Eine
Weisheit der Dakota-Indianer lautet: «Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd
reitest, steig ab.» In der Wirtschaft werden erfolglose Innovationen
unverzüglich gestoppt und in der Volksschule? Wir verweisen auf Europa, das
auch tote Pferde reitet. Wir holen uns weitere Bereiter in den Stall. Wir
belegen Lernerfolg mit fernen Studien. Wir entwickeln Motivationsprogramme für
tote Pferde und müde Reiter plus wir wechseln die Reiter/-innen aus.
Südostschweiz, 9.7. Leserbrief von Peter Kamber
Gemäss
Bündner Schulgesetz 2012 haben Schüler/-innen mit besonderem Förderbedarf
Anspruch auf sonderpädagogische Massnahmen. Laut Artikel 46 müssen diese
zwingend integrativ erfolgen, also in der Regelklasse. Und dieses tote Pferd
reiten wir nun seit Jahren konsequent und fünfmal so teuer wie dem Steuerzahler
versprochen. Die totale Integration sei sozial und gerecht. Man gaukelt uns
eine linke Wir-sind-doch-alle-gleich-Welt vor.
Bereits 2016 wollten 36 Bündner
Grossräte der Regierung einen Auftrag zur Teilrevision überweisen. Und längst
schon haben bildungsnahe Eltern erkannt, dass ihre Kinder nur noch dahin
dümpeln, ihre Leistungen nach unten nivellieren und ihr Verhalten negativ
anpassen. Sie sind besorgt und machen sich Überlegungen zu den boomenden
Privatschulen. Denn heute treffen Schüler/-innen mit hohem Leistungsvermögen
auf Kinder, die dem Lehrplan nur in Ansätzen folgen können, auf
Migrationskinder mit kaum vorhandenen Kompetenzen in Deutsch sowie auf
körperlich, geistig, oder psychisch beeinträchtigte Kinder.
In der Theorie
klappt dieses Modell wunderbar: Alle lernen voneinander und beeinflussen sich
gegenseitig zu Höchstleistungen. Und in der Praxis? «Die Ziele seien zu
euphorisch, die disziplinarischen Schwierigkeiten sehr gross und die
Auswirkungen auf Lerntempo und Schulleistungen besorgniserregend», äusserte
sich ein Basler Bildungsdirektor. Die Leidtragenden dieses linken Kurses sind
einmal mehr die Realschüler, denn in ihre Stufe wird, mangels Alternative,
alles andere hinein integriert. Und deshalb müssen wir in Bern die nationalen
Bildungsstandards für je vier Stärkeklassen A, B, C (Kleinklasse) und D
(Sonderschule) auf der Primar- und Sekundarstufe definieren. Ergänzt durch die
Einführungsklassen. So kann jedes Kind seinem Potenzial entsprechend auf seinem
Niveau mit vergleichbar starken Mitschüler/ -innen optimal gefordert und
gefördert werden. Wie in der wirklichen Welt: Da werden die Lehre mit EBA, EFZ
oder BMS, die FMS oder das Gymnasium angeboten. Und auch hier können nicht alle
alles bestreiten. Der Maurer absolviert seine Lehre nicht mit dem
Autolackierer, der Lehrer studiert nicht mit dem Astrophysiker und der FC
Barcelona spielt in der Regel nicht gegen den FC Niederhasli. Selbstverständlich
soll aber auf allen Stufen eine hohe, motivierende Durchlässigkeit gewährt
werden. Gleich und gleich gesellt sich eben doch gern – und gut.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen