Leistungsbeurteilungen
der Schülerinnen und Schüler durch ihre Lehrkräfte könnten die zentralen,
landesweit durchgeführten traditionellen Tests und Examen wie Sats und GCSEs
ersetzen, um Kosten zu sparen und «Freude ins Klassenzimmer zurückzubringen»,
wie neue Forschungsresultate zeigen.
Teachers assessing pupils could replace formal exams, study says, Guardian, 13.5. von Richard Adams
In einer Studie, die im Journal of Child Psychology and Psychiatry
veröffentlicht wurde, fanden die Forscher heraus, dass die Leistungsbeurteilung
durch Lehrpersonen exakt widerspiegelte, was die Lernenden später in Englisch-,
Mathematik-, Naturkundetests und bei der Aufnahme in Universitäten leisten
konnten.
«Die finanziellen, pädagogischen und emotionalen Belastungen
landesweit erhobener Leistungsüberprüfungen sind erheblich, speziell wenn man
sie mit ihrem bescheidenen Nutzen vergleicht. Aus diesen Gründen sehen wir
unsere Schlussfolgerungen als Argument für die Aufwertung und Ausweitung der
Beurteilung durch die Lehrpersonen und für die Einschränkung der behördlich
verordneten Tests während der obligatorischen Schulzeit.»
«Wir sollten den Lehrpersonen zutrauen, den Lehrplan
umsetzen zu können und die Fortschritte, Fähigkeiten und Neigungen der
Schülerschaft begleitend zu kontrollieren. Das wäre wahrscheinlich dem
Wohlbefinden der Lernenden wie auch demjenigen der Lehrpersonen zuträglich und
würde dabei helfen, Freude ins Klassenzimmer zurückzubringen,» stellt die
Studie abschliessend fest.
Kaili Rimfield, eine der führenden Forscherinnen des
Instituts für Psychiatrie, Psychologie und Gehirnforschung am King’s College
London, erklärte, die Resultate der Studie seien ein weiterer Beweis gegen die mehrfache
Durchführung von Examen und Tests unter hohem Leistungsdruck.
«Wir sind nicht gegen Tests, aber beim Vergleich fanden wir
heraus, dass es eine hohe Übereinstimmung gab zwischen der Beurteilung durch
die Lehrpersonen und den Testnoten, und das eröffnet die Möglichkeit, dass
Vergleichstests weniger oft, dafür die Beurteilungen durch die Lehrpersonen
öfter eingesetzt werden könnten,» sagte Kaili Rimfield.
In den vergangenen Jahren beklagten sich Lehrpersonen und
Eltern, dass die hohe Zahl von Vergleichstests zu einem grösseren Ausmass an
Stress geführt habe, zum Teil deshalb, weil die Regierung die Resultate benutzt
habe, um die Schulen nach Ranglisten zu klassieren. Über Ostern kam aus, dass
einige Primarschulen Kinder im Alter von 10 und 11 Jahren ermuntern, in den
Ferien Wiederholungskurse für die Sats-Prüfung zu besuchen, während Labour
versprach, Sats landesweit abzuschaffen.
Margherita Malanchini, Ko-Leiterin der Studie von der University of Texas in Austin, meinte:
«Landesweite Vergleichsprüfungen können das Bildungsgeschehen vom eigentlichen
Lernen zur reinen Prüfungsvorbereitung umfunktionieren. Aus diesen Gründen schlagen
wir vor, dass man sich auf die Beurteilung durch Lehrkräfte verlassen könnte
zur Überwachung der Lernfortschritte, anstatt auf Prüfungsnoten abzustellen,
besonders in den frühen Schuljahren.»
Übersetzung: Felix Schmutz
Die Studie ist auch interessant für den Schweizer Kontext. Wir kennen Kantone, die den Übertritt ans Gymnasium mit einer Aufnahmeprüfung absichern, andere vertrauen seit Jahren auf das Urteil der Lehrpersonen.
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