Lehrer klagen über "toxische Mischung", Blick, 6.12. von Lea Hartmann
Umso wichtiger wäre da das neue Schulfach «Medien und Informatik» (MI).
Es ist Teil des Lehrplans 21, mit dem inzwischen praktisch alle
Deutschschweizer Kantone begonnen haben. Schüler sollen in diesem Fach nicht
nur den Umgang mit Computer und Internet besser lernen, sondern auch in
Medienkompetenz geschult werden.
Lehrer warnen vor «undurchschaubarer Situation»
Doch das klappt hinten und vorne nicht! Die Lehrkräfte schlagen Alarm.
Die Situation sei «undurchschaubar», Tausende Lehrpersonen «nur unzureichend
vorbereitet», klagt der Lehrerdachverband LCH in seiner Zeitschrift.
So gibt es zwischen den Kantonen riesige Unterschiede darin, wie das
neue Modul in den Unterricht integriert wird. Oberwalliser Schüler haben
beispielsweise nur in der siebten Klasse eine Lektion MI pro Woche, Solothurner
Schüler hingegen von der dritten bis in die neunte Klasse – also siebenmal
mehr. In anderen Kantonen gibt es gar kein eigenes Fach «Medien und
Informatik». Die Inhalte sollen dort «fächerübergreifend» vermittelt werden.
Run auf Weiterbildungen
Ein wildes Durcheinander herrscht auch bei der Aus- und Weiterbildung
der Lehrerinnen und Lehrer. Je nach Kanton beziehungsweise pädagogischer
Hochschule sind Weiterbildungskurse unterschiedlich lang. Und auch inhaltlich
unterscheiden sie sich. Das bemängelt der Berufsverband. «Man hat sich bis
heute nicht auf einen Standard geeinigt», sagt Beat A. Schwendimann (44),
Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle des LCH.
Nachdem ein Kanton den Lehrplan 21 eingeführt hat, haben die Lehrer
meist fünf Jahre Zeit, um den Kurs zu absolvieren, der sie fürs neue Modul fit
macht. Doch schon vorher unterrichten sie das Fach. Für Schwendimann ist das
eine «sehr unbefriedigende Situation».
Den Lehrerinnen und Lehrern kann diese Situation aber nicht angelastet
werden: Die Nachfrage nach den Kursen ist riesig. Hochschulen sprechen von
einem regelrechten «Run» auf die Weiterbildungskurse. Doch: «Die Lehrgänge sind
zum Teil bis 2021 praktisch ausgebucht», sagt LCH-Präsidentin Dagmar Rösler
(48).
«Kantone müssen sich besser koordinieren»
Die Weiterbildung der Lehrperson ist das eine, das richtige Lehrmittel
das andere. Doch auch hier sind mehrere Kantone noch gar nicht parat. Alles in
allem spricht der Berufsverband von einer «toxischen Mischung». Präsidentin
Rösler fordert: «Kantone beziehungsweise Hochschulen müssen sich untereinander
dringend besser koordinieren.»
Handlungsbedarf sehen auch die obersten kantonalen
Bildungsverantwortlichen. BLICK hat die Deutschschweizer
Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) mit der Kritik der Lehrer konfrontiert.
Auf der Suche nach Lösungen
Zum Vorwurf, dass Schüler in einigen Kantonen viel mehr MI-Unterricht
haben als in anderen, sagt die D-EDK bloss, die Schüler arbeiteten «an
denselben Kompetenzen, egal in welchen Unterrichtsgefässen». Sie räumt das
Offensichtliche aber ein: «Eine Vereinheitlichung auch in diesen Bereichen
würde den interkantonalen Schulwechsel sicher noch weiter vereinfachen.» Die
D-EDK reicht den Schwarzen Peter an die einzelnen Kantone weiter: Die Umsetzung
des Lehrplans, also auch die Organisation des neuen Schulfachs, liege in deren
Kompetenz.
Zumindest in einem Bereich kündigen die Bildungschefs an, über die
Bücher zu gehen. Man bedaure die Tatsache, dass die Weiterbildungskurse für
Lehrer teilweise ausgebucht sind, so die EDK. «Die Kantone nehmen diese
Umstände ernst und suchen nach Lösungen.» Ein rasches Anpacken der Probleme
klingt anders. Doch schon in drei Jahren steht die nächste Pisa-Studie an.
Zwei Dinge:
AntwortenLöschen1. "Hiesige Schülerinnen und Schüler können immer schlechter schreiben, wie der Pisa-Test gerade gezeigt hat". PISA misst das Leseverständnis, Schreiben wird gar nicht getestet. Wie steht es mit der Lesekompetenz der Journalistin?
2. Die D-EDK existiert gar nicht mehr. Sie wurde per Ende 2018 aufgelöst https://schuleschweiz.blogspot.com/2018/10/edk-lost-sich-auf.html