17. April 2019

Gedanken zur Hebung des Niveaus sind gefragt


In den letzten Jahren wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Umgestaltung unserer Schullandschaft durch Abschaffung der Orientierungsstufe und Einführung von Harmos, Integrativer Schulung, Frühfranzösisch ab der dritten, Englisch ab der fünften Klasse sowie Lehrplan 21 zu starken Belastungen der Lehrerschaft, Schüler, aber auch der Eltern schulpflichtiger Kinder führt. 
Wer nicht hören will, bestraft die Zukunft, Basler Zeitung, 17.4. von Nadine Gautschi


Der sich abzeichnende Verlust von Kompetenzen in Französisch veranlasste die Befürchtung, wir steuerten auf eine Krise der Volksschule zu. Interpellationen, Anfragen und Kritik aus Öffentlichkeit und Politik stiessen im Regierungsrat und im Erziehungsdepartement regelmässig auf taube Ohren. Noch im Mai 2016 wurde mir auf meinen diesbezüglichen Einspruch in der BaZ, mit dem ich mir erlaubte, Nutzen und Sinnfälligkeit all dieser Reformen zu hinterfragen, von Christoph Eymann, dem damaligen Erziehungsdirektor, «Kenntnisfreiheit» attestiert. Etwa drei Jahre später berichtet die BaZ von der Fachkonferenz Fremdsprachen. Sie komme zum Schluss, Sekundarschüler verstünden kaum Französisch, deren Wortschatz sei zu klein und eine spontane Konversation kaum möglich. In Protokollen von Elternbeiräten kann man nachlesen, dass in ersten Klassen der Basler Gymnasien intensive Repetitions-Übungen durchgeführt werden, um fehlendes schulisches Vorwissen nachzuholen. Als Folge davon kann der Lehrplan nicht wie zeitlich geplant abgearbeitet werden. Das bedeutet: Lernziele können nicht erreicht werden. Mir scheint, es wurde aus den Augen verloren, dass Grundschule den Kindern primär Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen und Sozialkompetenzen vermitteln soll. Leidtragende der in unserer Stadt vermeintlich kenntnisreich eingeführten, nur in luftiger Theorie wohlklingenden Reformen sind Schüler und Lehrerschaft. Sie dürfen jetzt realisieren, dass nicht in sechs Monaten nachgearbeitet werden kann, was in sechs Jahren die Schule nicht als Grundlage vermittelt hat. Gratis sind Repetitionen und Stützunterricht an Gymnasien ebenfalls nicht zu haben. Um nun nicht auch noch die Schüler, die ihre bisherige Schulzeit unter diesen Reformen erlitten haben, zusätzlich mit Misserfolg am Gymnasium abzustrafen, muss der Staat teure Zusatzleistungen zur Verfügung stellen. Es bleibt zu hoffen, dass der neue Erziehungsdirektor sich grundsätzliche Gedanken zur Hebung des Bildungsniveaus macht.

Nadine Gautschi ist Vize-Präsidentin FDP. Die Liberalen BS, und Nationalratskandidatin

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