In den Augen der Weininger Oberstufenlehrpersonen
Ursina Lüthi-Buchli und Lukas Rechsteiner ist es höchste Zeit, dass die
Studienbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik eine
höhere Priorität erhalten.
So kommt die neue Gewichtung der MINT-Fächer bei Lehrpersonen an, Limmattaler Zeitung, 27.10. von Lydia Lippunger
Seit diesem Sommer unterrichten die
Oberstufenlehrpersonen im Kanton Zürich den Fächerbereich MINT. Die Abkürzung
steht für die im Lehrplan 21 zusammengefassten Studienbereiche Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Schon vor der Einführung des neuen
Lehrplans wurden diese Fächer an der Oberstufe unterrichtet, doch ab diesem
Schuljahr nehmen sie doppelt so viel Platz im Stundenplan ein wie bis anhin.
Die Lektionen wurden auf Kosten der Fremdsprachen aufgestockt.
MINT gibt vor allem logisch denkenden Schülern eine
Möglichkeit, ihre Stärken zu zeigen. «Das Fach hat nun die gleiche Gewichtung
wie Französisch oder Englisch und ist somit für mathematisch begabte Schüler
wertvoll», sagt Lukas Rechsteiner. Er ist Sekundarlehrer und mit seiner
Arbeitskollegin Ursina Lüthi-Buchli verantwortlich für MINT an der Oberstufe in
Weiningen. Lüthi-Buchli unterrichtet bereits seit 16 Jahren
Naturwissenschaften. In ihren Augen ist es höchste Zeit, dass dieses Fach eine
höhere Priorität erhält. «Einerseits war es dringend notwendig, da die
Naturwissenschaften gegenüber den sprachlichen Fächern viel zu wenig stark
gewichtet wurden.
Andererseits erhoffe ich mir durch MINT einen grossen
Mehrwert für das Allgemeinwissen der Schüler», sagt sie. Dabei geht es laut
Rechsteiner nicht nur darum, dass später möglichst viele einen technischen
Beruf erlernen, sondern dass sie die verschiedenen technischen Gebiete kennen
lernen können.
Spass an der Praxis, doch die Theorie kommt zu kurz
Viele Schüler mögen den Alltagsbezug und das
praktische Lernen mit MINT. So wird beispielsweise ein Modell gebaut, anstatt
dass man es nur von der Tafel abzeichnet. Doch trotz der Begeisterung für die
stärkere Gewichtung der Naturwissenschaften befürchten beide Lehrpersonen, dass
spielerische Elemente zu hoch gewichtet sind. Da bleibe die Theorie auf der
Strecke.
«Ich bin froh, haben wir endlich ein Lehrmittel für
die Naturwissenschaften. Doch viele Themen werden nur kurz angeschnitten und
man kann sie kaum vertiefen», so Lüthi-Buchli. Auch die Beurteilung gestalte
sich schwieriger und aufwendiger, da vermehrt das Arbeiten und der Prozess der
Schüler getestet werden soll. Zudem sei es momentan schwierig, für die doppelte
Anzahl MINT-Lektionen genügend geeignete Klassenzimmer zu finden.
Das Klischee, dass die naturwissenschaftlichen
Themen nur Knaben ansprechen, stimme nicht. Lüthi-Buchli sagt: «Mädchen und
Knaben sind interessiert und auch gut darin. Einzig in gewissen Bereichen der
Physik sind die Knaben tendenziell etwas interessierter.» Rechsteiner dagegen
sagt, es komme auf den Bereich an. «In Menschenkunde oder Chemie sind die
Mädchen stark. Doch in Physik und technischen Themen wie Motorenkunde sind die
Knaben besser erreichbar.» Der Ausbau des Faches «Natur und Technik» gefällt
beiden Lehrpersonen, doch das Fach müsse sich nun erst einmal etablieren. Acht
Wochen sei eine zu kurze Zeit, um das neue Fach definitiv zu beurteilen. «Im
Moment dreht sich alles um den Lehrplan 21. Doch wir werden auch wieder auf den
Boden der Realität zurückkommen», sagt Rechsteiner. Damit meint er, dass man
die Pädagogik nicht auf den Kopf stellen könne, sondern auch künftig
pragmatische Lösungen suchen und neue Elemente einbauen muss.
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