26. Mai 2019

Lern-Häppchen in der Fastenzeit


Die Zeit des Ramadans ist für viele Lehrerinnen und Lehrer an Schweizer Schulen mit Migrantenkindern eine teils grosse Herausforderung. Flexibilität der Lehrpersonen sei in diesen Perioden besonders stark gefragt, meint ein Gesprächspartner gegenüber Radio SRF. Doch es gebe «immer Lösungen, aber man muss gut kommunizieren.»
Ramadan an Schweizer Schulen, SRF, 24.5. von Rafael von Matt
Leitfaden Ramadan, Universität Luzern


Beten, essen, trinken und dazu die Hausaufgaben machen – das alles erledigen die meisten muslimischen Schülerinnen und Schüler während des Ramadans in der Nacht. Da komme halt der Schlaf zu kurz, erzählt Schüler Hamed Rajabi.

«Zwei, drei Wecker, um aufzustehen»


Damit er nicht dauernd verschlafe, brauche er mehrere Hilfsmittel, sagt der 22-jährige Afghane: «Ich mache zwei, drei Wecker, damit ich aufstehen kann.» Hamed braucht also mehrere Wecker zum Aufstehen.

Doch nicht alle seien so gewissenhaft, meint Lehrer Hervé Kellenberger. Während des Ramadans gebe es tatsächlich mehr Schüler, die fehlten oder zu spät kämen: «Wir hatten viele Absenzen. Und ich habe auch noch ein paar Stunden Sport an einer anderen Klasse. Und da kommt man rein und dann heisst es: 'Heute ist Ramadan, heute mache ich nichts.'» Manchmal werde der Ramadan eben als Ausrede vorgeschoben, um im Sport nicht mitzumachen oder eine Prüfung nicht zu schreiben.

Flexibilität der Lehrpersonen gefragt

In einzelnen Fällen werde die Situation ausgenützt, ergänzt Lehrerkollege Daniel Graf. Für ihn ist klar, dass die Lehrpersonen während des Fastenmonats besonders flexibel sein müssten.

Er erwähnt als Beispiel den Kochunterricht: «Wenn die halbe Gruppe oder noch mehr sagt: 'Entschuldigung, wir fasten' – dann ist das eine Herausforderung in dem Sinn, dass die Lernenden das auch ankündigen sollen und mit der Lehrperson besprechen. Es gibt immer Lösungen, aber man muss gut kommunizieren.»

Merkblatt zum Thema Ramadan

Zu dieser klaren Kommunikation zählt auch, dass die Schule ein Merkblatt zum Ramadan ausgearbeitet und verteilt hat.

Für Daniel Graf – er ist seit fast 20 Jahren Lehrer an der Schule – ist klar, dass die Lehrpersonen zwar Rücksicht auf die muslimischen Schülerinnen und Schüler nehmen – gleichzeitig aber nicht zu viele Ausnahmen bewilligen sollten: «Auch das Arbeitsrecht verlangt, dass sie die Arbeit ausführen. Also der Zwiespalt ist: mit ihnen diskutieren und Toleranz üben.» In fast allen Fällen funktioniere das gut.

Durst in der Hitze ist das Schlimmste

Und so sagen auch die befragten Schüler, dass sie sich wohl fühlten – auch weil die Schweiz ein milderes Klima hat als die muslimischen Länder. Denn das Schlimmste sei der Durst in der Hitze.

Schön am Ramadan sei auch, dass es am Ende ein grosses Fest gebe, sagt Hamed Rajabi. Dann will er wieder Süssigkeiten essen – und darauf freut er sich am meisten: «Ja, ich esse so viel Schokolade – und ich will es weiter viel essen.»


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen