Pisa ist die grösste internationale Schülervergleichsstudie. Sie wird
alle drei Jahre von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) durchgeführt. Für die neuste Ausgabe testete die
OECD 600'000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren aus 79
Ländern.
Bei jeder Studie wird ein anderer Fokus gesetzt. Dieses Mal lag der
Schwerpunkt auf der Lesekompetenz – und genau hier offenbarten die Schweizer
Schüler Schwächen. Im Schnitt erzielten sie 484 Punkte. Damit liegt die
Schweiz lediglich auf dem 27. Platz.
Fast ein Viertel der 15-jährigen Schweizerinnen und Schweizer erreichte
nicht das sogenannte Level 2, bei dem sie zumindest die Grundidee und den
möglichen Zweck eines Textes von mittlerer Länge erkennen sollen sowie die dort
vermittelten Informationen nutzen können.
Pisa-Test: So schlecht schneiden die Schweizer Schüler ab, Basler Zeitung, 3.12. von Yannick Wiget und Barbara Reye. Grafik: Dino Caracciolo
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Vor sechs Jahren sah das noch anders aus, als die Schüler auf einen
Punktestand von 509 kamen und damit deutlich über dem Durchschnitt der
OECD-Länder lagen. Mittlerweile hat die Schweiz diesen Vorsprung verspielt.
«Jeder zweite Jugendliche in der Schweiz liest Texte nicht zum
Vergnügen», sagt Martin Verner vom Institut für Bildungsevaluation der
Universität Zürich, das für die Stichprobenziehung und die Durchführung
für Pisa 2018 in der Schweiz mitverantwortlich war. Und die Studie
zeige, dass die Lesefreude mit der Lesekompetenz stark zusammenhänge. Viele
15-Jährige hätten keinen Spass mehr, ein literarisches Buch, einen
Zeitungsartikel oder auch irgendeinen Magazinbeitrag zu lesen, fügt Verner
hinzu. Sie empfänden dies als eine Zeitverschwendung.
Wie der Pisa-Bericht festhält, hat der digitale Wandel dazu geführt,
dass die Lesekompetenz in den vergangenen Jahren stark abgenommen hat. So habe
etwa das Smartphone die Art und Weise, wie Menschen Informationen lesen und
austauschen, verändert. Jeder Zehnte könne nicht mehr unterscheiden, was Fakt
und was Meinung sei.
Auch bei den Naturwissenschaften zeigt der Trend nach unten. Dort haben
sich die Schweizer Jugendlichen gegenüber dem letzten Pisa-Test um 11
Punkte verschlechtert. Noch liegen sie knapp über dem OECD-Schnitt.
Im Vergleich aller Länder landet die Schweiz bei den Naturwissenschaften
auf dem 23. Rang, vor Frankreich und Österreich, aber hinter Deutschland.
Auffallend ist, dass in allen Kategorien der erste Platz der aktuellen
Pisa-Studie an China geht, der zweite jeweils an Singapur und der dritte an die
chinesische Sonderverwaltungszone Macao.
In der Mathematik dominieren ebenfalls die Asiaten. Die Schweiz kommt
gleich hinter den Top 10 und hat nur drei europäische Länder vor
sich. Beim letzten Test vor drei Jahren belegte sie allerdings noch den 8.
Rang.
Im Vergleich zum vorherigen Test hat sich die Schweiz in dieser
Kategorie allerdings nur geringfügig verschlechtert. Mit 515 Punkten liegt
sie klar über dem Durchschnitt der OECD-Länder. Mathe ist die Kategorie, in der
die hiesigen Jugendlichen weiterhin glänzen können.
In der Schweiz nahmen insgesamt 5822 Schüler und Schülerinnen
aus 231 verschiedenen Schulen an der Erhebung teil. Zwei Stunden wurden sie in
Mathematik, Naturwissenschaften und im Leseverständnis getestet und haben alle
Aufgaben nicht auf dem Papier, sondern wie beim vorherigen Test im Jahr 2015 am
Computer gelöst.
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