Die Zürcher Schulleiterinnen und Schulleiter haben immer mehr Mühe, ihre Stellen für Sonderpädagogen mit ausgebildetem Personal zu besetzen. Der Grund dafür sind die steigenden Schülerzahlen und die steigende Zahl von Sonderschülerinnen und -schülern. Deshalb hat Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) nun die Verordnung über die sonderpädagogischen Massnahmen angepasst. Dies erlaubt es Schulen, die nicht genügend Heilpädagogen finden können, ihre offenen Stellen anderweitig zu besetzen. Die Förderlektionen, die ausfallen, sollen den betroffenen Klassen zugutekommen. Insbesondere sollen die Lektionen für mehr Halbklassenunterricht und mehr Teamteaching zur Verfügung stehen.
Mangel an Heilpädagogen spitzt sich zu, Tages Anzeiger, 8.2.
Allerdings ist diese Massnahme auf drei Jahre befristet, wie der Regierungsrat am Donnerstag mitteilte. Zudem müssen die betroffenen Schulen eine Umschichtung der Stellen auf den normalen Schulbetrieb beim Volksschulamt beantragen.
Klassenlehrpersonen, die keine oder weniger Förderlektionen zur Verfügung haben, müssen von ausgebildeten Sonderpädagogen unterstützt werden. Die Gemeinden sollen die drei Jahre Ausnahmeregelung nutzen, das Konzept ihres sonderpädagogischen Angebots zu überprüfen. Um den Mangel an Heilpädagogen zu entschärfen, hat der Kanton Zürich die Zahl der Ausbildungsplätze an der Hochschule für Heilpädagogik in den vergangenen 20 Jahren auf 150 Plätze fast vervierfacht.
Hans-Peter Köhli hat folgenden Kommentar verfasst:
AntwortenLöschenSuper-GAU im sonderpädagogischen Bereich
In einem relativ bescheidenen Artikel steht, es gebe jetzt eine Ausnahmeregelung, weil die Schulleitungen keine heilpädagogisch ausgebildeten Leute mehr finden. Grund der Zuspitzung: immer mehr Kinder, und von denen immer mehr Sonderschülerinnen und -schüle sind. Diese Terminologie der BiD sagt ja schon alles: manche Kinder, die jetzt in Normalklassen beordert werden, gehörten eigentlich eben in Sonderschulen!
Und was macht man jetzt? Die Schulhäuser werden mit Klassenassistenzen geflutet! Diese sollen es richten! Zwar betont man im Erlass über die Schulassistenzen (einzusehen bei google), das sei kein Ersatz für heilpädagogisches Personal. Die BiD weiss aber so gut wie die ganze Lehrerschaft, dass diese Hausfrauen, Zivildienstler und Arbeitslosen etc. de facto halt gleichwohl für die bei den Reformen versprochenen, aber nicht vorhandenen Heilpädagogen und Heilpädagoginnen eingesetzt werden.
Liest man den Schulassistenzerlass der BiD, zeigt sich die konfuse Situation in aller Klarheit: Die Assistenzen dürfen mangels Ausbildung nicht gezielt mit den in Frage kommenden Kindern sonderpädagogisch arbeiten, sondern sie sollen andere Aufgaben übernehmen. Zugegeben: das hilft den bedauernswerten Klassenlehrern und -lehrerinnen zwar vielleicht ein wenig, aber es ist totaler Betrug an den Eltern, denen man die heilpädagogische Förderung in den Normalklassen versprochen hat. Es wird jetzt einfach "den Klassen" geholfen. Ein Unfug, denn in jeder Klasse gibt es auch Kinder, die gar keine Hilfe benötigen. Unterstützung sollten jene Schüler erhalten, die einzeln gefördert werden sollten und nicht einfach alle ein bisschen! Weiter: der Finanzbedarf für die ganze Übung wird rasant steigen - weit mehr, als alle Sonderklassen zusammen kosten würden. Und ganz schlimm ist die sich noch verschärfende Unruhe in den Schulhäusern und Klassenzimmern; bald kommt niemand mehr draus, wer wann wie was macht, und Koordination und Organisation brauchen enorm Zeit und Nerven, die anderswo fehlen.
Die BiD war von allem Anfang an gewarnt worden, das geplante Integrationssystem werde niemals funktionieren. Die Theoretiker und Ideologen wussten es besser, lullten das Volk ein mit ihren schönen Sprüchen und stierten den Unsinn durch. Jetzt ist das Fiasko da, und diese Schulassistenz-Lösung ist nichts anderes als eine absurde Mischung zwischen Verzweiflungstat und faulem Trick, weil das schöne Schiff auf Grund gelaufen ist.