Das Bildungs- und Kulturdepartement hat
zusammen mit Lustat Statistik Luzern Indikatoren für das Bildungssystem
entwickelt. Sie zeigen auf, was rundläuft und wo es hapert – besonders bei der
Chancengleichheit sieht Reto Wyss Potenzial.
«Es verträgt keine weiteren Kürzungen», Luzerner Zeitung, 12.4. von Roseline Troxler
Wie steht
es um die Durchlässigkeit im Bildungssystem? Wie hoch ist der Anteil der
Studenten aus dem Kanton Luzern, welche ihr Bachelordiplom, in maximal sieben
Semestern abgeschlossen haben? Und wie viel gibt der Kanton pro Schüler für die
Bildung aus? Solche Fragen sollen die Bildungsindikatoren beantworten, welche
das Bildungs- und Kulturdepartement (BKD) des Kantons Luzern gestern mit Lustat
Statistik Luzern präsentiert hat.
Dabei
geht es um mehr als um reine Kennzahlen. Lustat-Direktor Norbert Riesen sagt:
«Mit den Bildungsindikatoren werden Entwicklungen nicht nur beobachtet, sondern
auch bewertet.» Denn sie zeigen nicht nur auf, wo sich das Bildungssystem
befindet, sondern auch welche Entwicklung angestrebt wird. Während für ersteres
Lustat zuständig ist, hat das Bildungs- und Kulturdepartement die Bewertungen
vorgenommen. Reto Wyss, Bildungs- und Kulturdirektor (CVP), führt aus: «Die
Bildungsindikatoren geben uns wichtige Anhaltspunkte und sind eine Art
Werkzeug, um das Bildungssystem zu beobachten und nach Bedarf steuern zu
können.»
Ampeln zeigen, wie sich Bereiche entwickeln
Wo
Handlungsbedarf besteht, zeigt ein Ampelsystem. Eine grüne Ampel bedeutet, dass
die beobachtete und die angestrebte Entwicklung in dieselbe Richtung gehen. Ist
die Entwicklung entgegengesetzt, leuchtet die Ampel rot. Die Ampel ist gelb,
wenn die Entwicklung zwar nicht in die erwünschte, aber auch nicht in die
entgegengesetzte Richtung geht. Das Bildungsindikatorensystem umfasst 37
Indikatoren, 27 beschreiben die Bildung konkret, 10 das Umfeld. Die Indikatoren
werden in verschiedene Bereiche eingeteilt. Nachfolgend werden exemplarisch
einige Indikatoren vorgestellt.
Ungleiche
Chancen aufgrund von Fremdsprachigkeit sowie Bildungsmobilität zwischen den
Generationen: Für beide Indikatoren gibt es die rote Ampel. Norbert Riesen
erklärt: «Die beiden Indikatoren, welche das Thema Chancengerechtigkeit messen,
zeigen in eine unerwünschte Richtung.» So haben im Kanton Luzern Personen mit
einem akademischen Abschluss häufiger auch Eltern mit einem solchen. Riesen:
«Diese Divergenz nahm seit 2011 noch zu.» Wyss sieht von allen Indikatoren hier
derzeit den grössten Handlungsbedarf. «Wir müssen dran bleiben.» Die Bemühungen
seien gerade auch deshalb wichtig, weil viele Kinder mit Migrationshintergrund
eingeschult werden. Er unterstreicht aber auch die Schwierigkeiten: «Dieses
gesellschaftliche Thema ist eine grosse Herausforderung.»
Berufsmaturität:
Auch hier gibt’s die rote Ampel. Nobert Riesen sagt: «Bei der Berufsmaturität
setzt sich der Kanton Luzern mit 15 Prozent eine höhere Quote zum Ziel als die
heutigen knapp 12 Prozent.»
Bildungsausgaben
pro Einwohner: Dieser Indikator erhält die gelbe Ampel. Die Entwicklung ist
konstant, obwohl eine Zunahme der Pro-Kopf-Bildungsausgaben wünschenswert wäre.
Reto Wyss sagt: «Wir sind überzeugt, dass wir im Bildungsbereich schlank,
effizient und gut aufgestellt sind.» Er sagt allerdings im Hinblick auf die
Sparmassnahmen der letzten Jahre: «Wir sind bei einer Limite angelangt, wo es
keine weiteren Kürzungen verträgt.» Trotz knapper finanzieller Mittel müssten
notwendige Massnahmen, etwa bei der frühen Sprachförderung möglich sein.
Bildungsausgaben
pro Lernendem: Dieser Indikator zeigt, dass die Ausgaben pro Schüler in Luzern
knapp 2800 Franken tiefer sind als in Referenzkantonen (AG, BE, BL, SG, SO).
Allerdings leuchtet die Ampel hier grün, weil sich die Differenz verringert
hat.
Studiendauer:
Von den Studenten, die 2011 mit einem Bachelorstudium starteten, liegt der
Anteil der Studenten, die innerhalb von sieben Semestern einen Abschluss
erlangt haben, bei 38 Prozent. Das BKD wünscht sich hier eine Zunahme des
Anteils, doch der Wert stagniert, weshalb die Ampel gelb leuchtet.
Junge
Erwachsene mit Erstausbildung: Dieser Bereich wird positiv beurteilt. Die Quote
der Erstabschlüsse misst den Anteil der Jugendlichen, die bis zum 25.
Altersjahr eine Berufslehre absolviert oder eine allgemeinbildende Schule wie
eine Kanti oder eine Fachmittelschule abgeschlossen haben. Reto Wyss begründet
die grüne Ampel: «Es macht Freude, dass die Zahlen sich in dieser Höhe bewegen.
2016 ist Luzern der viertbeste Kanton – mit einer Quote von 95,7 Prozent.»
Allerdings ist die Quote bei ausländischen Kindern mit 76 Prozent deutlich
tiefer.
Laut
Norbert Riesen werden die Indikatoren von nun an laufend aktualisiert, sobald
neue Daten vorliegen (www.lustat.ch). Gemeinsam mit Lustat hat der Kanton 2015
bereits die Sozialindikatoren lanciert, welche die Lebensqualität messen soll.
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