Das Hausaufgabenexperiment an der Primarschule Feldli-Schoren beschäftigt. Einige St.Galler Schulen setzen derweil auf zusätzliche freiwillige Aufgaben oder stellen sich die Frage, wie Hausaufgaben zukünftig aussehen könnten.
Keine Hausaufgaben an der St. Galler Primarschule Feldli-Schoren: Leiterinnen anderer Schulen erwarten gespannt die Resultate, St. Galler Tagblatt, 3.3. von Dinah Hauser
Andere Primarschulen warten gespannt auf die Auswertung des Experiments im Feldli-Schoren. Wie eine Umfrage unter Schulleiterinnen zeigt, beschäftigt sie die Thematik allgemein. «Mir ist bewusst, dass Hausaufgaben in einem Spannungsfeld stehen, auch zwischen Kind und Eltern», sagt Ramona Müller, Schulleiterin der Primarschule Boppartshof. Der Primarschule sei es ein Anliegen, Hausaufgaben zu geben, welche die Kinder selbstständig ohne elterliche Hilfe erledigen können. «Zudem sollen sie pädagogisch, inhaltlich und auch zeitlich sinnvoll und möglichst individuell auf das Kind und dessen Lernfortschritt abgestimmt sein.»
Die Schule Boppartshof hatte im vergangenen Schuljahr erstmals eine
Elternumfrage durchgeführt, welche in den nächsten Jahren wiederholt werden
soll. In der Umfrage wurden verschiedene Bereiche der Schule thematisiert wie
der Unterricht oder die Hausaufgaben. «Die Rückmeldungen zum Thema Hausaufgaben
fielen grösstenteils positiv aus», sagt Müller. Die Hausaufgaben wurden gemäss
Umfrage grösstenteils selbstständig von den Schülern erledigt. Viele Eltern
schätzen demnach die Hausaufgaben und den damit verbundenen Einblick in die
Schulthemen des Kindes. Wenn Belastungen aufträten, dann meistens wegen des
zeitlichen Aufwandes oder der Motivation der Kinder.
Die Schulleiterin ist
gespannt auf die Evaluation des Experiments an der Schule Feldli-Schoren und
welche Schlüsse daraus gezogen werden können.
Einige Schüler wollen von sich aus üben
Auch Monika Dorner, Schulleiterin der Primarschule
Rotmonten-Gerhalde wartet gespannt die Ergebnisse ab. Dorner sagt zum
Experiment der Primarschule Feldli: «Die Hausaufgaben wurden ja nicht richtig
abgeschafft.» Die Kinder sollen dabei lernen, wie selbstbestimmte Hausaufgaben
das erfolgreiche Lernen und die erfolgreiche Lernzielerreichung beeinflussen.
Kurz gesagt, sie sollen lernen sich selbst zu organisieren.
In der Schuleinheit Rotmonten-Gerhalde werden ebenfalls Hausaufgaben gegeben,
die von den Schülerinnen und Schülern selbständig gelöst werden. «Die Aufgaben
unterstützen das erfolgreiche Erreichen der gesetzten Lernziele gemäss
Lehrplan», sagt Schulleiterin Monika Dorner. Es können auch freiwillige
Hausaufgaben gemacht werden. Das seien etwa Knobel- oder Vertiefungsaufgaben
sein. «Es gibt auch Schüler die von sich aus sagen, sie seien in einem Thema
noch nicht sattelfest und wünschen sich mehr Übungsaufgaben für zu Hause.»
Kind soll selbst merken, wo es Lücken hat
An der Primarschule Hof gebe es auch einmal Aufträge, bei denen
die Schüler probieren sollen, ob sie die Aufgabe lösen können, sagt
Schulleiterin Marianne Urbach. Das seien meist Forschungsaufgaben, bei denen es
darum gehe, Aspekte zusammenzutragen.
Ein Auftrag könnte lauten:
Du hast 30 Minuten Zeit, woran würdest du arbeiten? «Das Ziel ist, dass das
Kind selbst merkt, wo es noch Lücken zu schliessen gibt oder wo seine
Interessen liegen. Soweit sind wir aber noch nicht.»
Einführung des neuen Lehrplans brint Prozess mit sich
Donata Grieger Ammann, Schulleiterin Engelwies, sagt, die
Einführung des neuen Lehrplans und die daraus resultierende
Unterrichtsentwicklung bringe einen Prozess mit sich. Hausaufgaben würden darin
auch eine Rolle spielen. Man müsse sich überlegen, welche Voraussetzungen für
das Lösen von fremd- und selbstbestimmten Hausaufgaben notwendig sind, damit
die Schüler ihre Verantwortung beim Lösen der Hausaufgaben wahrnehmen könnten.
«Diese Fragen beschäftigen uns zum jetzigen Zeitpunkt; eine klare Antwort gibt
es im Moment dazu nicht, da der Prozess noch am Laufen ist.»
Dabei sind auch Gespräche mit den Eltern sehr wertvoll, bei
denen Probleme und Fortschritte besprochen werden können. Hat ein Kind etwa
keinen ruhigen Arbeitsplatz, so werden die Eltern darauf aufmerksam gemacht.
Bewährt hat sich in den letzten Jahren in der Primarschule
Engelwies die Agenda. Das ist ein Aufgabenheft, in dem auch Rückmeldungen an
die Eltern eingetragen werden. Die Eltern können darin Termine, wie etwa ein
Arztbesuch, vermerken. Das Heft dient dem Eintragen der Hausaufgaben, sowie
dem Austausch zwischen Lehrpersonen, Schülern und Eltern. Alle
Schüler/innen der ersten bis sechsten Klasse führen eine solche Agenda,
Kindergartenkinder tragen ein Elternposttäschli mit sich.
Aufgabenhilfe
an St.Galler Schulen
Eine Aufgabenhilfe ausserhalb der Schulzeit bietet seit Jahren
die Arge Integration Ostschweiz im Auftrag der Stadt St.Gallen an öffentlichen
Schulen an. Diese steht allen Kindern offen, wie Geschäftsführerin Manuela Raas
Müller sagt. Die Aufgabenhilfe sei aber keine Nachhilfe. «Die Schüler sitzen in
einem Schulzimmer und lösen selbstständig ihre Aufgaben.» Bei Fragen können sie
sich an eine Betreuungsperson wenden. Die Nachfrage variiere von Semester zu
Semester und von Schule zu Schule, sagt Raas Müller. «Erfahrungsgemäss ist die
Nachfrage gegen Ende des Schuljahrs höher.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen