In den
Schweizer Lehrerzimmern wird seit Tagen über ein Thema gesprochen: Die
Schneefälle und welche Gefahren sie mit sich bringen. Welche Berggebiete
bleiben sicher, welche nicht? Schliesslich stehen in den kommenden Wochen
landesweit Skilager an.
Dass sich die Lehrerinnen und Lehrer derzeit vor allem
darüber Sorgen machen, war vor einigen Monaten nicht absehbar. Da ging es um
mehr, um Grundsätzliches: Können Schulund Skilager überhaupt noch durchgeführt
werden? Vielerorts drohte diese Institution des Schweizer Schulwesens
wegzufallen. «Klassenlager in Gefahr», titelten die Zeitungen landesweit.
Trotz Sparzwang: Die Skilager sind gerettet, Basellandschaftliche Zeitung, 21.1. von Yannick Nock
Ursprung der Debatte waren die Elternbeiträge. Vor einem Jahr kam das
Bundesgericht zum Schluss, dass obligatorische Angebote von Schulen kostenlos
sein müssen. Deshalb dürften von Eltern maximal 16 Franken pro Tag für
Verpflegung verlangt werden. Viele Lager waren aber teurer. Je nach Schule
zahlten Eltern zwischen 150 und 300 Franken für eine Lagerwoche. Manchmal auch mehr.
Das Urteil hat Folgen
Auch wenn das Urteil viele Kinder, Eltern und Lehrer
verunsichert hat, so bleiben die Klassenlager auch dieses Jahr fester
Bestandteil der Schulen. Das zeigt eine Umfrage dieser Zeitung unter den
Schulleitern, Lehrern und den Deutschschweizer Bildungsdepartementen. Zwar
mussten einige Kantone ihre Richtlinien anpassen, doch kaum eine Schule war
gezwungen, das Klassenlager zu streichen. Viele Gemeinden hoben das Budget an
oder sprangen ein, wenn Eltern teurere Ausflüge nicht bezahlen konnten.
Spurlos
ging das Urteil trotzdem nicht an den Schulen vorbei. Die Lehrer müssen sparen.
Nun heisst es Massenschlag statt Vierer-Zimmer, Spaghetti statt Rindsfleisch.
«Viele Schulen haben das Budget runtergeschraubt und suchen nun nach ganz günstigen
Unterkünften», sagt Christina Aenishänslin, Sprecherin der Groups Swiss. Die
Branchenorganisation der Schweizer Gruppenunterkünfte
vermittelt über 650 Behausungen. Die Anfragen hätten abgenommen. «Die meisten
bleiben einfach weg und melden sich gar nicht erst.» Viele Lehrer würden direkt
mit den Vermietern sprechen, um die Preise zu drücken und Rabatte auszuhandeln,
sagt Aenishänslin. Dennoch würden sie weiterhin viele Lehrer, Schulen und
Vermieter beraten. «Der Wert der Lager ist unbestritten.»
Auch die Schulleiter
heben deren Bedeutung hervor: «Sie sind für das soziale Lernen extrem wichtig»,
sagt Bernard Gertsch, Präsident des Schweizer Schulleiterverbandes. Die Reisen
seien aus der Schule nicht wegzudenken.
Die Verunsicherung nach dem Gerichtsentscheid sei spürbar gewesen. Nun ist
Gertsch erleichtert, dass Lösungen gefunden wurden. Und er hofft auf weitere
Unterstützung: «Wir verhandeln derzeit mit Car-Unternehmen, um Schüler
günstiger in die Lager fahren zu können.» Davon würden alle profitieren. Die
Schulen hätten weniger Ausgaben und die Unternehmen gute Werbung.
Verhandlungen
mit den SBB
Einen ähnlichen Weg geht der Schweizer Lehrerverband. Die
Lehrpersonen sind in Gesprächen mit den SBB. «Klassenfahrten müssen billiger
werden»,
sagt Lehrerpräsident Beat Zemp. Der gewöhnliche Gruppenrabatt reiche für die
Schulklassen nicht mehr aus. «Der Zug ist mit dem Bus nicht mehr
konkurrenzfähig.» Die Lehrer möchten gemeinsam mit anderen Verbänden erreichen,
dass die SBB bei den Tarifen entgegen kommen.
Ganz gebannt ist die Sorge um die
Klassenlager trotz der positiven Zwischenbilanz aber nicht. Deswegen wird der
Schulleiterverband im Mai die erste systematische Befragung zum Thema unter
seinen Mitglieder durchführen. So sollen Probleme in den Kantonen erkannt und
Lösungen gefunden werden.
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