Die Sonderpädagogik ist ein heisses Eisen, die
Massnahmen sind je nach Betroffenheit höchst umstritten. «Die Förderung der
Kinder und Jugendlichen muss stets im Zentrum stehen», sagte gestern der
Baselbieter Leiter des Amts für Volksschulen bei der Präsentation der
vorgesehenen neuen gesetzlichen Grundlagen für die Sonderpädagogik. Die Maxime
ist einleuchtend, aber nicht ganz einfach umzusetzen, denn zur Diskussion
stehen dabei immer auch die Kosten, die Ansprüche der Lehrerinnen und Lehrer,
die Wünsche der Eltern und der Bedarf an Fachpersonen.
Die Kids stehen im Fokus, Basler Zeitung, 14.2. von Thomas Dähler
Spürbar
ist, dass die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind sich um eine
Vorlage bemüht, hinter die sich eine möglichst breite politische Mehrheit
stellen kann. Entsprechend ist sie auf viele Vorschläge eingegangen, die im
Vernehmlassungsverfahren geäussert wurden. Denn die Kritik war breit und ging
diametral auseinander. Eine Sparvorlage, wie es einige wünschten, ist daraus
nicht entstanden. Aber doch eine, die mit den Ressourcen höchst haushälterisch
umgeht. Für den von der freisinnigen Magistratin verantworteten Vorschlag
spricht vor allem eines: Er ist austariert, schafft eine Balance zwischen der
Integration in Regelklassen und separaten Klein- und Einführungsklassen oder
Privatschulen. Er versucht, die Integration von Fremdsprachigen nicht auf
Kosten der Massnahmen für Handicapierte oder schwierige Schülerinnen und
Schüler umzusetzen. Die Aussichten stehen gut, dass die mittlere Zufriedenheit
aller Interessengruppen diesem Kompromiss eine politische Mehrheit verschafft.
Es kann nicht das Ziel sein, allen alle Wünsche zu erfüllen. Ziel ist es, mit
vernünftigen Ressourcen möglichst vielen eine einigermassen erfolgversprechende
Lösung anzubieten. Denn eines ist sicher: Die Komplexität der
gesellschaftlichen Entwicklung wird die Ansprüche an die Sonderpädagogik in den
kommenden Jahren nicht reduzieren. Im Gegenteil: Schwierige Jugendliche, die in
komplizierten Familienverhältnissen aufwachsen oder den sozialen Anforderungen
der Regelschule nicht gewachsen sind, wird es in der Tendenz mehr geben. Eltern
mit wenig Verständnis für die Anforderungen der Schule ebenfalls. Und auch die
Aufgabe, Zugezogene sprachlich zu integrieren, wird weiter wachsen.
Die
Baselbieter Sonderpädagogik nimmt nicht auf alle Beteiligten Rücksicht. Doch
bei allen politischen Wünschen darf nicht vergessen werden, dass es in erster
Linie um die pädagogische Förderung der Schülerinnen und Schüler geht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen