Der Kampf gegen den Lehrplan 21 ist für sie
längst verloren. In mehreren Kantonen wurde darüber abgestimmt, allenorts sind
die Gegner unterlegen. Auch die Harmonisierung der Schulen wurde per
Volksentscheid gutgeheissen. Und doch geben die Gegner der Schulreformen nicht
auf: «Wir wollen die Kritik bündeln», sagt Alain Pichard. Der Lehrer aus Orpund
bei Biel war ein früher Kritiker der Schulreformen.
Gegner der Schulreformen formieren sich, NZZaS, 10.2. von René Donzé
Er hat unter anderem ein
Manifest von Lehrern gegen den Lehrplan 21 initiiert und publiziert die
reformkritischen Hefte «Einspruch». In der zweiten Ausgabe kommen neben
Experten auch Lehrer und Eltern zu Wort. Beschrieben wird unter anderem, wie
Eltern im zürcherischen Niederhasli das Projekt «Selbstorganisiertes Lernen» zu
Fall gebracht haben.
Nun bauen Pichard und
seine Mitstreiter eine Plattform auf, die Texte zum Thema veröffentlicht. «Es
ist eine Zusammenschluss von Autoren, denen die Bildung am Herzen liegt und die
der politischen Einförmigkeit in der Bildungsdebatte etwas entgegensetzen
wollen», sagt Pichard. Der ehemals grüne Politiker, der zu den Grünliberalen
wechselte, will mit dieser Plattform zeigen, dass Reformkritik nicht allein
eine Sache rechtsbürgerlicher und konservativer Kreise ist.
Auf dem Blog sollen unter
anderem Beiträge des Psychologen Allan Guggenbühl und der Politwissenschafterin
Regula Stämpfli erscheinen. «Wir wollen ein Stachel im Fleisch sein», begründet
Stämpfli ihr Engagement für den Bildungsblog. Sie wehrt sich dagegen, dass
Reformkritik sofort mit der SVP in Verbindung gebracht wird. «Da gibt es nicht
links und rechts, sondern politisches Handeln und das Ringen um politische
Inhalte», sagt sie. «Gerade in der Bildung ist diese Haltung in den letzten
Jahren von vielen verlassen worden.»
Die Idee einer solchen
Plattform wurde im letzten Mai an einem Treffen in Olten geboren. Ein Grund war
die Meinung, dass die Medien reformkritische Stimmen zu wenig aufnähmen. Der
Spendenaufruf wurde unter anderem unterstützt von Carl Bossard, dem
Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule Zug, vom Kinderarzt Remo Largo und
zwei ehemaligen SP-Grossräten aus Basel. Mittlerweile ist das Startkapital von
20 000 Franken gesammelt. Am 18. Mai wird die Plattform aufgeschaltet.
Jetzt wird die Redaktion
aufgebaut und das Autorenteam zusammengestellt. Die Arbeit geschieht auf
ehrenamtlicher Basis. Entgegen einer ursprünglichen Idee soll der bereits
bestehende Blog Schuleschweiz nicht in die Plattform integriert werden. Deren
Betreiber, Urs Kalberer, sammelt seit Jahren Artikel zu Schulthemen und gehört
ebenfalls dem reformkritischen Lager an. Die beiden Plattformen werden
miteinander verlinkt.
Noch offen ist, wie die
neue Plattform heissen soll. Pichard würde sie am liebsten Condorcet-Blog
nennen – nach einem Philosophen und Politiker, der als eine Art französischer
Pestalozzi gilt. «Seine Ideen decken sich in vielen Punkten mit meiner
Überzeugung einer auf Aufklärung und Chancengerechtigkeit basierenden
Bildungspolitik», sagt Pichard. Allerdings gibt es in der Gruppe einige, die
sich dagegen wehren, weil in der Deutschschweiz kaum einer den Namen kenne.
Zudem war Condorcet ein unrühmliches Ende beschieden: Er wurde während der Französischen
Revolution eingekerkert und verstarb kurz darauf.
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