Eltern,
die hochbegabte Kinder haben, stehen häufig unter grossem Druck und werden zum
Teil sogar diskriminiert. Sie haben oft einen langen Leidensweg hinter sich,
bis sie endlich durch einen Intelligenztest erfahren, dass ihr Kind gar nicht
so «schräg» ist und auch kein ADHS hat, sondern hochbegabt ist. Doch nach der
ersten Erleichterung beginnt erst die Arbeit für die Eltern hochbegabter
Kinder. Häufig wird ein IQ-Test für Kindergartenkinder von Laien angezweifelt.
Hochbegabung bei so jungen Kindern gebe es gar nicht; das sei ein
Entwicklungsvorsprung und werde sich verwachsen, heisst es.
"Klugscheisser" und hochbegabte Kinder, NZZ, 28.6. von Karin Joder
Schon
gar nicht solle man hochbegabte Kinder fördern, sondern man solle sie spielen
lassen. Bei so viel Gegenwind verzweifeln einige Eltern und fühlen sich
alleingelassen.
Haben
die Eltern endlich eine Primarschule für Hochbegabte gefunden, geht der Kampf
erst richtig los. Es gibt Wartelisten und zu wenig Plätze. Viele Eltern nehmen
für ihre hochbegabten Kinder sogar einen Umzug in einen anderen Kanton in Kauf.
Zudem ist nicht sicher, ob die ausgewählte Schule Hochbegabte tatsächlich
entsprechend fördert, denn auch hier gibt es zahlreiche Mogelpackungen. Häufig
erfahren Eltern von hochintelligenten Kindern viel zu spät, dass die Schule für
Hochbegabte gar nicht so geeignet ist wie angepriesen. Pech gehabt.
Oft
wird Eltern auch unterstellt, sie wollten nur eine Ausrede dafür haben, dass
ihr Kind den Schulbesuch verweigere, schlechte Noten schreibe, die Hausaufgaben
täglicher Horror seien, das Kind als «Klugscheisser» daherkomme und noch dazu
wenig gleichaltrige Freunde habe. Viele Eltern und auch deren hochbegabte
Kinder werden sogar gemobbt oder ausgegrenzt und brauchen enorm viel Kraft, um
sich nicht unterkriegen zu lassen.
Eltern,
die hochbegabte Kinder haben, wünschen sich daher oft einen Austausch auf
Augenhöhe, einen sicheren Rahmen, in dem sie nicht nur unzensiert über
Hochbegabung bei Kindern und deren Besonderheiten sprechen zu können, sondern
sich auch ernst genommen und verstanden fühlen. Ausserdem brauchen hochbegabte
Kinder Freundschaften auf Augenhöhe und können mit Gleichaltrigen daher oft
wenig anfangen. Diese zu finden, ist dann wie die Suche nach der Nadel im
Heuhaufen.
Wo
aber können Eltern, die hochintelligente Kinder haben, diese Unterstützung
finden? Es gibt einige etablierte Initiativen, die hochbegabte Kinder fördern,
wie die Stiftung für hochbegabte Kinder mit Sitz in Zürich oder das Netzwerk
Begabungsförderung. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Internetforen.
Doch
auch hier gilt es, stets wachsam zu sein, denn bei den meisten Internetforen
kann sich jeder anonym anmelden, der glaubt, ein hochbegabtes Kind zu haben.
Eine Identitätsprüfung oder eine Qualitätskontrolle findet dort meistens nicht
statt. Die Plattform «Clever People» hingegen setzt vor der Registrierung
sowohl eine Identitätsprüfung als auch einen Intelligenznachweis durch einen
Intelligenztest mit einem IQ von mindestens 120+ voraus.
In
Summe sind hochbegabte Kinder für Eltern nach wie vor eine echte
Herausforderung, aber auch ein ganz besonderes Geschenk. Es lohnt sich, dafür
zu kämpfen und sich vor allem nicht von Kleingeistern kleinreden zu lassen.
Liebe Eltern – ihr habt das Recht und auch die Verantwortung, für eure
hochintelligenten Kinder einzustehen. Denn wenn ihr als Eltern es nicht macht,
dann macht es niemand. Also – dranbleiben und vor allem den Humor bewahren,
dann kommt alles gut.
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