Allmählich finden sich Bund, Kantone und Gemeinden auf einem gemeinsamen
Gleis, um die Digitalisierung im Bildungsbereich voranzubringen. Lange Zeit
fehlte es an Leitlinien und an Koordination, was Standards, Lehrmittel,
Datenschutz und Sicherheit betrifft. Manche Schulen versuchten in Eigenregie
den digitalen Dreh zu finden, Gelder verpufften. Das führte unter anderem
zum Aufruf der Städteinitiative Bildung,
die Grundlagen für eine gerechte Bewältigung des digitalen Wandels zu schaffen
und ärmeren Gemeinden unter die Arme zu greifen. Der Verband Lehrerinnen und
Lehrer Schweiz (LCH) verlangte einen engeren Austausch unter
den Kantonen.
In den digitalen Bildungsdschungel kommt mehr Licht, NZZ, 23.9. von Jörg Krummenacher
Föderation für digitale Identität
Inzwischen sind erste Pflöcke eingeschlagen. Vor den Sommerferien haben
die kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) einen Arbeitsplan zur Umsetzung ihrer
Digitalisierungsstrategie verabschiedet. Er enthält sieben
Massnahmenbereiche zur besseren nationalen Koordination und stärkt unter
anderem die Lehrpersonen, deren künftige pädagogische Leistung sich nicht in
der Rolle des reinen Digitalassistenten erschöpfen soll. Beat
A. Schwendimann, der Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle beim LCH,
stellt dazu fest, dass zentrale Forderungen des Lehrerverbands aufgenommen
worden seien.
Ein wesentliches Element ist die Schaffung einer schweizweit akzeptierten digitalen Identität für
Schülerinnen und Schüler. Diese soll ihnen überall einen datenschutzkonformen
Zugang zu digitalen Diensten und Lehrmitteln erlauben. Die kantonalen
Erziehungsdirektoren wollen an ihrer Plenarversammlung vom 25. Oktober
eine entsprechende Föderation ins Leben rufen, der die Kantone ab 2020
beitreten können. Nach Auskunft der EDK-Generalsekretärin Susanne Hardmeier
besteht eine der wichtigsten Aufgaben darin, Mindeststandards im Datenschutz zu
fixieren.
Nationale Plattform erwünscht
Noch nicht realisiert ist vorderhand eine vom LCH gewünschte nationale
Plattform im Bereich der Volksschule, wie sie auf Stufe Berufsbildung seit
Dezember 2018 besteht. Diese gibt unter dem Titel «digitalinform.swiss» einen
Überblick über den digitalen Wandel in der Berufsbildung und wird vom Bund
unterstützt. Auf Volksschulstufe besteht immerhin schon eine Plattform,
die Visiten von Schulen fördert, welche unter anderem in der
Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie erlaubt den Schulen,
voneinander zu lernen, wie digitale Technologien zielgerichtet genutzt werden
können.
Auch auf Stufe der Hochschulen und der Forschungsförderung ist die
Zusammenarbeit bei digitalen Projekten zu einem Schwerpunkt geworden. Im Rahmen
seiner laufend aktualisierten Strategie «Digitale Schweiz» hat sich der
Bundesrat für alle Bildungsstufen zur verstärkten Koordination zwischen Bund
und Kantonen bekannt. Dazu gehören, wie es heisst, auch die «zeitnahe
Beobachtung der Entwicklungen» und eine Stärkung des Dialogs mit dem Ziel,
gesamtschweizerische Lösungen zu finden.
Ständerat bremst Nationalrat aus
Vor diesem Hintergrund erstaunt nicht, dass die ständerätliche
Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur nun bei der Schaffung weiterer
Programme auf die Bremse tritt. Sie empfiehlt zwei Motionen ihrer
nationalrätlichen Schwesterkommission, die der Nationalrat noch im
Juni deutlich durchgewinkt hatte, einhellig zur Ablehnung – in Einklang mit dem
Bundesrat. Am kommenden Dienstag werden die beiden Motionen im Plenum
behandelt. Sie verlangen die Schaffung von Gesetzesgrundlagen für zusätzliche
digitale Impulsprogramme, die einerseits eine nationale Bildungsplattform,
anderseits zusätzliche Gelder für den Hochschul- und Berufsbildungsbereich
sicherstellen sollen.
Die ständerätliche Kommission hält dies im heutigen Zeitpunkt für
überflüssig. Sie verweist auch auf Zusicherungen des Staatssekretariats für
Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), wonach die Digitalisierung auch in
der nächsten Bildungsbotschaft für die Jahre 2021–2024 eine zentrale Rolle
einnehmen werde und entsprechende Impulsprogramme ohnehin geplant seien. Die
Probe aufs Exempel lässt sich im ersten Quartal des nächsten Jahres machen:
Dann wird der Bundesrat die neue BFI-Botschaft vorlegen.
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