Die
Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) hätte sich bestimmt eine
gemütlichere Endphase des Wahlkampfs gewünscht. Doch mit Blick auf die
Rückmeldung der Lehrerinnen und Lehrer zu ihrem umstrittensten Projekt müsste
ihr bange werden. 317 Lehrer von der Primar- bis zur Gymnasialstufe haben an
einer Befragung zum Thema Leistungslöhne teilgenommen. Künftig soll, so der
Plan Gschwinds, das Mitarbeitergespräch (MAG) der Lehrer lohnrelevant werden.
Roger von Wartburg, Präsident des Lehrervereins Baselland (LVB), sagt, dass 80
Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer das lohnrelevante
Mitarbeitergespräch schlecht bis schädlich finden würden. Er habe seit
Bekanntwerden von Gschwinds Plänen «keinerlei positive Meldungen von
Mitgliedern dazu bekommen, aber hunderte von negativen bis empörten
Wortmeldungen.»
Vier von fünf Lehrern finden Leistungslöhne schädlich, Schweiz am Wochenende, 16.3. von Leif Simonsen
Der LVB sei regelmässig zu Besuch bei den Lehrerkonventen der
Schulen. Auch hier laute die Erkenntnis: Das lohnrelevante MAG stösst auf
Ablehnung bei den Schulleitungen, genauso wie bei den Lehrern. Allesamt seien
sie dagegen: Die Schulleitungsstufen aller Schulstufen, die
Schulratspräsidienkonferenz, der Verband Baselbieter Gemeinden.
«Pures Gift»
für das Klima
«Es muss die Frage aufgeworfen werden», sagt von Wartburg, «wer
ausserhalb der bürgerlichen politischen Kaste sowie der Liga der Baselbieter
Steuerzahler diese Idee als sinnvoll erachtet. Von den Direktbetroffenen
jedenfalls offensichtlich keine Institution.» Selbst die Online-Leser der
Zeitungen hätten sich mit Kritik am Leistungslohn der Lehrer nicht
zurückgehalten, sagt von Wartburg. «Dabei gibt es gegen unseren Berufsstand
auch immer Ressentiments, man wirft uns oft vor, wir seien Jammeris.»
Ab 2022
will der Kanton Baselland die Leistungslöhne einführen. Dann will das Baselbiet
die heutigen Lohnklassen ersetzen. Statt über Erfahrungsstufen steigt der Lohn
dann flexibel. Von der Lohnsumme aller Beamten sollen sechs Millionen Franken
leistungsabhängig sein.
Wie aufgeheizt das Klima ist, zeigen die Reaktionen der
Lehrer bei der Online-Umfrage des LVB. Es scheinen sich alle zu fragen: Wie
lässt sich beurteilen, ob ein Lehrer gute Arbeit leistet oder nicht? Ist es
derjenige, der
die besten Noten verteilt? Ist es derjenige, der bei den Schülern am
beliebtesten ist? Ein lohnrelevantes MAG sei «pures Gift» für das Klima im
Kollegium, moniert eine Lehrperson. Nur die Missgunst werde gefördert. Es sei
ein «ideales Instrument für Willkür und Machtmissbrauch», meint eine andere.
Und eine Lehrperson findet: «Dort, wo meine Arbeit wirklich geschieht – im
Klassenzimmer, am Elterngespräch, in der Vor- und Nachbereitung, in
Arbeitsgruppen etc.-, ist die Person, die mich beurteilen soll, gar nicht
dabei. Wieder andere sagen, damit würde Kritik an der Schulleitung
verunmöglicht. Denn die Lehrer wollten sich ja nicht um die Lohnerhöhung
bringen. Die Rückmeldungen der Lehrer wird die Arbeit des
Projektausschusses mit Lehrern, Schulleitungsmitgliedern und Kantonsvertretern,
welche die künftige Ausgestaltung des Mitarbeitergesprächs ausarbeitet, nicht
erleichtern. Die Standpunkte sind verhärtet, ein Kompromiss scheint undenkbar.
Was, wenn der Ausschuss schlicht nicht zu einem Ergebnis kommt?
Ein Scheitern
scheint beim Kanton kein Thema zu sein. Der Baselbieter Personalamt-Leiter
Martin Lüthy hält fest, dass man am Fahrplan zur Einführung der neuen MAG im
Sommer 2020 festhalte. «Es besteht seitens Regierungsrat weder die Absicht noch
der Bedarf, die termingerechte Einführung der Instrumente zu verzögern oder zu
stoppen.»
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