Weltkrieg, Marshallplan, Dopingskandale,
Frauendebatte: Die Sportschule Magglingen war mittendrin, nicht nur dabei. 75 Jahre Sportschule Magglingen bedeuten 75 Jahre
Sportförderung des Bundes. Klingt harmonisch. Bedeutet aber nicht, dass die
Jahrzehnte ohne Hürden und Hindernisse ins Land zogen.
Wie die Sportschule Geschichte schrieb, SRF1, 11.6. von Brigitte Wenger
Die Gründung
1944 – noch während des Zweiten Weltkrieges –
gründete die Schweiz in Magglingen die zentrale Sportschule. Ziel war es, die
jungen Burschen körperlich und geistig auf ihren Einsatz als Soldaten
vorzubereiten.
Aus 9 Bewerbungen waren bald nur noch Magglingen
bei Biel und Chaumont bei Neuchâtel im Rennen um den Standort der Sportschule.
Bei der Wahl von Magglingen half wohl auch der Zufall etwas mit: Bei der
Besichtigung der beiden Standorte empfing Chaumont die Delegation mit Nebel und
leichtem Schneefall. Nachmittags, nach dem Mittagessen am Bielersee, klarte das
Wetter auf und Magglingen zeigte sich von der schönsten Seite.
Die Wehrertüchtigung war für den Bund das einzige
Argument, Turnen und Sport zentral zu organisieren.
Autor:Walter MengisenStv.
Direktor Bundesamt für Sport
Doch schon in den Anfängen wehrten sich die Kantone
und die Universitäten gegen die Gründung einer Sportschule. Die Kantone
fürchteten die Zentralisierung, die Universitäten die Militarisierung des
Sports.
Der Ausbau
Mit dem weltweiten Aufschwung ab den 1950er Jahren
baute auch Magglingen aus. Sporthallen, Schwimmbad und Rundbahn wurden gezielt
in die Jurahügel gebettet. Und auch die Forschung sollte zu einem bedeutenden
Standbein werden.
Das Monstrum «Dopinganalyse» frass alle Ressourcen
für die geplante sportwissenschaftliche Forschung.
Autor:Ursula Weissehemalige
Leiterin des Forschungsinstituts
Magglingen wollte sich aus der Ambivalenz befreien:
Einerseits setzte man sich für die Leistungssteigerung im sauberen Sport ein,
andererseits war man Dopingkontrolleur. Die Lösung war eine externe Stiftung im
Dopingbereich.
Seit den militärischen Anfängen der Sportschule
waren die Frauen zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht offiziell mitgemeint.
Parallel zur Annahme des Frauenstimmrechts im Jahr 1971, wurde 1972 mit dem
ersten Sportfördergesetz auch der Frauensport geregelt.
Die Suche nach der politischen Heimat
Der Frauensport hinterfragte in den 1980er Jahren
endgültig die politische Heimat des Sports im Militärdepartement. Schon seit
einigen Jahren verschoben sich die Schwerpunkte hin zu Gesundheit, Erziehung
und Kultur. Der Wechsel ins Departement des Innern 1984 war die logische Folge.
Magglingen ist ein absolutes Bijou.
Autor:Adolf OgiAlt-Bundesrat
Der Rückwechsel ins Militärdepartement 14 Jahre
später galt zuerst als «bittere Pille» für den Sport. Erst bei genauerem
Hinsehen erwies er sich als Glücksfall: Im neugestalteten Departement erschien
der Sport im Namen (VBS – Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) und
Magglingen wurde zum Bundesamt für Sport erweitert – eine Aufwertung des
Schweizer Sports.
Von der Sportschule zum Bundesamt
Heute ist in Magglingen das Bundesamt für Sport,
der Breitensport (J+S), der Leistungssport, die multidisziplinäre Forschung und
die Sportlehrerausbildung auf Fachhochschulniveau zu Hause. Und trotz moderner
Anlage ist überall der Sportsgeist – der «Esprit de Macolin» – zu finden.
Nach der Einführung des neuen Schliesssystems stand
ich nach dem Duschen «füdliblutt» vor verschlossener Tür.
Autor:Sergei AschwandenJudoka,
Bronzemedaillengewinner Olympia 2008 Peking
Zum 75. Geburtstag lädt Magglingen die
Schweizerinnen und Schweizer am 14. September 2019 zu einem Publikumstag ein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen