Als
Sek-C-Lehrer mit langjähriger Erfahrung staune ich immer wieder, wie hartnäckig
sich Irrtümer zum Bildungswesen in den Medien halten. Lena Schenkel orientiert
sich in ihrem Artikel an Studien, wonach schwächere Schüler und Schülerinnen in
heterogenen Lerngruppen profitieren, «da sie sich naturgemäss nach oben
orientieren». Das findet jedoch nur statt, wenn der Abstand zu den
leistungsstarken Lernenden relativ klein und überwindbar ist, wie etwa der
Psychologe Lev Vygotsky mit seinem Konzept der ZPD (zone of proximal
development) aufzeigte. Dieser ist aber in den meisten heterogenen Klassen viel
zu gross.
Das
paralysiert die Lernenden oder führt zu herausforderndem Verhalten. Man stelle
sich vor, man sässe an der ETH in einer Physikvorlesung für höhere Semester. So
kommen sich überforderte Lernende in einer leistungsdurchmischten Klasse vor.
Nur wenn man diese Jugendlichen individuell in ihre nächsthöhere Leistungsstufe
begleiten kann, haben sie die Grundlage, Fortschritte zu machen. Dafür bietet
die Sek C Raum. Ein weiterer Irrtum ist das sogenannte C-Stigma. Das ist
höchstens ein Problem von schlecht informierten Eltern. Die Jugendlichen aber,
meist schon seit der Primarstufe überfordert, erhalten nun endlich Zeit und
eine individuelle Begleitung. So können sie den Schulstoff in angemessenem
Lerntempo erarbeiten. Die Leistungsstärksten werden im Laufe der drei Jahre in
die Sek B aufgestuft. Die Verbleibenden können sich mit meist gutem C-Zeugnis
und gestärktem Selbstbewusstsein erfolgreich um eine der vielen Lehrstellen
bewerben, die ihren Fähigkeiten und Kompetenzen entsprechen. Das erreicht man
in einer Sek-C-Abteilung mit tiefen Schülerzahlen und kompetenter sowie
individueller Lernbegleitung – und nicht durch Überforderung in grossen B- oder
A-Klassen.
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