Die Telefonkette war
gestern, heute können Lehrer ihre Schüler gleichzeitig und in Echtzeit über
Hausaufgaben, ausfallende Lektionen oder Prüfungstermine informieren. Viele
greifen dafür auf Lehrer-Schüler-Chats über Whatsapp zurück. Der Thurgauer
Datenschützer warnt allerdings vor dem Einsatz von Whatsapp und zieht gar ein
Verbot des Mitteilungsdienstes an Schulen in Betracht. Der Datenschützer
spricht von einer «gefährlichen Datenkonzentration» des Dienstes, der wie
Facebook und Instagram zum Facebook-Konzern gehört.
Threema wird als Alternative zu Whatsapp empfohlen, Bild: Sascha Steinbach
Schüler nutzen Whatsapp, Schulen suchen Alternativen, St. Galler Tagblatt, 6.2. von Noemi Heule
Dennoch ist Whatsapp an
Schulen allgegenwärtig. Untereinander kommunizieren die Schüler über den
Marktführer in Sachen Kommunikation und formieren sich dort auch zu
Klassenchats, so der Tenor etlicher Ostschweizer Schulen. «Ob sich die Lehrer
ebenfalls in den Gruppenchats beteiligen, bleibt ihnen selbst überlassen», sagt
Hanspeter Hitz, Rektor der Kantonsschule Frauenfeld. Offizielle Mitteilungen
müssen aber über die Kanäle der Schule gestreut werden. Wie an den meisten
Ostschweizer Mittelschulen geschieht dies per Mail. Zudem verfügt die Schule
über eine eigene Lernplattform auf Basis von Sharepoint, einer
Microsoft-Software zum Teilen von Inhalten. Die Daten verbleiben auf den
hauseigenen Servern. «Wir wollen nicht auf Drittanbieter angewiesen sein», sagt
Hitz, selbst Mathematiker und Informatiker.
Eigenes Endgerät ist Pflicht
Ähnlich sieht es in der
Kantonsschule Romanshorn aus. Stundenpläne, allgemeine Informationen oder
Ausfälle werden über ein internes Informationssystem geteilt, das auch per App
abrufbar ist, wie Rektor Stefan Schneider sagt. Die Mittelschule schreitet in Sachen
Digitalisierung strammen Schrittes voran: Ein eigenes Endgerät ist seit
vergangenem Sommer Pflicht. Die Schüler besitzen allesamt ein sogenanntes
Hybridgerät, das sich als Tablet oder Laptop nutzen lässt.
Im Gegensatz zum Kanton
Thurgau verzichtet St. Gallen auf eine Empfehlung in Sachen Whatsapp. Hier gilt
lediglich eine Altersuntergrenze von 16 Jahren – das offizielle Mindestalter
des Messengerdienstes. Die Lehrer seien angehalten, keine Klassenchats über
Whatsapp zu führen, sagt Gianluca Zanatta, Schulleiter der städtischen
Oberstufen Blumenau und Bürgli. Gruppenchats mit Eltern seien dagegen erlaubt.
Die schriftliche Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern laufe ebenfalls
per Mail. Über Office 365 können die Schüler nicht nur ihre Nachrichten,
sondern auch gemeinsame Terminkalender abrufen.
Damit begründet Zanatta
die Kommunikation ausschliesslich per Mail. Zudem wolle die Schule ein Zeichen
setzen gegen die dauernde Erreichbarkeit, sowohl von Lehrern als auch von
Schülern.
Schweizer App soll Whatsapp ersetzen
Die Realität sieht
hingegen oft anders aus. «In der Regel besitzen Oberstufenschüler ein
Smartphone», sagt Urs Schöni, Schulleiter der Sekundarschule Teufen. Nebst
E-Mails testet seine Schule Threema aus, eine Schweizer App mit
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die in die Schlagzeilen geriet, weil sie von
Terroristen empfohlen wurde. Die App wird von Experten und Schulbehörden als
Alternative für Whatsapp empfohlen; noch sind die Erfahrungen an Schulen
allerdings gering. Die Sekundarschule Teufen stellte auf das neue Schuljahr auf
die App um, nachdem Whatsapp im Frühling das Mindestalter auf 16 Jahren
erhöhte.
Analog zum Kanton Thurgau
rät auch das Ausserrhoder Bildungsdepartement dringend von
Whatsapp-Klassenchats ab. Über die App Threema können die Lehrer ebenfalls
Gruppenchats bilden und in Echtzeit kommunizieren. Während Whatsapp gratis ist,
kostet das Konkurrenzprodukt eine einmalige Lizenzgebühr von rund 9 Franken pro
Nutzer.
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