Der mit einer Million Dollar dotierte Global Teacher Award ist am
Sonntagabend im Rahmen einer feierlichen Zeremonie an den Mathematik- und
Physiklehrer Peter Tabichi verliehen worden. Initiiert und gestiftet hat den
Preis der aus Indien stammende und in Dubai tätige Unternehmer Sunny Varkey.
Dieser Lehrer spendet seinen Lohn - und gewinnt eine Million, Basler Zeitung, 25.3.
Tabichi unterrichtet an der Keriko Middle School. Die Schule mit ihren
schlecht ausgestatteten Klassenzimmern befindet sich im Dorf Pwani – in einer
abgelegenen, ländlichen Gegend Kenias. 95 Prozent der Schüler, die teilweise
einen Schulweg von bis zu 7 Kilometern unter ihre Füsse nehmen, stammen aus
armen Verhältnissen; rund ein Drittel von Tabichis 58 Schülern sind Waisen oder
Halbwaisen.
Dem 36-Jährigen, der zudem dem Franziskaner-Orden angehört, steht ein
einziger Computer mit instabiler Verbindung ins Internet zur Verfügung. Um
genug Schulstoff zur Verfügung zu haben, besucht der leidenschaftliche Lehrer
Internetcafés, wo er Online-Bildungsmaterial herunterlädt, das er dann offline
im Unterricht verwendet.
«Zu sehen, wie meine Lernenden an Wissen, Fähigkeiten und Vertrauen
wachsen, ist meine grösste Freude am Unterrichten.»
Tabichi und weitere Lehrerkollegen unterrichten ihre Schüler auch
ausserhalb der Schulstunden und an Wochenenden. Auch besucht Tabichi die
Schüler und ihre Familien zu Hause, um herauszufinden, mit welchen Herausforderungen
diese konfrontiert sind. Für viele Schüler sei es schwierig, morgens zu Hause
etwas zu essen zu bekommen, so Tabichi. Weil sich hungrige Schüler in der
Schule nicht konzentrieren können, sorge er auch dafür, dass sie einen Zmorge
erhalten.
Beeindruckt hat die Jury insbesondere, dass Tabichi 80 Prozent seines
Monatsgehaltes an lokale Hilfsprojekte spendet. Seine Spenden unterstützen auch
seine Schüler, die sich weder Schuluniformen noch Bücher leisten können.
Lobend äussert sich die Jury auch zu Tabichis Motivationskünsten; seine
Schüler glaubten an sich; ihre Leistung und ihr Selbstwertgefühl hätten sich
drastisch verbessert. Die Zahl der Schuleinschreibungen hat sich innerhalb von
drei Jahren auf 400 verdoppelt, und die Zahl der Fälle von Disziplinlosigkeit
sank von 30 pro Woche auf nur noch drei.
2017 gingen nur 16 von 59 Studenten auf die Universität, während ein
Jahr darauf 26 Studenten die Universität und das College besuchten. Vor allem
die Leistung von Mädchen wurde gesteigert. In allen vier Tests, die im letzten
Jahr durchgeführt wurden, sind jetzt Mädchen gleich gut wie die Buben.
Zudem gründete Tabichi einen Club für Naturwissenschaften, mit dem er
regelmässig an internationalen Wettbewerben teilnimmt.
Belohnt wurde Tabichi letztlich für sein aussergewöhnliches Engagement,
seine harte Arbeit und seinen leidenschaftlichen Glauben an das Talent seiner
Schüler. «Zu sehen, wie meine Lernenden an Wissen, Fähigkeiten und Vertrauen
wachsen, ist meine grösste Freude am Unterrichten», so Tabichi, der sich gegen
10'000 Nominierte aus 179 Ländern durchgesetzt hatte.
Spendabler Multimillionär mit einem Auftrag
Die Entscheidung im Wettbewerb fiel im Rahmen der weltweit grössten
Fachtagung für Schule und Bildung in Dubai. Am «Global Education & Skills
Forum» nahmen am Wochenende rund 2000 Lehrkräfte, Schulforscher und
Bildungspolitiker teil.
Gestiftet wird der seit 2015 verliehene Preis von der Varkey Gems
Foundation. Deren Ziel ist es, das Ansehen des Lehrerberufs zu fördern. Bei
diesem Preis gehe es nicht allein um das Geld, sondern auch darum, Tausende von
inspirierenden Geschichten ans Licht zu bringen, erklärt der Gründer der
Stiftung, der indische Geschäftsmann und Philanthrop Sunny Varkey.
Der heutige Multimillionär Varkey, der sich weltweit für bessere
Schulqualität und die Unterstützung benachteiligter Kinder einsetzt, besitzt
ein Privatschulimperium, das als kleiner Familienbetrieb angefangen hat. Heute
gehören mehr als hundert Schulen und Kindergärten zu seiner Stiftung.
Um ihrem Sohn Sunny in den Arabischen Emiraten eine indische Ausbildung
zu ermöglichen, hatten seine Eltern in Dubai eine kleine Schule mit 27 Plätzen
gegründet. Als Sunny später den Schulbetrieb übernahm, waren es bereits 720
Schüler, heute lernen in dieser Schule Tausende Kinder.
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