Der
SVP-Politiker Stephan Schleiss hat bereits eine lange politische Karriere
hinter sich. Zurzeit ist er im Kanton Zug für die Direktion Bildung und Kultur
zuständig. Daher haben wir mit ihm über eines der wichtigsten Themen überhaupt
gesprochen: Die Bildung.
Schleiss möchte aus Gründen der Chancengerechtigkeit den Zugang zur Kantonsschule erschweren, Bild: Bruno Rubatscher
"Die anständigen Schüler sind zu oft die Dummen", Zuger Woche, 26.2. von Deborah Wengl
Stephan
Schleiss, was liegt Ihnen betreffend Bildung besonders am Herzen? Die Vielfalt. Viele Bildungswege
und durchlässige Bildungswege sind mir wichtig. Das Nebeneinander von
allgemeiner Bildung und Berufsbildung sichert den Erfolg unseres Bildungssystems
und damit auch unseres Landes. Dazu müssen wir Sorge tragen.
In
welchen Bereichen kann sich der Kanton Zug verbessern?
Die
Erziehungswissenschaften stossen zwar gerne Schulreformen an, fragen jedoch
noch zu wenig nach dem Ergebnis von Schulreformen. Welche Lernfortschritte
machen unsere Schüler tatsächlich? Darüber wollen wir nach der Einführung des
Lehrplan 21 mehr erfahren.
Sollten
die Zulassungsbedingungen für die Kantonsschulen erschwert werden? Wenn ja,
warum?
Ich bin
der Meinung: Ja. Denn im Kanton Zug wechseln immer mehr Primarschüler direkt
ans Langzeitgymnasium. Das gefährdet das Nebeneinander der verschiedenen
Bildungswege –und genau dieses Nebeneinander ist dafür verantwortlich, dass wir
sehr wenige arbeitslose junge Menschen haben. Es geht also nicht darum, dass
der Bildungsdirektor weniger Kantischüler haben will. Sondern es geht um echte
Chancengerechtigkeit.
Was
für Probleme kommen in Zukunft im Bereich Bildung auf uns zu?
Die
Integration verhaltensauffälliger Schüler ist heute das grösste Problem. Die anständigen
Schüler sind zu oft die Dummen –und mit ihnen ihre Eltern. Die Gemeinden sind
gefordert, hier Gefässe wie Kleinklassen, Time-Out-Strukturen oder ähnliches anzubieten,
damit es
für die Regelklassen
ein «Ventil» gibt. Im Kanton Zug gibt es in Menzingen, Unterägeri oder auch an
der Zuger Oberstufe sehr gute Beispiele für dieses System.
Wie
stehen Sie zu Lehrpersonen, die mehr Lohn fordern?
Wettbewerbsfähige
Löhne sind mir wichtig, weil die grundlegendste Zutat für gute, funktionierende
Schulen engagierte und kompetente Lehrpersonen sind. Im Moment sind die Löhne im
Kanton Zug wettbewerbsfähig, dies nicht zuletzt, weil wir per Schuljahr 2016/17
für die Klassenlehrpersonen eine zusätzliche Entlastungslektion eingeführt
haben.
Sie
sind als Kritiker der Klimajugend bekannt. Was gefällt Ihnen an der Bewegung
nicht?
Ich
kritisiere politisches Engagement der Jugend keineswegs. Als Bildungsdirektor
bin ich jedoch für einen geordneten Schulbetrieb zuständig und verlange von den
Schulen deshalb, dass sie die geltenden Absenzenordnungen korrekt vollziehen.
Wenn ich an der Klimabewegung überhaupt etwas kritisiere, dann ist
es die Notstands-Rhetorik. Denn in einem Notstand wird die geltende,
demokratisch beschlossene Rechtsordnung– und damit auch die Bürgerrechte
–ausser Kraft gesetzt.
Was
bedeutet für Sie Heimat?
Heimat
bedeutet für mich, sich zu engagieren und im Gegenzug auch mitbestimmen und
mitgestalten zu können und wollen.
Und
zum Schluss, sagen Sie, was Sie wollen:
Ein
grosses Dankeschön an alle Eltern, Lehrpersonen und Schulleitende, die sich
klug und mit Humor für gute und leistungsstarke Zuger Schulen einsetzen.
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