Die Zeit des Ramadans ist für viele Lehrerinnen und
Lehrer an Schweizer Schulen mit Migrantenkindern eine teils grosse
Herausforderung. Flexibilität der Lehrpersonen sei in diesen Perioden
besonders stark gefragt, meint ein Gesprächspartner gegenüber Radio SRF. Doch es gebe «immer Lösungen, aber man muss gut
kommunizieren.»
Ramadan an Schweizer Schulen, SRF, 24.5. von Rafael von Matt
Leitfaden Ramadan, Universität Luzern
Beten, essen, trinken und dazu die
Hausaufgaben machen – das alles erledigen die meisten muslimischen Schülerinnen
und Schüler während des Ramadans in der Nacht. Da komme halt der Schlaf zu
kurz, erzählt Schüler Hamed Rajabi.
«Zwei, drei
Wecker, um aufzustehen»
Damit er nicht dauernd verschlafe, brauche
er mehrere Hilfsmittel, sagt der 22-jährige Afghane: «Ich mache zwei, drei
Wecker, damit ich aufstehen kann.» Hamed braucht also mehrere Wecker zum
Aufstehen.
Doch nicht alle seien so gewissenhaft,
meint Lehrer Hervé Kellenberger. Während des Ramadans gebe es tatsächlich mehr
Schüler, die fehlten oder zu spät kämen: «Wir hatten viele Absenzen. Und ich
habe auch noch ein paar Stunden Sport an einer anderen Klasse. Und da kommt man
rein und dann heisst es: 'Heute ist Ramadan, heute mache ich nichts.'» Manchmal
werde der Ramadan eben als Ausrede vorgeschoben, um im Sport nicht mitzumachen
oder eine Prüfung nicht zu schreiben.
Flexibilität
der Lehrpersonen gefragt
In einzelnen Fällen werde die Situation
ausgenützt, ergänzt Lehrerkollege Daniel Graf. Für ihn ist klar, dass die
Lehrpersonen während des Fastenmonats besonders flexibel sein müssten.
Er erwähnt als Beispiel den Kochunterricht:
«Wenn die halbe Gruppe oder noch mehr sagt: 'Entschuldigung, wir fasten' – dann
ist das eine Herausforderung in dem Sinn, dass die Lernenden das auch
ankündigen sollen und mit der Lehrperson besprechen. Es gibt immer Lösungen,
aber man muss gut kommunizieren.»
Merkblatt zum
Thema Ramadan
Zu dieser klaren Kommunikation zählt auch,
dass die Schule ein Merkblatt zum Ramadan ausgearbeitet und verteilt hat.
Für Daniel Graf – er ist seit fast 20
Jahren Lehrer an der Schule – ist klar, dass die Lehrpersonen zwar Rücksicht
auf die muslimischen Schülerinnen und Schüler nehmen – gleichzeitig aber nicht
zu viele Ausnahmen bewilligen sollten: «Auch das Arbeitsrecht verlangt, dass
sie die Arbeit ausführen. Also der Zwiespalt ist: mit ihnen diskutieren und
Toleranz üben.» In fast allen Fällen funktioniere das gut.
Durst in der
Hitze ist das Schlimmste
Und so sagen auch die befragten Schüler,
dass sie sich wohl fühlten – auch weil die Schweiz ein milderes Klima hat als
die muslimischen Länder. Denn das Schlimmste sei der Durst in der Hitze.
Schön am Ramadan sei auch, dass es am Ende
ein grosses Fest gebe, sagt Hamed Rajabi. Dann will er wieder Süssigkeiten
essen – und darauf freut er sich am meisten: «Ja, ich esse so viel Schokolade –
und ich will es weiter viel essen.»
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