitung, 15.4. von Joël Hoffmann

Ob für das kommende Schuljahr alle offenen Stellen besetzt werden können, ist unklar. Die Behörden hoffen, dass in den nächsten Monaten genügend Pädagogen gefunden werden können. Doch was sind die Gründe für die gegenwärtig hohe Zahl offener Stellen? 

Babyboomer gehen in Rente 
«Aus meiner Sicht sind die Gründe dafür vielfältig», sagt von Wartburg. Nebst unterschiedlichen individuellen Befindlichkeiten stehen für ihn folgende drei Aspekte im Vordergrund. Da wären erstens die höheren Schülerzahlen. Aufgrund geburtenstarker Jahrgänge müssen wieder mehr Kinder einen Schulplatz haben als früher. Zweitens, so von Wartburg, gebe es zurzeit sehr viele Pensionierungen: «Auch grosse Lehrpersonenjahrgänge kommen ins Pensionsalter», sagt von Wartburg. Zugespitzt könnte man sagen: Alt-Babyboomer und Neu-Babyboomer verschärfen den Lehrermangel. 

Als dritten Grund führt von Wartburg ins Feld, dass einige Lehrer den Kanton wechseln. «Gerade auf der Primarstufe hinkt der Kanton Baselland in Sachen Anstellungsbedingungen anderen Kantonen hinterher»,so der LVB-Präsident weiter. Bei den Heilpädagogen hingegen hat von Wartburg Stand Anfang März eher den Eindruck, dass weniger Stellen offen sind als in den letzten Jahren. Doch sei es durchaus noch möglich, dass in den kommenden Monaten zusätzliche Stellen ausgeschrieben werden.

Mit Bezug auf Prognosen der Pädagogischen Hochschule warnt von Wartburg, dass sich aus den obengenannten demografischen Gründen der Lehrermangel «massiv verschärfen» werde. Hinzu komme, dass unter den Lehrpersonen der Trend zu Teilzeitarbeit unvermindert anhalte. Und: «Die Pädagogischen Hochschulen sind mit den aktuellen Studierendenzahlen weit davon entfernt, den entstehenden Bedarf decken zu können.»

Pädagogen dringend gesucht
Beat Lüthy, der Leiter des Amtes für Volksschulen, erklärt, wie die Behörden mit dieser schwierigen Situation umgehen:«Wir betreiben jeweils im April ein Monitoring, beobachten die Stelleninserate und kontaktieren die Schulleitungen, um einen Überblick insbesondere auch bei den Primarschulen zu erlangen, die auf Gemeindeebene organisiert sind.» Bis Ende April können Lehrpersonen künden, dann werde das Amt für Volksschulen genau wissen, wie die Situation auf dem Stellenmarkt tatsächlich ist. 

«Zurzeit erschrecken mich die vielen Stelleninserate nicht», relativiert Lüthy. Errechnet damit, dass man wie letztes Jahr alle Stellen knapp besetzen könne. «Wir haben im Baselbiet noch nicht, wie in Bern, die Situation, wo viele Stellen nicht besetzt werden können. Für die nächsten Jahre mache ich mir hingegen etwas mehr Gedanken», sagt Lüthy. Das Baselbiet arbeitet darum mit den anderen Nordwestschweizer Kantonen Basel-Stadt, Solothurn und Aargau zusammen mit der Pädagogischen Hochschule an Lösungen, wie man genügend Lehrpersonen garantieren kann. 

Programm für Quereinsteiger 
«Dabei werden auch der Lehrerverein und die Schulleiter miteinbezogen», sagt Beat Lüthy. Auch LVB-Präsident von Wartburg verweist auf «intensive Gespräche». 

Zurzeit werden in Arbeitsgruppen Konzepte ausgearbeitet. Konkret geht es dabei gemäss Lüthy einerseits um ein Programm für Quereinsteiger und um die Idee, dass Studierende früher Praxiserfahrungen machen können. 

Sorgenfalten hat der Amtsleiter Volksschule bei den Heilpädagogen: «Bei diesen allerdings haben wir ein Problem, aber der Mangel ist in diesem Bereich schweizweit ein Problem.» 

Und bezüglich Anstellungsbedingungen ist Lüthy weniger kritisch als von Wartburg, aber auch er sagt: «Bezüglich Schulleitungen in der Primarschule sind wir bei den Anstellungsbedingungen in der Tat zurzeit nicht konkurrenzfähig.»Hier sei jedoch bereits eine Vorlage in der Vernehmlassung, die dieses Problem lösen soll.

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