16. Februar 2020

SVP fordert frühe Deutschkurse


Andreas Wirth sagt es deutsch und deutlich: «Ein Drittel aller Kinder in Frauenfeld können zu wenig gut Deutsch, wenn sie in den Kindergarten kommen.» Wirth ist Schulpräsident in Frauenfeld und sitzt für die SVP im Kantonsrat. Er hat am Positionspapier Bildung der SVP Thurgau (siehe Kasten) mitgearbeitet. Dieses stellte die Partei in Weinfelden vor. Es bildet den Köcher für bildungspolitische Vorstösse.
Deutsch als Passepartout, St. Galler Tagblatt, 14.2. von Sebastian Keller


So steht im Papier, dass der Spracherwerb für den schulischen Erfolg von zentraler Bedeutung ist. «Deutschkenntnisse sind entscheidend für den Erfolg in der Volksschule.» Wie Urs Schrepfer, Schulleiter, Schulpräsident und SVP-Kantonsrat, betont, müssen Deutschkenntnisse bereits vor dem Eintritt in den Kindergarten vorhanden sein. «Aufholen lässt sich das kaum mehr.»

Thurgauer Lösungen haben es schwer
Die Forderung ist nicht neu. Doch der Weg ist steinig. So sah das Thurgauer Volksschulgesetz bereits einmal vor, dass Schulen Eltern zur Kasse bitten können, wenn die Kinder zusätzliche Deutschkurse brauchten. Doch dagegen klagten Privatpersonen. 2017 pfiff das Bundesgericht den Kanton zurück. Begründung: Die Thurgauer Regelung widerspricht dem verfassungsmässigen Anspruch auf unentgeltliche Volksschule. Der Thurgau musste sein Gesetz anpassen.

Das wollte eine Mehrheit im Grossen Rat nicht hinnehmen. Sie schickte eine Standesinitiative nach Bern, welche eine Änderung der Bundesverfassung verlangte. So sei der Anspruch auf unentgeltlicher Volksschulunterricht zu relativieren. Doch das Ansinnen steht im Bundeshaus unter einem schlechten Stern. Die Bildungskommission beider Räte lehnen es ab.

SVP schwebt ein «selektives Obligatorium vor»
Davon lässt sich die SVP Thurgau nicht entmutigen. «Wir müssen etwas im vorschulischen Bereich machen», sagt Schrepfer. «Es geht um Chancengleichheit.» Sein Parteikollege Andreas Wirth denkt etwa an ein «selektives Obligatorium». Ein solches kennt die Stadt Chur. Sie verschickt an alle Familien mit dreijährigen Kindern Fragebögen zur Abklärung von Sprachkompetenz. Zeigt sich ein Manko, setzt die Förderung etwa in Spielgruppen oder Tagesstätte ein.

Wie in Medienberichten zu lesen ist, droht Eltern eine Busse, wenn sie die Sprachförderprogramme ignorieren. Wie Patrick Küng, Lehrer und SVP-Mitglied, an der Medienorientierung betont, seien Deutschkenntnisse auch in naturwissenschaftlichen Fächern entscheidend. «Wer die Sprache nicht beherrscht, versteht die Aufgaben nicht.»


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