An der Schulgemeindeversammlung wollten die
Stimmbürger lieber über die Krise sprechen, als über die Rechnung 2018. Das
Misstrauen gegenüber der Behörde ist gross, viele Fragen und Anträge bestimmten
den Abend.
Viele kritische Fragen wegen Schulstreit: Wigoltinger Schulbürger haben
kein Vertrauen mehr in die Behörde, St. Galler Tagblatt, 27.6. von Sabrina Bächi
«Fakt ist, zwischen der Schulleitung und den
Lehrern gibt es einen Konflikt. Das heisst, es konnten gegenseitige Erwartungen
nicht erfüllt werden.» Nathalie Wasserfallen, Präsidentin der
Volksschulgemeinde Wigoltingen, beschönigt die Krisensituation nicht. Man
stecke mittendrin, habe versucht, den Konflikt zu bewältigen, das sei noch
nicht gelungen. Sie sagt:
«Ich
weiss, sie haben Fragen, aber wir brauchen Zeit.»
Auf Ende
Jahr, vielleicht bis im Herbst vertröstet sie die 140 anwesenden Stimmbürger am
Dienstagabend. Die Mehrzweckhalle der Primarschule in Wigoltingen ist voll, die
Luft stickig und heiss. Aber es kocht drinnen nicht wegen der
Aussentemperaturen, sondern wegen der vielen Fragen und Anträge.
Nur schon
bis die Stimmzähler gewählt werden können, gibt es einen Ordnungsantrag und
zwei Anträge, die geheime Abstimmungen und eine Umstellung der Traktandenliste
fordern. Die meiste Zeit behält die Präsidentin den Überblick über die
zeitweise recht chaotische Versammlung.
Auch sie
hat sich vorbereitet. Mit ihren «juristischen Belehrungen», wie es ein Votant
nennt, findet Wasserfallen jedoch kein Gehör.
Unterricht
an Oberstufe führt zu Diskussionen
Die
Traktandenliste wird schliesslich umgestellt. Verschiedenes und Umfrage kommt
vor der Rechnungsabnahme. Als Vizepräsident Hanspeter Brauchli die Zielsetzung
in der Oberstufe anspricht, wird die Diskussion hitzig.
«Ab dem
neuen Schuljahr starten die 1.-Klässler in der Oberstufe mit niveau-gemischten
Stammklassen», sagt er. Grund für diesen Entscheid waren die unterschiedlich
grossen Klassen. Dies werde für ein Jahr eingeführt und dann auf Vor- und
Nachteile hin ausgewertet und entschieden, ob man es beibehalte, sagt er.
Das passt
den Stimmbürgern gar nicht. «Heisst das, unsere Kinder sind Versuchskaninchen?»
wird gefragt. Immer lauter wird die Forderung nach Erklärung der langjährigen
Strategie. Die Votanten äussern sich sehr misstrauisch, sprechen von einer
«versteckten Agenda». Sie glauben, die Behörde habe einen Plan und wolle ihn
nicht offenlegen.
Kritische
Fragen
«Wo steht
die Schule in fünf Jahren?», «Gibt es eine Lernlandschaft?», «Wie wollt ihr den
Erfolg eures Versuchs evaluieren?» «Was sind die Visionen von Schulleiter Mirko
Spada?». Die Fragen prasseln auf Brauchli ein, der keine befriedigende Antwort
liefern kann.
Auch
Präsidentin Nathalie Wasserfallen geht nicht auf die Fragen ein, vielmehr nimmt
sie den im Saal anwesenden Schulleiter in Schutz. «Ich lasse nicht zu, dass er
blossgestellt wird», sagt sie. Deshalb antwortet Wasserfallen für Spada, dass
er Visionen habe, ihm aber auch bewusst sei, dass er keine Privatschule mehr
leite. Vor Wigoltingen hat Spada die Nationale Elitesportschule geleitet.
Weiter heisst es, dass alle Lehrerstellen der Oberstufe besetzt sind.
«Ich
nehme diese Wortmeldung zur Kenntnis»
Bei der
Umfrage stellen die Stimmbürger, hauptsächlich Mitglieder der
Interessengemeinschaft Schule Wigoltingen, ihre Fragen zum aktuellen
Schulstreit. «Ich nehme diese Wortmeldung zur Kenntnis», ist das einzige, was
sich Nathalie Wasserfallen entlocken lässt. Schliesslich meldet sich ein
Stimmbürger und sagt:
«Fakt
ist, die Behörde ist gewählt. Fakt ist, die Lehrer haben gekündigt. Es kann
doch nicht sein, dass wir so einen Kindergarten veranstalten.»
Damit
ging die Umfrage zu Ende. Doch selbst bei der Rechnungsabnahme entzünden sich
die Diskussionen weiter. «Um eine Rechnung zu genehmigen, muss ich das
Vertrauen in die Behörde haben. Das fehlt, ich kann deshalb dieser Rechnung
nicht zustimmen», sagt ein Votant.
Mit 80
Ja- zu 44 Nein-Stimmen wird die Rechnung 2018 dann doch genehmigt. Die
Verwendung des Gewinns gibt abermals Diskussionen. Letztendlich wird über zwei
Anträge abgestimmt: über jenen der Behörde, die den Gewinn der schulischen
Raumentwicklung zuführen will, und jenen der Rechnungsrevisorin, die vorschlägt,
200000 Franken für den Schulstreit als Rücklage zu verwenden. Die zweite
Variante wird genehmigt.
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