Der Kanton Baselland will die heutigen Lohnklassen
der Verwaltungsangestellten mit Leistungslöhnen ersetzen. Bei Schulen stösst
dies auf Kritik. Die Baselbieter Schulleiter wollen nicht verantwortlich sein
für die Lohneinstufungen ihrer Angestellten.
"Was ist ein guter Lehrer?" Geplante Leistungslöhne an Schulen sorgen für Unmut, Basellandschaftliche Zeitung, 24.12. von Leif Simonsen
Ab 2022 will der Kanton Baselland für
Verwaltungsangestellte Leistungslöhne einführen. Dann will das Baselbiet die
heutigen Lohnklassen ersetzen. Statt über Erfahrungsstufen steigt der Lohn dann
flexibel. Von der Lohnsumme von insgesamt 600 Millionen Franken sollen zwar
bloss 6 Millionen leistungsabhängig sein. Doch bei den Lehrern und bei den
Schulleitungen ist der Widerstand gross. Sie stellen sich auf den Standpunkt,
dass die Qualität ihrer Arbeit kaum messbar sei. Was ist ein guter Lehrer?
Einer, der bei den Schülerinnen und Schüler besonders beliebt ist? Einer, bei
dem die Schüler gute Noten haben? Einer, der immer pünktlich erscheint? Oder
gar einer, der im Lehrer-Kollegium am besten ankommt?
Die Antwort wird derzeit von einer Arbeitsgruppe
gesucht. Wie die bz weiss, versuchen Vertreter der Schulleitungen, der Lehrer
und des Kantons, das Unmögliche zu erarbeiten: allseits akzeptierte
Rahmenbedingungen für eine lohnrelevante Qualifikation der Lehrer. Bereits im
Frühjahr taten die Baselbieter Schulleiter-Konferenzen ihren Unmut kund. In
einem Brief an den Regierungsrat verwiesen sie auf die Gefahren des
Lohnmodells. In der Schweiz hätten lediglich sechs Kantone ein solches System –
nur ein Mittelschulamt habe positive Erfahrungen gemacht. Dies mit der Begründung,
es seien Zielvereinbarungen gemacht worden – ein Instrument, das in Baselland
schon seit Jahren gang und gäbe ist.
Schulleiter und Lehrer geeint
Das geplante Lohnsystem habe vor allem negative
Konsequenzen, etwa eine Verschlechterung des Schulklimas, den Aufbau des
Staatsapparats oder eine sinkende Berufszufriedenheit – in Baselland besonders
verheerend, weil die Lehrer gemäss einer Studie hier sowieso schon die
unzufriedensten sind. Dass etwa Mitarbeitergespräche für die Qualifikation und
somit für den Lohn der Lehrer ausschlaggebend sind, sei «nicht umsetzbar», sagt
Jürg Lauener. Er ist Präsident des Verbands der Baselbieter Schulleiterinnen
und Schulleiter und leitet selber die Therwiler Sek mit rund 60 Lehrerinnen und
Lehrern. «Wir können die Lehrer und ihren Unterricht nicht seriös beurteilen
mit unseren Ressourcen», sagt er. Derzeit führe man rund zwei
Unterrichtsbesuche pro Jahr durch, einmal jährlich erfolge ein
Mitarbeitergespräch, das als gegenseitiges Feedback zu verstehen sei.
Auch der Lehrerverein Baselland (LVB) lehnt die
leistungsabhängigen Löhne aus verschiedenen Gründen ab. In einem Beitrag in der
jüngsten Ausgabe der Verbandszeitschrift schreibt LVB-Geschäftsführer Michael
Weiss, dass faire Bewertungen in mehrfacher Hinsicht nicht möglich seien. Unter
anderem seien die Lehrer hinsichtlich ihrer Aufgabe autonomer als in anderen
Berufen. «Die Vorgaben sind sehr grob gefasst. Eine Bewertung ihrer Arbeit
anhand objektiv messbarer Kriterien wird dadurch zu grossen Teilen
verunmöglicht», schreibt er. Zudem hänge der Erfolg der Lehrer auch von den
Schülern ab. Es drohe im neuen System die Gefahr, dass die schwächsten Klassen
den unliebsamen Lehrpersonen zugeteilt würden. Das vielleicht gewichtigste
Argument eint für einmal die Lehrer und die Schulleiter – sie sind sonst nicht
immer gleicher Meinung.
Erst im Januar will die Arbeitsgruppe informieren.
Vorher sagt weder der LVB noch der Sekundarschulleiterverband etwas zum Stand
der Verhandlungen. Auch der Kanton will keine Auskunft geben. Unwahrscheinlich
scheint, dass der Kanton doch noch abkehrt von der Idee von Leistungslöhnen.
Bartolino Biondi von der Finanz- und Kirchendirektion sagt auf Anfrage: «Im
Sinne einer einheitlichen Umsetzung der kantonalen Lohnpolitik hat der
Regierungsrat vorgesehen, dass alle Mitarbeitenden des Kantons Baselland −
unabhängig von ihrem Arbeitsgebiet und ihrer Funktion − in die neue Systematik
überführt werden.»
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