Obwohl neue Fächer
eingeführt werden, müssen die Weiterbildungen für Lehrkräfte mit dem gleichen
Budget gedeckt werden wie bis anhin.
Günstige Schnellbleiche statt teurer Weiterbildung, Aargauer Zeitung, 11.2. von Eva Berger
«Medien und Informatik»,
«Textiles und Technisches Gestalten» oder auch «Politische Bildung». Diese und
weitere neue Fächer werden mit dem «Neuen Aargauer Lehrplan» demnächst an
Aargauer Schulen unterrichtet. Nicht alle bisherigen Lehrerinnen und Lehrer haben
das nötige Rüstzeug, um die neue Materie kompetent ihren Schülerinnen und
Schüler zu vermitteln. Sie müssen sich also weiterbilden. Für den Regierungsrat
steht das ausser Frage. Nur: Diese Weiterbildungen müssen mit dem dafür
vorgesehenen Budget von jährlich rund neun Millionen Franken finanziert werden
– für den Lehrplan 21 sind keine zusätzlichen Mittel vorgesehen.
Für den
Bildungspolitiker Manfred Dubach ist das stossend: «Das reicht nicht», sagt der
SP-Grossrat. Mit dem neuen Lehrplan kämen neue Herausforderungen auf die
Lehrerinnen und Lehrer zu. «Es braucht in der Einführungsphase zusätzliche
Mittel, damit die Lehrpersonen ihre vom Arbeitgeber verlangten Kompetenzen
erreichen können». Habe sich der neue Lehrplan etabliert und würden die
Lehrerinnen und Lehrer im Hinblick darauf ausgebildet, könne das Angebot wieder
neu überarbeitet werden, so Dubach.
«Massiver»
Bedarf
Es sei möglich, sowohl
die Weiterbildungen für neue Fächer als auch schulinterne Weiterbildungen zum
neuen Lehrplan mit dem bisherigen Budget zu decken, antwortet der Regierungsrat
auf eine entsprechende überparteiliche Interpellation mit Manfred Dubach als
Sprecher. Erreicht werden könne dies, indem bisherige, nicht mehr benötigte
Angebote reduziert würden. Das ist für Dubach zwar nachvollziehbar, nur: «Es
braucht in vielen Fällen mehr als eine Schnellbleiche», sagt er.
Während etwa ein
Geschichtslehrer durchaus über die Kompetenzen verfüge, das neue Fach
«Politische Bildung» zu unterrichten, sei der Weiterbildungsbedarf andernorts teilweise
«massiv». «Das Fach ‹Natur und Technik› kann man nach Absolvieren eines
zweiwöchigen Kurses nicht kompetent unterrichten», so Dubach, «das ist auch
gegenüber den Kindern nicht richtig.» Dies gelte insbesondere für Lehrpersonen,
die noch nach altem System ausgebildet worden sind und für die
Bez-Lehrerausbildung Kernkompetenzen in zwei bis drei Fächern erlangt haben.
«Die jüngeren Lehrpersonen haben eine umfassendere Ausbildung genossen. Aber es
wird schliesslich verlangt, dass alle Lehrerinnen und Lehrer auch die neuen
Fächer vermitteln können», sagt er.
Und: Weil der Kanton als
Arbeitgeber diese neuen Kompetenzen verlange, müsse er auch die nötigen
Angebote zur Verfügung stellen. «Man kann nicht voraussetzen, dass die
Lehrerinnen und Lehrer die notwendigen monatelangen Weiterbildungen selber
finanzieren», so Dubach. Dafür fehlten vielen sowohl die Zeit als auch die
Mittel.
Konkrete
Forderungen folgen
Wie hoch die Nachfrage
nach geeigneter Weiterbildung ist, sehe man schon jetzt, sagt Manfred Dubach.
«Für das Fach Informatik und Technik sind die Weiterbildungskurse immer
ausgebucht. Das Angebot entspricht der Nachfrage überhaupt nicht.»
Der Grossrat wird jetzt
die Situation mit anderen Parlamentarierinnen und Parlamentariern beurteilen
und allenfalls weitere Schritte unternehmen. «Ich schliesse derzeit nicht aus,
dass wir mit der konkreten Forderung nach mehr Mitteln an den Regierungsrat
gelangen werden», sagt er.
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