31. Mai 2019

Lehrerbeurteilung könnte Vergleichstests ersetzen, besagt eine Studie


Leistungsbeurteilungen der Schülerinnen und Schüler durch ihre Lehrkräfte könnten die zentralen, landesweit durchgeführten traditionellen Tests und Examen wie Sats und GCSEs ersetzen, um Kosten zu sparen und «Freude ins Klassenzimmer zurückzubringen», wie neue Forschungsresultate zeigen.
Teachers assessing pupils could replace formal exams, study says, Guardian, 13.5. von Richard Adams


In einer Studie, die im Journal of Child Psychology and Psychiatry veröffentlicht wurde, fanden die Forscher heraus, dass die Leistungsbeurteilung durch Lehrpersonen exakt widerspiegelte, was die Lernenden später in Englisch-, Mathematik-, Naturkundetests und bei der Aufnahme in Universitäten leisten konnten.  
«Die finanziellen, pädagogischen und emotionalen Belastungen landesweit erhobener Leistungsüberprüfungen sind erheblich, speziell wenn man sie mit ihrem bescheidenen Nutzen vergleicht. Aus diesen Gründen sehen wir unsere Schlussfolgerungen als Argument für die Aufwertung und Ausweitung der Beurteilung durch die Lehrpersonen und für die Einschränkung der behördlich verordneten Tests während der obligatorischen Schulzeit.»

«Wir sollten den Lehrpersonen zutrauen, den Lehrplan umsetzen zu können und die Fortschritte, Fähigkeiten und Neigungen der Schülerschaft begleitend zu kontrollieren. Das wäre wahrscheinlich dem Wohlbefinden der Lernenden wie auch demjenigen der Lehrpersonen zuträglich und würde dabei helfen, Freude ins Klassenzimmer zurückzubringen,» stellt die Studie abschliessend fest.

Kaili Rimfield, eine der führenden Forscherinnen des Instituts für Psychiatrie, Psychologie und Gehirnforschung am King’s College London, erklärte, die Resultate der Studie seien ein weiterer Beweis gegen die mehrfache Durchführung von Examen und Tests unter hohem Leistungsdruck.

«Wir sind nicht gegen Tests, aber beim Vergleich fanden wir heraus, dass es eine hohe Übereinstimmung gab zwischen der Beurteilung durch die Lehrpersonen und den Testnoten, und das eröffnet die Möglichkeit, dass Vergleichstests weniger oft, dafür die Beurteilungen durch die Lehrpersonen öfter eingesetzt werden könnten,» sagte Kaili Rimfield.

In den vergangenen Jahren beklagten sich Lehrpersonen und Eltern, dass die hohe Zahl von Vergleichstests zu einem grösseren Ausmass an Stress geführt habe, zum Teil deshalb, weil die Regierung die Resultate benutzt habe, um die Schulen nach Ranglisten zu klassieren. Über Ostern kam aus, dass einige Primarschulen Kinder im Alter von 10 und 11 Jahren ermuntern, in den Ferien Wiederholungskurse für die Sats-Prüfung zu besuchen, während Labour versprach, Sats landesweit abzuschaffen.

Margherita Malanchini, Ko-Leiterin der Studie von der University of Texas in Austin, meinte: «Landesweite Vergleichsprüfungen können das Bildungsgeschehen vom eigentlichen Lernen zur reinen Prüfungsvorbereitung umfunktionieren. Aus diesen Gründen schlagen wir vor, dass man sich auf die Beurteilung durch Lehrkräfte verlassen könnte zur Überwachung der Lernfortschritte, anstatt auf Prüfungsnoten abzustellen, besonders in den frühen Schuljahren.»
Übersetzung: Felix Schmutz

1 Kommentar:

  1. Die Studie ist auch interessant für den Schweizer Kontext. Wir kennen Kantone, die den Übertritt ans Gymnasium mit einer Aufnahmeprüfung absichern, andere vertrauen seit Jahren auf das Urteil der Lehrpersonen.

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