3. März 2020

Hausaufgaben-Experiment in St. Gallen


Das Hausaufgabenexperiment an der Primarschule Feldli-Schoren beschäftigt. Einige St.Galler Schulen setzen derweil auf zusätzliche freiwillige Aufgaben oder stellen sich die Frage, wie Hausaufgaben zukünftig aussehen könnten.

Keine Hausaufgaben an der St. Galler Primarschule Feldli-Schoren: Leiterinnen anderer Schulen erwarten gespannt die Resultate, St. Galler Tagblatt, 3.3. von Dinah Hauser

Andere Primarschulen warten gespannt auf die Auswertung des Experiments im Feldli-Schoren. Wie eine Umfrage unter Schulleiterinnen zeigt, beschäftigt sie die Thematik allgemein. «Mir ist bewusst, dass Hausaufgaben in einem Spannungsfeld stehen, auch zwischen Kind und Eltern», sagt Ramona Müller, Schulleiterin der Primarschule Boppartshof. Der Primarschule sei es ein Anliegen, Hausaufgaben zu geben, welche die Kinder selbstständig ohne elterliche Hilfe erledigen können. «Zudem sollen sie pädagogisch, inhaltlich und auch zeitlich sinnvoll und möglichst individuell auf das Kind und dessen Lernfortschritt abgestimmt sein.»

Die Schule Boppartshof hatte im vergangenen Schuljahr erstmals eine Elternumfrage durchgeführt, welche in den nächsten Jahren wiederholt werden soll. In der Umfrage wurden verschiedene Bereiche der Schule thematisiert wie der Unterricht oder die Hausaufgaben. «Die Rückmeldungen zum Thema Hausaufgaben fielen grösstenteils positiv aus», sagt Müller. Die Hausaufgaben wurden gemäss Umfrage grösstenteils selbstständig von den Schülern erledigt. Viele Eltern schätzen demnach die Hausaufgaben und den damit verbundenen Einblick in die Schulthemen des Kindes. Wenn Belastungen aufträten, dann meistens wegen des zeitlichen Aufwandes oder der Motivation der Kinder.
Die Schulleiterin ist gespannt auf die Evaluation des Experiments an der Schule Feldli-Schoren und welche Schlüsse daraus gezogen werden können.

Einige Schüler wollen von sich aus üben 

Auch Monika Dorner, Schulleiterin der Primarschule Rotmonten-Gerhalde wartet gespannt die Ergebnisse ab. Dorner sagt zum Experiment der Primarschule Feldli: «Die Hausaufgaben wurden ja nicht richtig abgeschafft.» Die Kinder sollen dabei lernen, wie selbstbestimmte Hausaufgaben das erfolgreiche Lernen und die erfolgreiche Lernzielerreichung beeinflussen. Kurz gesagt, sie sollen lernen sich selbst zu organisieren.
In der Schuleinheit Rotmonten-Gerhalde werden ebenfalls Hausaufgaben gegeben, die von den Schülerinnen und Schülern selbständig gelöst werden. «Die Aufgaben unterstützen das erfolgreiche Erreichen der gesetzten Lernziele gemäss Lehrplan», sagt Schulleiterin Monika Dorner. Es können auch freiwillige Hausaufgaben gemacht werden. Das seien etwa Knobel- oder Vertiefungsaufgaben sein. «Es gibt auch Schüler die von sich aus sagen, sie seien in einem Thema noch nicht sattelfest und wünschen sich mehr Übungsaufgaben für zu Hause.»

Kind soll selbst merken, wo es Lücken hat
An der Primarschule Hof gebe es auch einmal Aufträge, bei denen die Schüler probieren sollen, ob sie die Aufgabe lösen können, sagt Schulleiterin Marianne Urbach. Das seien meist Forschungsaufgaben, bei denen es darum gehe, Aspekte zusammenzutragen.
Ein Auftrag könnte lauten: Du hast 30 Minuten Zeit, woran würdest du arbeiten? «Das Ziel ist, dass das Kind selbst merkt, wo es noch Lücken zu schliessen gibt oder wo seine Interessen liegen. Soweit sind wir aber noch nicht.»


Einführung des neuen Lehrplans brint Prozess mit sich

Donata Grieger Ammann, Schulleiterin Engelwies, sagt, die Einführung des neuen Lehrplans und die daraus resultierende Unterrichtsentwicklung bringe einen Prozess mit sich. Hausaufgaben würden darin auch eine Rolle spielen. Man müsse sich überlegen, welche Voraussetzungen für das Lösen von fremd- und selbstbestimmten Hausaufgaben notwendig sind, damit die Schüler ihre Verantwortung beim Lösen der Hausaufgaben wahrnehmen könnten. «Diese Fragen beschäftigen uns zum jetzigen Zeitpunkt; eine klare Antwort gibt es im Moment dazu nicht, da der Prozess noch am Laufen ist.»

Dabei sind auch Gespräche mit den Eltern sehr wertvoll, bei denen Probleme und Fortschritte besprochen werden können. Hat ein Kind etwa keinen ruhigen Arbeitsplatz, so werden die Eltern darauf aufmerksam gemacht.

Bewährt hat sich in den letzten Jahren in der Primarschule Engelwies die Agenda. Das ist ein Aufgabenheft, in dem auch Rückmeldungen an die Eltern eingetragen werden. Die Eltern können darin Termine, wie etwa ein Arztbesuch, vermerken. Das Heft dient dem Eintragen der Hausaufgaben, sowie  dem Austausch zwischen Lehrpersonen, Schülern und Eltern. Alle Schüler/innen der ersten bis sechsten Klasse führen eine solche Agenda, Kindergartenkinder tragen ein Elternposttäschli mit sich.

Aufgabenhilfe an St.Galler Schulen

Eine Aufgabenhilfe ausserhalb der Schulzeit bietet seit Jahren die Arge Integration Ostschweiz im Auftrag der Stadt St.Gallen an öffentlichen Schulen an. Diese steht allen Kindern offen, wie Geschäftsführerin Manuela Raas Müller sagt. Die Aufgabenhilfe sei aber keine Nachhilfe. «Die Schüler sitzen in einem Schulzimmer und lösen selbstständig ihre Aufgaben.» Bei Fragen können sie sich an eine Betreuungsperson wenden. Die Nachfrage variiere von Semester zu Semester und von Schule zu Schule, sagt Raas Müller. «Erfahrungsgemäss ist die Nachfrage gegen Ende des Schuljahrs höher.»


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