Andreas Wirth sagt es deutsch und deutlich: «Ein Drittel aller Kinder in
Frauenfeld können zu wenig gut Deutsch, wenn sie in den Kindergarten kommen.»
Wirth ist Schulpräsident in Frauenfeld und sitzt für die SVP im Kantonsrat. Er
hat am Positionspapier Bildung der SVP Thurgau (siehe Kasten) mitgearbeitet.
Dieses stellte die Partei in Weinfelden vor. Es bildet den Köcher für
bildungspolitische Vorstösse.
Deutsch als Passepartout, St. Galler Tagblatt, 14.2. von Sebastian Keller
So steht im Papier, dass der Spracherwerb für den schulischen Erfolg von
zentraler Bedeutung ist. «Deutschkenntnisse sind entscheidend für den Erfolg in
der Volksschule.» Wie Urs Schrepfer, Schulleiter, Schulpräsident und
SVP-Kantonsrat, betont, müssen Deutschkenntnisse bereits vor dem Eintritt in
den Kindergarten vorhanden sein. «Aufholen lässt sich das kaum mehr.»
Thurgauer Lösungen haben es schwer
Die Forderung ist nicht neu. Doch der Weg ist steinig. So sah das
Thurgauer Volksschulgesetz bereits einmal vor, dass Schulen Eltern zur Kasse
bitten können, wenn die Kinder zusätzliche Deutschkurse brauchten. Doch dagegen
klagten Privatpersonen. 2017 pfiff das Bundesgericht den Kanton zurück.
Begründung: Die Thurgauer Regelung widerspricht dem verfassungsmässigen
Anspruch auf unentgeltliche Volksschule. Der Thurgau musste sein Gesetz
anpassen.
Das wollte eine Mehrheit im Grossen Rat nicht hinnehmen. Sie schickte
eine Standesinitiative nach Bern, welche eine Änderung der Bundesverfassung
verlangte. So sei der Anspruch auf unentgeltlicher Volksschulunterricht zu
relativieren. Doch das Ansinnen steht im Bundeshaus unter einem schlechten
Stern. Die Bildungskommission beider Räte lehnen es ab.
SVP schwebt ein «selektives Obligatorium vor»
Davon lässt sich die SVP Thurgau nicht entmutigen. «Wir müssen etwas im
vorschulischen Bereich machen», sagt Schrepfer. «Es geht um Chancengleichheit.»
Sein Parteikollege Andreas Wirth denkt etwa an ein «selektives Obligatorium».
Ein solches kennt die Stadt Chur. Sie verschickt an alle Familien mit
dreijährigen Kindern Fragebögen zur Abklärung von Sprachkompetenz. Zeigt sich
ein Manko, setzt die Förderung etwa in Spielgruppen oder Tagesstätte ein.
Wie in Medienberichten zu lesen ist, droht Eltern eine Busse, wenn sie
die Sprachförderprogramme ignorieren. Wie Patrick Küng, Lehrer und
SVP-Mitglied, an der Medienorientierung betont, seien Deutschkenntnisse auch in
naturwissenschaftlichen Fächern entscheidend. «Wer die Sprache nicht
beherrscht, versteht die Aufgaben nicht.»
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