Die
Schweiz atmet und amtet den Kantönligeist. Das wird unter anderem bei der
Schulbildung deutlich. Daran rütteln konnte auch der in der ganzen
Deutschschweiz eingeführte Lehrplan 21nur teilweise. Manche regionalen
Eigenheiten betreffen die Ferien, die Namen der verschiedenen Stufen.
Oder die Art, wie Schüler verschiedener Stufen und Niveaus (gemeinsam)
unterrichtet werden.
Schüler der Oberstufe haben nicht überall gleiche Chancen, Nau.ch, 31.8. von Nadine Brügger
Kanton
entscheidend für Zukunft
Andere
Unterschiede aber haben einen viel konkreteren Einfluss auf die Zukunft der
Schüler. Übertritts- und Promotionsverfahren in der Oberstufe, zum Beispiel.
Denn das
Niveau, auf dem die obligatorische Schule abgeschlossen wird, stellt die
Zukunfts-Weichen. Stehen die Türen zur Bäcker-Lehre ebenso offen, wie jene zu
KV und Gymnasium? Oder haben schlechte Noten viele Wege verbaut?
Pubertät,
Noten und Berufswahl
Entschieden
wird das zwischen der sechsten und neunten Klasse. Nach der ersten Hälfte des
sechsten Schuljahres wird festgelegt, auf welchem Niveau die Schülerin die
Oberstufe absolvieren wird.
Von der
siebten bis zur neunten Klasse werden Schüler allerdings immer wieder geprüft.
Je nach Noten ist ein Aufstieg in ein höheres Niveau möglich. Oder aber der
Abstieg in ein tieferes.
Mit dem
Abstieg einher geht das Zufallen so einiger beruflicher Türen. Die Zukunft
entscheidet sich also dann, wenn bei den Schülerninnen die Pubertät ihre volle Kraft entfaltet.
Frühwarnsystem
für Berner und Zürcher
Viele
Kantone kennen darum eine Art Frühwarnsystem. Sind die Leistungen in den
relevanten Fächern in einem Semester ungenügend, werden die Schüler verwarnt.
Ihre
Versetzung in die nächste Stufe ist damit gefährdet. Es droht der Abstieg in
ein tieferes Niveau. Ist dieses bereits erreicht, bleibt die Repetition. Das
nächste Semester wird damit zum Prüfstein. Wer versagt, wird tatsächlich nach
unten versetzt. Oder muss repetieren.
Schüler
kommen mit Schrecken davon
Oft
reicht allerdings der Schock – schon steigen die Noten von Herr und Frau
Schüler wieder an. Statt sich die berufliche Zukunft langfristig zu erschweren,
kommen sie mit dem Schrecken davon. Dieses Frühwarnsystem gewähren allerdings
nicht alle Kantone.
Bekannt
ist es unter anderem in Bern, Solothurn, Aargau, den beiden Appenzell, Zürich,
Graubünden, Glarus, St. Gallen oder Baselland. In anderen Kantonen dagegen
bekommen die Schüler keine zweite Chance.
Mit dem
aktuellen Schuljahr hat beispielsweise Basel Stadt ein neues Promotions-System
eingeführt. Oberstufenschüler, die während einem Semester schlechte Noten
schreiben, fallen direkt zurück. Ohne wenn, aber und doppelten Boden.
Wechsel
zu jedem Zeitpunkt möglich
Besonders
wackelig stehen die Schüler im Osten. «Wechsel können auf den Beginn jedes
Semesters oder auf weitere von der Schulgemeinde festgelegte Termine
vorgenommen werden.» So legt es die Thurgauer Schulverordnung fest.
«Im Einverständnis mit den
Erziehungsberechtigten sowie bei Sekundarschulen ohne äussere Typengliederung
oder ohne Niveauführung können sie auch zu anderen Zeitpunkten erfolgen.»
Auch die
Luzerner Schülerinnen müssen zu jedem Semsterende zittern. Der Aufstieg in ein
höheres Niveau ist in allen Kantonen jeweils zum Semesterende möglich. Sofern
die Noten stimmen. So wird gewährleistet, dass die Schülerinnen nicht
unnötigerweise Unterrichtsstoff verpassen.
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