11. November 2019

Zweimal Ja zu den Baselbieter Bildungsvorlagen


Seit ihrer Einführung wurden die Fremdsprachenlehrmittel «Mille feuilles», «Clin d’oeil» und «New World» sehr kontrovers beurteilt. Auch der LVB brachte sich früh in die Debatte ein und legte dar, was ihn nicht überzeugte.
 Zweimal Ja zu pragmatischen Lösungen, BZ Basel, 11.11. von Michael Weiss und Roger von Wartburg


Im Februar 2018 unterstützte eine Landratsmehrheit die nicht formulierte Volksinitiative «Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt» des Komitees «Starke Schule». Daraufhin reichte die Primarlehrerkonferenz eine Petition gegen einen neuerlichen Wechsel der Lehrmittel ein. In jener festgefahrenen Situation brachte der LVB die Idee einer geleiteten Lehrmittelfreiheit ins Spiel. Diese ist ein gutschweizerischer Kompromiss: Weder sollen Lehrmittel verboten noch Lehrpersonen zur Arbeit mit Lehrmitteln gezwungen werden, die sie als ungeeignet betrachten.

Der LVB sieht in der geleiteten Lehrmittelfreiheit auch eine Stärkung der pädagogischen Verantwortung der Lehrpersonen. Diese sollen sich aus einer Liste geprüfter, mit dem Lehrplan kompatibler Lehrmittel bewusst für dasjenige entscheiden, mit dem ihre Klassen die Lernziele am besten erreichen können.

Mittlerweile steht eine breite Allianz hinter dem Konzept: Der Landrat hiess diese Umsetzung der Initiative der «Starken Schule» sogar einstimmig gut. Auch Bildungsdirektorin Monica Gschwind setzte sich hartnäckig für einen Kompromiss ein, sodass mittlerweile fast alle relevanten Akteure, inklusive der Initianten, diesen Kurs unterstützen. Die geleitete Lehrmittelfreiheit ist nicht auf die Fremdsprachen beschränkt: Künftig soll der Bildungsrat den Lehrpersonen in möglichst allen Fächern eine Auswahl an Lehrmitteln vorlegen. Das ist gut für den Unterricht und zudem ökonomisch wie ökologisch sinnvoll, denn ungenutzt weggeworfene obligatorische Lehrmittel werden so der Vergangenheit angehören. Pädagogische Innovationen können sich nur noch verbreiten, wenn sie sich als praxistauglich erweisen – und
nicht, weil sie «von oben» verordnet wurden. Lehrpersonen und Bildungspolitiker aus anderen Kantonen blicken am 24. November gebannt nach Baselland. Mit einem Ja zur Änderung des Bildungsgesetzes gelänge dem Baselbiet eine bildungspolitische Pionierleistung mit Vorbildcharakter.

Mit der zweiten Bildungsvorlage will der Gegenvorschlag des Landrats zur zurückgezogenen Initiative «Niveaugetrennter Unterricht in Promotionsfächern» sicherstellen, dass auch an kleineren Sekundarschulen Wahlpflichtfächer wie MINT, Musik oder Gestalten angeboten werden können. Eine LVB-Umfrage ergab Ja-Anteile von über 80 Prozent zu beiden Bildungsvorlagen. Wir empfehlen Ihnen daher ein zweifaches Ja.


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