6. Februar 2019

Bald Schweizer Alternative zu Whatsapp?


Die Telefonkette war gestern, heute können Lehrer ihre Schüler gleichzeitig und in Echtzeit über Hausaufgaben, ausfallende Lektionen oder Prüfungstermine informieren. Viele greifen dafür auf Lehrer-Schüler-Chats über Whatsapp zurück. Der Thurgauer Datenschützer warnt allerdings vor dem Einsatz von Whatsapp und zieht gar ein Verbot des Mitteilungsdienstes an Schulen in Betracht. Der Datenschützer spricht von einer «gefährlichen Datenkonzentration» des Dienstes, der wie Facebook und Instagram zum Facebook-Konzern gehört.
Threema wird als Alternative zu Whatsapp empfohlen, Bild: Sascha Steinbach
Schüler nutzen Whatsapp, Schulen suchen Alternativen, St. Galler Tagblatt, 6.2. von Noemi Heule


Dennoch ist Whatsapp an Schulen allgegenwärtig. Untereinander kommunizieren die Schüler über den Marktführer in Sachen Kommunikation und formieren sich dort auch zu Klassenchats, so der Tenor etlicher Ostschweizer Schulen. «Ob sich die Lehrer ebenfalls in den Gruppenchats beteiligen, bleibt ihnen selbst überlassen», sagt Hanspeter Hitz, Rektor der Kantonsschule Frauenfeld. Offizielle Mitteilungen müssen aber über die Kanäle der Schule gestreut werden. Wie an den meisten Ostschweizer Mittelschulen geschieht dies per Mail. Zudem verfügt die Schule über eine eigene Lernplattform auf Basis von Sharepoint, einer Microsoft-Software zum Teilen von Inhalten. Die Daten verbleiben auf den hauseigenen Servern. «Wir wollen nicht auf Drittanbieter angewiesen sein», sagt Hitz, selbst Mathematiker und Informatiker.

Eigenes Endgerät ist Pflicht

Ähnlich sieht es in der Kantonsschule Romanshorn aus. Stundenpläne, allgemeine Informationen oder Ausfälle werden über ein internes Informationssystem geteilt, das auch per App abrufbar ist, wie Rektor Stefan Schneider sagt. Die Mittelschule schreitet in Sachen Digitalisierung strammen Schrittes voran: Ein eigenes Endgerät ist seit vergangenem Sommer Pflicht. Die Schüler besitzen allesamt ein sogenanntes Hybridgerät, das sich als Tablet oder Laptop nutzen lässt.

Im Gegensatz zum Kanton Thurgau verzichtet St. Gallen auf eine Empfehlung in Sachen Whatsapp. Hier gilt lediglich eine Altersuntergrenze von 16 Jahren – das offizielle Mindestalter des Messengerdienstes. Die Lehrer seien angehalten, keine Klassenchats über Whatsapp zu führen, sagt Gianluca Zanatta, Schulleiter der städtischen Oberstufen Blumenau und Bürgli. Gruppenchats mit Eltern seien dagegen erlaubt. Die schriftliche Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern laufe ebenfalls per Mail. Über Office 365 können die Schüler nicht nur ihre Nachrichten, sondern auch gemeinsame Terminkalender abrufen.

Damit begründet Zanatta die Kommunikation ausschliesslich per Mail. Zudem wolle die Schule ein Zeichen setzen gegen die dauernde Erreichbarkeit, sowohl von Lehrern als auch von Schülern.

Schweizer App soll Whatsapp ersetzen

Die Realität sieht hingegen oft anders aus. «In der Regel besitzen Oberstufenschüler ein Smartphone», sagt Urs Schöni, Schulleiter der Sekundarschule Teufen. Nebst E-Mails testet seine Schule Threema aus, eine Schweizer App mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die in die Schlagzeilen geriet, weil sie von Terroristen empfohlen wurde. Die App wird von Experten und Schulbehörden als Alternative für Whatsapp empfohlen; noch sind die Erfahrungen an Schulen allerdings gering. Die Sekundarschule Teufen stellte auf das neue Schuljahr auf die App um, nachdem Whatsapp im Frühling das Mindestalter auf 16 Jahren erhöhte.

Analog zum Kanton Thurgau rät auch das Ausserrhoder Bildungsdepartement dringend von Whatsapp-Klassenchats ab. Über die App Threema können die Lehrer ebenfalls Gruppenchats bilden und in Echtzeit kommunizieren. Während Whatsapp gratis ist, kostet das Konkurrenzprodukt eine einmalige Lizenzgebühr von rund 9 Franken pro Nutzer. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen