Sensible Daten, die nicht geschützt sind. Schadsoftware, die sich leicht
auf Computern einnisten kann. Rechner, die gefährliche Sicherheitslücken
aufweisen. Was wie ein Krimi in der IT-Branche klingt, ist an der Schule Zuzwil
Realität.
Schwachstelle Datensicherheit: An bestimmten Schulen besteht Aufholbedarf, St. Galler Tagblatt, 29.3. von Lara Wüest
Die Bürgerinnen und Bürger stimmen heute über die Erneuerung der
Informatikinfrastruktur ihrer Primarschule ab. Der Gemeinderat beantragt einen
Kredit von 1,45 Millionen Franken, um diese zu erneuern. Die Summe sei nötig,
weil die heutige IT-Infrastruktur der Digitalisierung im Unterricht und den
Anforderungen des Lehrplans 21 nicht mehr genüge, schreibt die Gemeinde im
aktuellen Geschäftsbericht. Zuvor hatte eine externe Informatikfirma den
Zustand der IT-Infrastruktur untersucht und ein Gutachten darüber
erstellt.
Mehrere Schwachstellen entdeckt
Was in dem Gutachten steht, lässt aufhorchen. Die Experten haben mehrere
Schwachstellen im aktuellen IT-System gefunden. Der Grund: Die Speicherung der
Daten der Schule erfolgt auf verschiedenen externen Speichermedien wie
USB-Sticks oder auf Cloud-Diensten.
Und das hat Folgen. Einen Überblick, wo
welche Daten abgespeichert sind, hat niemand. Diese können leicht verloren
gehen. Zugleich ist nicht klar, wer auf diese Daten Zugriff hat. Die Gefahr,
dass sensitive Informationen wie etwa Privatadressen oder Handynummern von
Lehrpersonen und Schülern, Schülerbeurteilungen oder Noten nach aussen
gelangen, ist gross. Hinzu kommt, dass nicht alle Betriebssysteme automatisch
mit Sicherheitsupdates versorgt werden. Dadurch können sich Viren einnisten.
«Wenn uns jemand ein Virus in die Schule bringen will, schafft er das leicht»,
sagt Serdar Günal Rütsche. Er ist Schulrat und zuständig für die Informatik an
der Schule in Zuzwil. Zugleich relativiert er: «Das Sicherheitsproblem ist
nicht massiv. Bisher sind noch keine Daten abhandengekommen.» Trotzdem wollen
der Gemeinderat und der Schulrat die Probleme nun beheben. Sie haben mehrere
Lösungsvarianten zur Verbesserung der IT-Infrastruktur geprüft. Ihr Favorit:
die Variante «Software as a Service». Damit werden künftig alle Programme,
Dienste und auch der Speicherplatz von einem Dienstleister in einer Cloud
bereitgestellt. Die Daten werden so zentral gespeichert und verwaltet.
Von diesem Lösungsvorschlag sind jedoch nicht alle begeistert.
«Grundsätzlich finden wir es gut, dass Massnahmen ergriffen werden. Es besteht
ein Optimierungsbedarf bei der Sicherheit», sagt Raffael Sarbach von der SP
Zuzwil. Zugleich hat der Politiker Bedenken. Denn noch ist unklar, welcher
Dienstleister mit der Aufgabe der Datenverwaltung betraut wird und wo der
Server mit den gespeicherten Daten steht. «Das macht mich skeptisch», so
Sarbach. Auch ein externer Dienstleister könne keine 100-prozentige Sicherheit
bieten. Das zeigten Beispiele von Facebook und E-Voting. «Die beste Lösung ist
eine externe Datenspeicherung in meinen Augen nicht», so Sarbach. Zugleich sei
es besser, als nichts zu machen.
Die IT-Sicherheit scheint nicht nur an der Schule in Zuzwil ein Thema zu
sein. «Es würde sich lohnen, solche Sicherheitsaspekte an den Schulen
grundsätzlich zu durchleuchten», sagt Manuel Domeisen. Er ist Geschäftsführer
der Firma Weibel Informatik AG in Kirchberg, welche das Gutachten für Zuzwil
erstellt hat. Die Firma berät mehrere Schulgemeinden in der Region. Immer
wieder stossen die Experten dabei auf Schwachstellen. «Einige Schulen verfügen
über eine sehr gute IT-Infrastruktur», sagt Domeisen, «andere weisen jedoch
massive Mängel auf.»
Wil nutzt städtischen Server
Dass es auch anders geht, zeigt die Stadt Wil. Hier werden sämtliche
Daten zentral auf dem städtischen Server gespeichert. In Zukunft wird sich das
allerdings ändern. Im laufenden Jahr wird an den Schulen die IT-Infrastruktur
überarbeitet. Danach werden nicht sensible Daten in einer Cloud gespeichert.
Sensitive Daten wie Zeugnisse oder Schülerbeurteilungen werden aber weiterhin
auf dem städtischen Server gesichert. «Der Datenschutz ist gewährleistet», sagt
Stadträtin und Schulratspräsidentin Jutta Röösli.
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