10. November 2019

Die teuersten Lehrmittel der Geschichte


Die heftig kritisierten Passepartout-Lehrmittel «Mille feuilles», «Clin d’œil» und «NewWorld» sind kaum mehr zu retten.Zu heftig ist der pädagogische und politische Widerstand, zu erdrückend sind die Fakten und Analysen des Instituts für Mehrsprachigkeitsdidaktik der Universität Freiburg (IfM), welches in seinem Schlussbericht betreffend Französischunterricht zum Fazit kommt: Mit «Mille feuilles» erreiche eine Mehrheit der Schülerbis zum Ende der Primarschulzeit die Lernziele nicht.Vernichtender könnte die Analyse für das einst mit Vorschusslorbeeren überhäufte chaotische Lehrmittel kaum sein.
Das Ende von "Mille feuilles", Basler Zeitung, 9.11. von Alina Isler


Die Starke Schule beider Basel hat mit der Lancierung der Volksinitiative «Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt» den Widerstand gegen eine abstruse Ideologie und unbrauchbare Schulbücher eingeleitet. Weltweit gibt es kein vergleichbares Fremdsprachenkonzept.
Bei Passepartout handelt es sich um ein misslungene sExperiment, welches ohne jegliche Erfahrungswerte im ganzen Kanton und an allen Kindern durchgeführt wird.Ohne Not hat man so die bisher bewährte Tradition der Fremdsprachenvermittlung aufgegeben.

Die Passepartout-Schulbücher «Mille feuilles», «Clin d’œil» und «NewWorld» missachten das pädagogische Grundprinzip, Schulkinder vom Einfachen zum Schwierigen zu führen. Ein alltagstauglicher Wortschatz fehlt ebensowie ein systematischer Aufbau der wichtigen sprachlichen Grundstrukturen (Grammatik). Die Schüler sind frustriert, weil sie die Lernziele nicht erreichen.

Dass die Passepartout-Lehrmittel samt der ihnen zugrunde liegenden umstrittenen «Didaktik der Mehrsprachigkeit» flächendeckend eingeführt wurden, ist von Anfang an von der Starken Schule und dem LVB kritisiert worden. Mittlerweile findet die Einsicht, dass es andere Schulbücher braucht, durch welche die Passepartout-Lehrmittel schnell ersetzt werden können, breite Unterstützung: Der Baselbieter Landrat befürwortet die Umsetzung der Initiative der Starken Schule sogar einstimmig. Auch die Amtliche Kantonalkonferenz (AKK), die Handelskammer, die Schulleitungskonferenzen und der Bildungsrat befürworten eine rasche Umsetzung mit einer«geleiteten» Lehrmittelfreiheit, welche es den Lehrpersonen ermöglicht, die untauglichen Passepartout-Lehrmittel bereits ab dem kommenden Schuljahr2020/21 auf beiden Schulstufen (Primar und Sek 1) durch Schulbücher zu ersetzen, die einer international anerkannten und bewährten Didaktik folgen.

Die Bildungsdirektion geht davon aus, dass auf den beiden Schulstufen Primar und Sek 1 bereits im kommenden Schuljahr eine Mehrheit der Lehrpersonen auf die neuen und deutlich besseren Lehrmittel umsteigen wird.Die Passepartout-Lehrmittel werden damit innerhalb von wenigen Jahren aus den Klassenzimmern verschwinden.

Die Passepartout-Schulbücher sind Einweglehrmittel,die folglich nach einem Jahr weggeworfen werden.Es sind die teuersten Fremdsprachenlehrmittel, die sich der Kanton je geleistet hat.Die neuen Schulbücher sind hingegen Mehrweglehrbücher, dievon Klasse zu Klasse weitergegeben werden. Die Lebensdauer solcher Mehrweglehrmittel beträgt vier bis fünf Jahre. Zwar fallen im ersten Jahr durch die Erstanschaffung geringe Mehrkosten an, innerhalb von wenigen Jahren können jedoch Kosten eingespart werden.

Bedenklich ist,dass es so lange gedauert hat, bis die anhaltende Kritik endlich ernst genommen wurde. Studien,die die Wirksamkeit der Passepartout-Ideologie und ihrer Lehrmittel infrage stellten, wurden permanent negiert,verharmlost und als nichtig abgetan. Kritische Stimmen aus den Schulen wurden systematisch belächelt, als rückständig erklärt und als Vertreter mittelalterlicher Unterrichtsmodelle diffamiert.

Gleichzeitig wurden erfahrene Fremdsprachenlehrpersonen zu gehirnwäscheartigen Weiterbildungen von bis zu 84 Stunden gezwungen, mit derAndrohung, ihnen ansonsten die Lehrberechtigung für diese Fächer zu entziehen.Die Folgen waren horrende Kosten von weit über zehn Millionen Franken, weiteres Oberflächenflickwerk an den Lehrmitteln sowie verzweifelte Durchhalteparolen, um einen Gesichtsverlust hinauszuschieben. Denn es kann nicht wahr sein,was nicht wahr sein darf.
Im Kanton Baselland stimmt das Volk am 24.November dieses Jahres über die Umsetzung der Initiative der Starken Schule ab. Mit einem Ja können die Stimmberechtigten das Debakel um Passepartout und die dazugehörigen Lehrmittel beenden.

Alina Isler ist Vorstandsmitglied der Starken Schule beider Basel

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