26. Juni 2019

Warum Junglehrer aussteigen


Die wirklichen Gründe des zu­nehmenden Lehrermangels werden im Artikel nicht genannt. Aufhorchen lässt uns die Feststellung, dass 20 Prozent der Junglehrer innerhalb der ersten fünf Jahre wieder aussteigen. Warum geben die jungen Lehrer den einst schönsten Beruf auf oder brauchen längere Burn-out-Pausen? Warum brechen viele andere ihre Lehrerausbildung vorzeitig ab? Warum beenden immer mehr langjährige, gute, erfahrene Lehrer ihr Berufsleben lange vor der Pensionierung? 
Leserbrief zu «10000 neue Lehrer gesucht», (Ausgabe vom 31. Mai), von Marianne Wüthrich, St. Galler Tagblatt, 13.6.


Die Antwort bei den Löhnen zu suchen, lenkt vom Wesentlichen ab. Tatsache ist, dass zahlreiche Lehrer aus- oder umsteigen, weil sie nicht mehr so unterrichten dürfen, wie sie gerne möchten und wie der Erfolg für möglichst alle Kinder am besten gewährleistet wird. 

Statt den Kindern im Klassenunterricht die Grundlagen zu vermitteln, sollen die Lehrer ihre Schüler im selbstorganisierten Lernen sich selbst überlassen und lediglich als Coach fungieren. Ausserdem werden sie mit dem Ausfüllen von Beobachtungsbögen und der Produktion von individualisierten Lernmaterialien und Tests beschäftigt. An der PH werden die Junglehrer entsprechend ausgebildet. 

Statt mit möglichst homogenen Jahrgangsklassen werden die Schulzimmer mit «Inklusionsklassen» gefüllt, in denen ein zufriedenstellender Unterricht auch für erfahrene, bestqualifizierte Lehrkräfte kaum möglich ist. Deshalb wird der Ruf nach der Wiederbelebung der erfolgreichen Kleinklassen immer lauter. Regelrechte Schulbesuche werden durch «Walk-Through» ersetzt, das heisst die Schulleitung schaut mitten in der Lektion zehn Minuten hinein. Wer in diesem Kurzausschnitt unterrichtet statt zu coachen, kriegt in der Qualifikation einen Abzug. Methodenfreiheit? Das war einmal. Hier ist ein Halt-Stopp! angesagt. Dass der einst schönste aller Berufe für immer mehr Lehrerinnen und Lehrer – und ihre Schüler – zum Desaster wird, dürfen wir nicht länger zulassen. 

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