Gestern bestätigte der Kanton Baselland,
was die bz bereits Anfang Monat berichtet hatte. Die ab kommendem Schuljahr
geltende Lehrmittelfreiheit in der
Volksschule bringt im Französisch der 3. und 4. Primarstufe noch keine
Alternative zu «Mille feuilles». Auf der gestern offiziell
vorgestellten Lehrmittelliste, die der Bildungsrat beschlossen hat, ist das
umstrittene Passepartout-Lehrmittel das einzige, das Lehrer dieser Stufe als
Hauptlehrmittel wählen dürfen. Auch empfohlene Ergänzungslehrmittel gibt es
abseits eines Wörterbuchs keine.
Mille feuilles-Debatte: Lehrmittelfreiheit an der Baselbieter Volksschule kommt in Raten, BZ Basel, 14.1. von Michael Nittnaus
«Dass es für das Schuljahr 2020/21 in diesem Bereich noch keine Alternativen
geben wird, ist zweifellos ein Manko», sagt der Leiter des Amts für
Volksschulen, Beat Lüthy. An einem Mediengespräch gibt er offen zu, dass «Mille
feuilles» Defizite hat. Unbestritten ist, dass das Stimmvolk vergangenen
November vor allem wegen der Kritik an «Mille feuilles», «Clin d’Oeil» und «New
World» der Lehrmittelfreiheit zugestimmt hatte. Daher dürfte sich auch
Bildungsdirektorin Monica Gschwind ärgern, die treibende Kraft hinter der neuen
Regelung. Doch sie versucht, zu beschwichtigen: «Man kann die Situation auch positiv
sehen: Für fünf von sieben Volksschuljahren, in denen im Baselbiet Französisch
unterrichtet wird, liegen bereits kurze Zeit nach dem Volksentscheid geprüfte,
lehrplankompatible Alternativlehrmittel vor. Das ist meines Erachtens ein
grosser Erfolg», schreibt sie auf Nachfrage.
Kanton
schaut sich «Léo et Théo» nochmals an
Lüthy betont, dass Baselland mit der
Lehrmittelfreiheit über alle Fächer «meilenweit vor den anderen Kantonen» liege
und versichert, dass mit «Ça roule» vom Klett-Verlag ja ab 2021/22 eine
Alternative zur Verfügung stehen werde. Was gestern zudem klar wurde: Die
Lehrmittellisten sollen sich explizit weiterentwickeln und verändern. Jederzeit
werden Lehrpersonen die Prüfung eines neuen Lehrmittels beantragen können.
Stimmt die neu zusammengesetzte Lehrmittelkommission dem zu, kann es während
rund einem Schuljahr getestet und am Ende beurteilt werden.
Abschliessend entscheidet dann der Bildungsrat, ob es auf die Liste aufgenommen
wird. Vielleicht schafft es auch «Léo et Théo» vom italienischen Eli-Verlag auf
die Liste. Hatte der Schweizer Vertriebspartner, der Ingold Verlag, der bz erst
noch gesagt, es brauche eine aufwendige Adaption, bat er in einem Brief
Gschwind nun doch um die direkte Aufnahme für die 3./4. Primar. Lüthy macht
aber wenig Hoffnung, dass es noch für diesen Sommer reicht.
Eine weitere Erkenntnis der gestrigen
Präsentation ist, dass die Lehrmittelfreiheit in Raten umgesetzt wird: Der
Bildungsrat publizierte zwar Listen für Französisch, Englisch, Deutsch und
Mathematik, doch neu geprüfte Bücher gibt es 2020/21 erst für die beiden
erstgenannten Fächer. Die Lehrmittelkommission wird als Nächstes neue
Lehrmittel der Fächer Mathematik, Biologie, Chemie und Physik überprüfen. Diese
könnten dann frühestens auf das Schuljahr 2021/22 den Lehrern zur Wahl stehen.
Wann die Lehrmittelfreiheit wirklich für alle Fächer bestehen wird, konnte die
Bildungsdirektion gestern noch nicht sagen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen