In den
letzten Jahren wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Umgestaltung
unserer Schullandschaft durch Abschaffung der Orientierungsstufe und Einführung
von Harmos, Integrativer Schulung, Frühfranzösisch ab der dritten, Englisch ab
der fünften Klasse sowie Lehrplan 21 zu starken Belastungen der Lehrerschaft,
Schüler, aber auch der Eltern schulpflichtiger Kinder führt.
Wer nicht hören will, bestraft die Zukunft, Basler Zeitung, 17.4. von Nadine Gautschi
Der sich
abzeichnende Verlust von Kompetenzen in Französisch veranlasste die
Befürchtung, wir steuerten auf eine Krise der Volksschule zu. Interpellationen,
Anfragen und Kritik aus Öffentlichkeit und Politik stiessen im Regierungsrat
und im Erziehungsdepartement regelmässig auf taube Ohren. Noch im Mai 2016
wurde mir auf meinen diesbezüglichen Einspruch in der BaZ, mit dem ich mir
erlaubte, Nutzen und Sinnfälligkeit all dieser Reformen zu hinterfragen, von
Christoph Eymann, dem damaligen Erziehungsdirektor, «Kenntnisfreiheit»
attestiert. Etwa drei Jahre später berichtet die BaZ von der Fachkonferenz
Fremdsprachen. Sie komme zum Schluss, Sekundarschüler verstünden kaum
Französisch, deren Wortschatz sei zu klein und eine spontane Konversation kaum
möglich. In Protokollen von Elternbeiräten kann man nachlesen, dass in ersten
Klassen der Basler Gymnasien intensive Repetitions-Übungen durchgeführt werden,
um fehlendes schulisches Vorwissen nachzuholen. Als Folge davon kann der
Lehrplan nicht wie zeitlich geplant abgearbeitet werden. Das bedeutet:
Lernziele können nicht erreicht werden. Mir scheint, es wurde aus den Augen
verloren, dass Grundschule den Kindern primär Lesen, Schreiben und Rechnen
beibringen und Sozialkompetenzen vermitteln soll. Leidtragende der in unserer
Stadt vermeintlich kenntnisreich eingeführten, nur in luftiger Theorie
wohlklingenden Reformen sind Schüler und Lehrerschaft. Sie dürfen jetzt
realisieren, dass nicht in sechs Monaten nachgearbeitet werden kann, was in
sechs Jahren die Schule nicht als Grundlage vermittelt hat. Gratis sind
Repetitionen und Stützunterricht an Gymnasien ebenfalls nicht zu haben. Um nun
nicht auch noch die Schüler, die ihre bisherige Schulzeit unter diesen Reformen
erlitten haben, zusätzlich mit Misserfolg am Gymnasium abzustrafen, muss der
Staat teure Zusatzleistungen zur Verfügung stellen. Es bleibt zu hoffen, dass
der neue Erziehungsdirektor sich grundsätzliche Gedanken zur Hebung des
Bildungsniveaus macht.
Nadine Gautschi ist Vize-Präsidentin FDP. Die Liberalen BS, und Nationalratskandidatin
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