In Frankreich wurde 1999 die «Charta zum Aufbau der Schule des
21. Jahrhunderts» veröffentlicht, die das Schulsystem in einen „Ort des
Lebens für unsere Kinder“ verwandeln will. Bildungsminister Jack Lang
(2000–2002) gab die Losung aus: «Die Schule muss ein Lebensraum sein!» Diese
Bildungsrevolution ersetzt das durch Unterricht vermittelte Wissen durch
Aktivitäten, bei denen die Schüler sich ihr Wissen selber erarbeiten sollen:
Die Schule darf keine Schule mehr sein.
Frankreich zerstört die Volksschule – wir sind auf dem gleichen Weg, Zusammenfassung von Peter Aebersold, 20.6.
Für die Umwandlung der Unterrichts-Schule in eine Lebensraum-Schule,
müssen die Institutionen, die Organisationsform und die Personalrekrutierung
«methodisch, progressiv und konfliktfrei» angepasst werden. Da diese
Schulrevolution dem Willen der Eltern und dem Interesse der französischen
Nation widerspricht, muss sie mit einem unverständlichen Jargon als
„Qualitätsverbesserung“ getarnt werden, obschon in Wirklichkeit alles getan
wird, um die Volksschule zu zerstören.
Die Lehrerausbildung erhält ständig andere Namen, unter denen die
universitäre Lehrerausbildung verschwindet und durch eine Kurzausbildung für
alle Lehrer von der Kindergartenstufe bis zur Universität ersetzt wird. Die
Lehrer werden zu «pädagogischen Assistenten» degradiert. Für eine
Lebensraum-Schule braucht es kein qualifiziertes, diplomiertes Personal mehr.
Unqualifiziertes, schlecht bezahltes Personal wird eingestellt, ohne
Berücksichtigung der Nationalität oder irgendwelcher sozialen Kriterien.
Wenn es in der Schule keinen Unterricht mehr gibt, weder Wissen noch
intellektuelle Bildung vermittelt werden, keine Lehrziele zu erreichen sind,
sondern es nur noch Aktivitäten durchzuführen gilt, braucht es auch keine
Unterscheidung mehr zwischen Primar- und Oberstufe. Die verschiedenen
Schulstufen samt Gymnasium können nun in «Gesamtschulen» («Ecoles inclusives»)
zusammengelegt werden.
20 Prozent der Lehrer haben in den letzten Jahren gekündigt. Ihre
Unzufriedenheit war noch nie so hoch. Die Lehrer sind in Aufruhr, weil sie
durch die Staatsmacht missbraucht werden. Während sie vorgibt, an der
Wiederherstellung des Bildungssystems zu arbeiten, findet das Gegenteil statt.
Die Situation der Lehrer und der ihnen anvertrauten Kinder wird sich weiter
verschlechtern. Die von den Gewerkschaften organisierten Streiks kommen zu spät
und dienen nur dazu, die Unzufriedenheit einzudämmen. Alles ist genau geplant
und vorbereitet, damit die Bildungsminister ihre zerstörerische Politik
weiterführen können.
Quelle: www.libertepolitique.com/Actualite/Decryptage/Pourquoi-les-professeurs-sont-ils-en-colere, vom 7. Juni
2019
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