Beim interkantonalen Bildungsvergleich, der
kürzlich präsentiert wurde, stellen Baselland und Basel-Stadt die
Schlusslichter. Aber auch das Resultat der anderen getesteten Kantone zeigt ein
beunruhigendes Bild. Grundkompetenzen wie Deutsch, Mathematik oder der Umgang
mit Fremdsprachen werden von einer Mehrheit der SchülerInnen dermassen
ungenügend beherrscht, dass deren beruflicher Werdegang infrage gestellt ist.
Nun soll von den Bildungsdirektionen herausgefunden werden, warum es so weit
kommen konnte und welche Verbesserungsmassnahmen zu ergreifen sind. Die Debatte
um die Mehrsprachendidaktik mit dem Namen «Passepartout» liefert ein
anschauliches Beispiel für diese Problematik.
Nur die Spitze des Eisbergs, BZ Basel, 14.6. von André Vanoncini
Grundsätzlich erwarten Eltern und Steuerzahler,
dass alle Kinder die bestmögliche Schule geboten bekommen. Und gewiss ist auch,
dass sich die Lehrerschaft bemüht, eine solche Erwartung zu erfüllen. Dass die
so gesetzten Ziele nur teilweise oder sogar überhaupt nicht erreicht werden,
hat mehrere Gründe. So gibt es zum Beispiel eine für die Schule ungünstige
Entwicklung der Gesamtgesellschaft, die schwierig zu fassen ist.
Anders verhält es sich mit den Institutionen des
Bildungsbereichs. Schulen, Erziehungsdirektionen und Pädagogische Hochschulen
(PH) bestimmen, wie Unterricht auszusehen hat. In den vergangenen drei
Jahrzehnten haben dabei die PH die Führung übernommen. Sie befassen sich mit
Aus- und Weiterbildung der Unterrichtenden, Schulorganisation,
Lehrplangestaltung, Unterrichtsmethoden oder Lehrmitteln. Die
Erziehungsdirektionen übernehmen deren Vorgaben und lassen sie durch die
Schulen umsetzen.
In genau dieser Form wurden der Lehrplan 21, die
geleitete Schule, das selbst organisierte Lernen und eben Passepartout geplant
und eingeführt. Sämtliche dieser Vorhaben, wie auch alle anderen in den letzten
Jahren erfolgten Schulreformen, wurden fast ausschliesslich von
PH-Mitarbeitenden bewerkstelligt, oft gegen den Widerstand von Lehrer- und Elternschaft.
Sieht man nun die Resultate dieser Massnahmen, so
ergibt sich das oben erwähnte traurige Bild: Ein schwerwiegender Abfall des
Leistungsniveaus auf allen Schulstufen, frustrierte Lehrer – nicht von ungefähr
herrscht inzwischen akuter Rekrutierungsmangel – und unzufriedene Eltern. Die
Verantwortlichen des Desasters, einst strahlende Herolde einer goldenen
pädagogischen Ära, hüllen sich mehrheitlich in Schweigen.
Einige Unentwegte
beklagen das dumpfe Unverständnis der heutigen Eltern und fordern Gefolgschaft
sowie auch weitere Mittel zur «Anpassung» ihrer Konzepte. So wie einst Stalin
noch mehr Opfer zur Heranbildung des neuen Sowjetmenschen verlangte.
So weit wird es nun glücklicherweise nicht kommen.
Im Fall Passepartout hat der jahrelange Kampf der Betroffenen zur einzig
richtigen Konsequenz geführt: Das millionenteure Konzept landet endlich auf dem
– bereits gewaltigen – Müllhaufen untauglicher Didaktikfantasien. Die dazu
erfolgte Aussage der Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind lässt an Deutlichkeit
nichts zu wünschen übrig.
Allerdings ist «Passepartout» nur ein kleiner
Schauplatz des von den PH aufgeführten Trauerspiels. Will man eine Verbesserung
der heutigen Situation erreichen, so sind sämtliche Facetten dieser
Institutionen einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Ganz sicher muss die
Verschleuderung von Steuergeldern zum Aufblasen von PH-Strukturen ein Ende
finden. Die Finanzen im Bildungsbereich sollen vornehmlich den Schulen
zukommen. Diese und die sie tragenden Lehrpersonen müssen wieder ins Zentrum
eines Bildungsvertrags zwischen Bevölkerung und Regierung gerückt werden.
Dabei
ist auf folgende Punkte zu achten: Die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer
sollen wieder in den Genuss einer soliden Fachausbildung kommen, ab Sekundarstufe
I durch die Universität. Die didaktischen Kompetenzen sollen durch erfahrene
Lehrpersonen vermittelt werden und nicht durch praxisfremde Theoretiker. Der
Stoff soll aufbauend und systematisch durch klassenführende Lehrpersonen
beigebracht werden. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln sich im
Klassenverband dank der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Lehrperson.
Diese wirkt nicht als technische Beratung von individuell organisierten
Schülerinnen und Schülern, sondern als prägendes Vorbild.
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