Das Schuljahr hat begonnen, im Aargau
traditionsgemäss mit einem Auftritt von Bildungsdirektor Alex Hürzeler. Seit
Wochen habe ich mich auf die Schlagzeile gefreut, die jedes Jahr zuverlässig
erscheint: Jede Klasse hat wieder einen Lehrer. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Da war sie wieder, im Dienstagsblatt: «Geschafft: Vor jeder Klasse steht
rechtzeitig eine Lehrperson.» Es war dieses Jahr ganz besonders schwer. Aber es
ist geschafft. Nächstes Jahr wird es noch schwerer werden. Aber es wird sicher
wieder geschafft werden.
Hurra, jede Klasse hat eine Lehrerin!, Aargauer Zeitung, 19.8. von Hans Fahrländer
Für die Führungstroika des Bildungsdepartements ist
dieses jährliche «Geschafft» wie eine bestandene Klassenarbeit. Die Schlagzeile
kontrastiert indes seltsam mit dem öffentlich bekannten Befund des dramatisch steigenden Lehrermangels. Die Auflösung des
Widerspruchs liegt in unerfreulichen Fakten: zusammengelegte Klassen,
Lehrkräfte mit ungenügender Qualifikation, viele Provisorien und zerstückelte
Teilpensen.
«Mühsam zusammengepflasterter Lehrkörper» tönt etwas
despektierlich, trifft aber die Realität mancherorts nicht schlecht. So kann
zum Beispiel das politisch gewollte Modell der integrativen Schulung nur
ungenügend gelebt werden, weil Heilpädagoginnen fehlen. Wenn es nicht bald
gelingt, wieder mehr Lehrer ins Klassenzimmer zu bringen (die männliche Form
ist hier bewusst gewählt), dann steht die Schule Aargau vor einer unangenehmen
Situation, für die das Modewort «Herausforderung» nicht mehr genügt.
Ansonsten gibt es im Schuljahr 2019/2020 wenig
Neues. Das ist neu. In letzter Zeit gab es immer viel Neues. Dafür wird in den
nächsten Jahren fast alles neu: Lehrplan 21, neue Führungsstrukturen
(vielleicht), Lehrerlohnsystem (höchste Zeit), neue Verteilung der Berufsschulen,
neue Gymnasien.
Und zum Schluss noch dies: Laut Pisa-Studie sind
unsere Jugendlichen nicht so gut in Sprache, dafür aber spitze in Mathematik.
Kürzlich wurden nun die Ergebnisse der durch die Erziehungsdirektorenkonferenz
(EDK) veranlassten «Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen» (ÜGK)
publiziert. Gemäss ÜGK sind unsere Jugendlichen nicht so gut in Mathematik,
dafür spitze in Sprache. Ja was jetzt? Vielleicht sollten wir etwas mehr
Energie ins Anwerben guter Lehrkräfte statt in Leistungstests investieren.
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