23. September 2019

Mehr Koordination bei ICT


Allmählich finden sich Bund, Kantone und Gemeinden auf einem gemeinsamen Gleis, um die Digitalisierung im Bildungsbereich voranzubringen. Lange Zeit fehlte es an Leitlinien und an Koordination, was Standards, Lehrmittel, Datenschutz und Sicherheit betrifft. Manche Schulen versuchten in Eigenregie den digitalen Dreh zu finden, Gelder verpufften. Das führte unter anderem zum Aufruf der Städteinitiative Bildung, die Grundlagen für eine gerechte Bewältigung des digitalen Wandels zu schaffen und ärmeren Gemeinden unter die Arme zu greifen. Der Verband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) verlangte einen engeren Austausch unter den Kantonen.
In den digitalen Bildungsdschungel kommt mehr Licht, NZZ, 23.9. von Jörg Krummenacher


Föderation für digitale Identität
Inzwischen sind erste Pflöcke eingeschlagen. Vor den Sommerferien haben die kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) einen Arbeitsplan zur Umsetzung ihrer Digitalisierungsstrategie verabschiedet. Er enthält sieben Massnahmenbereiche zur besseren nationalen Koordination und stärkt unter anderem die Lehrpersonen, deren künftige pädagogische Leistung sich nicht in der Rolle des reinen Digitalassistenten erschöpfen soll. Beat A. Schwendimann, der Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle beim LCH, stellt dazu fest, dass zentrale Forderungen des Lehrerverbands aufgenommen worden seien.

Ein wesentliches Element ist die Schaffung einer schweizweit akzeptierten digitalen Identität für Schülerinnen und Schüler. Diese soll ihnen überall einen datenschutzkonformen Zugang zu digitalen Diensten und Lehrmitteln erlauben. Die kantonalen Erziehungsdirektoren wollen an ihrer Plenarversammlung vom 25. Oktober eine entsprechende Föderation ins Leben rufen, der die Kantone ab 2020 beitreten können. Nach Auskunft der EDK-Generalsekretärin Susanne Hardmeier besteht eine der wichtigsten Aufgaben darin, Mindeststandards im Datenschutz zu fixieren.

Nationale Plattform erwünscht
Noch nicht realisiert ist vorderhand eine vom LCH gewünschte nationale Plattform im Bereich der Volksschule, wie sie auf Stufe Berufsbildung seit Dezember 2018 besteht. Diese gibt unter dem Titel «digitalinform.swiss» einen Überblick über den digitalen Wandel in der Berufsbildung und wird vom Bund unterstützt. Auf Volksschulstufe besteht immerhin schon eine Plattform, die Visiten von Schulen fördert, welche unter anderem in der Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie erlaubt den Schulen, voneinander zu lernen, wie digitale Technologien zielgerichtet genutzt werden können.

Auch auf Stufe der Hochschulen und der Forschungsförderung ist die Zusammenarbeit bei digitalen Projekten zu einem Schwerpunkt geworden. Im Rahmen seiner laufend aktualisierten Strategie «Digitale Schweiz» hat sich der Bundesrat für alle Bildungsstufen zur verstärkten Koordination zwischen Bund und Kantonen bekannt. Dazu gehören, wie es heisst, auch die «zeitnahe Beobachtung der Entwicklungen» und eine Stärkung des Dialogs mit dem Ziel, gesamtschweizerische Lösungen zu finden.

Ständerat bremst Nationalrat aus
Vor diesem Hintergrund erstaunt nicht, dass die ständerätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur nun bei der Schaffung weiterer Programme auf die Bremse tritt. Sie empfiehlt zwei Motionen ihrer nationalrätlichen Schwesterkommission, die der Nationalrat noch im Juni deutlich durchgewinkt hatte, einhellig zur Ablehnung – in Einklang mit dem Bundesrat. Am kommenden Dienstag werden die beiden Motionen im Plenum behandelt. Sie verlangen die Schaffung von Gesetzesgrundlagen für zusätzliche digitale Impulsprogramme, die einerseits eine nationale Bildungsplattform, anderseits zusätzliche Gelder für den Hochschul- und Berufsbildungsbereich sicherstellen sollen.
Die ständerätliche Kommission hält dies im heutigen Zeitpunkt für überflüssig. Sie verweist auch auf Zusicherungen des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), wonach die Digitalisierung auch in der nächsten Bildungsbotschaft für die Jahre 2021–2024 eine zentrale Rolle einnehmen werde und entsprechende Impulsprogramme ohnehin geplant seien. Die Probe aufs Exempel lässt sich im ersten Quartal des nächsten Jahres machen: Dann wird der Bundesrat die neue BFI-Botschaft vorlegen.


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