27. Februar 2020

Zuger Bildungsdirektor will Gymi-Zugang erschweren


Der SVP-Politiker Stephan Schleiss hat bereits eine lange politische Karriere hinter sich. Zurzeit ist er im Kanton Zug für die Direktion Bildung und Kultur zuständig. Daher haben wir mit ihm über eines der wichtigsten Themen überhaupt gesprochen: Die Bildung.
Schleiss möchte aus Gründen der Chancengerechtigkeit den Zugang zur Kantonsschule erschweren, Bild: Bruno Rubatscher
"Die anständigen Schüler sind zu oft die Dummen", Zuger Woche, 26.2. von Deborah Wengl


Stephan Schleiss, was liegt Ihnen betreffend Bildung besonders am Herzen? Die Vielfalt. Viele Bildungswege und durchlässige Bildungswege sind mir wichtig. Das Nebeneinander von allgemeiner Bildung und Berufsbildung sichert den Erfolg unseres Bildungssystems und damit auch unseres Landes. Dazu müssen wir Sorge tragen.

In welchen Bereichen kann sich der Kanton Zug verbessern?
Die Erziehungswissenschaften stossen zwar gerne Schulreformen an, fragen jedoch noch zu wenig nach dem Ergebnis von Schulreformen. Welche Lernfortschritte machen unsere Schüler tatsächlich? Darüber wollen wir nach der Einführung des Lehrplan 21 mehr erfahren.

Sollten die Zulassungsbedingungen für die Kantonsschulen erschwert werden? Wenn ja, warum?
Ich bin der Meinung: Ja. Denn im Kanton Zug wechseln immer mehr Primarschüler direkt ans Langzeitgymnasium. Das gefährdet das Nebeneinander der verschiedenen Bildungswege –und genau dieses Nebeneinander ist dafür verantwortlich, dass wir sehr wenige arbeitslose junge Menschen haben. Es geht also nicht darum, dass der Bildungsdirektor weniger Kantischüler haben will. Sondern es geht um echte Chancengerechtigkeit.

Was für Probleme kommen in Zukunft im Bereich Bildung auf uns zu?
Die Integration verhaltensauffälliger Schüler ist heute das grösste Problem. Die anständigen Schüler sind zu oft die Dummen –und mit ihnen ihre Eltern. Die Gemeinden sind gefordert, hier Gefässe wie Kleinklassen, Time-Out-Strukturen oder ähnliches anzubieten, damit es
für die Regelklassen ein «Ventil» gibt. Im Kanton Zug gibt es in Menzingen, Unterägeri oder auch an der Zuger Oberstufe sehr gute Beispiele für dieses System.

Wie stehen Sie zu Lehrpersonen, die mehr Lohn fordern?
Wettbewerbsfähige Löhne sind mir wichtig, weil die grundlegendste Zutat für gute, funktionierende Schulen engagierte und kompetente Lehrpersonen sind. Im Moment sind die Löhne im Kanton Zug wettbewerbsfähig, dies nicht zuletzt, weil wir per Schuljahr 2016/17 für die Klassenlehrpersonen eine zusätzliche Entlastungslektion eingeführt haben.

Sie sind als Kritiker der Klimajugend bekannt. Was gefällt Ihnen an der Bewegung nicht?
Ich kritisiere politisches Engagement der Jugend keineswegs. Als Bildungsdirektor bin ich jedoch für einen geordneten Schulbetrieb zuständig und verlange von den Schulen deshalb, dass sie die geltenden Absenzenordnungen korrekt vollziehen. Wenn ich an der Klimabewegung überhaupt etwas kritisiere, dann ist es die Notstands-Rhetorik. Denn in einem Notstand wird die geltende, demokratisch beschlossene Rechtsordnung– und damit auch die Bürgerrechte –ausser Kraft gesetzt.

Was bedeutet für Sie Heimat?
Heimat bedeutet für mich, sich zu engagieren und im Gegenzug auch mitbestimmen und mitgestalten zu können und wollen.

Und zum Schluss, sagen Sie, was Sie wollen:
Ein grosses Dankeschön an alle Eltern, Lehrpersonen und Schulleitende, die sich klug und mit Humor für gute und leistungsstarke Zuger Schulen einsetzen.

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