24. Dezember 2018

Widerstand gegen Leistungslöhne


Der Kanton Baselland will die heutigen Lohnklassen der Verwaltungsangestellten mit Leistungslöhnen ersetzen. Bei Schulen stösst dies auf Kritik. Die Baselbieter Schulleiter wollen nicht verantwortlich sein für die Lohneinstufungen ihrer Angestellten.
"Was ist ein guter Lehrer?" Geplante Leistungslöhne an Schulen sorgen für Unmut, Basellandschaftliche Zeitung, 24.12. von Leif Simonsen


Ab 2022 will der Kanton Baselland für Verwaltungsangestellte Leistungslöhne einführen. Dann will das Baselbiet die heutigen Lohnklassen ersetzen. Statt über Erfahrungsstufen steigt der Lohn dann flexibel. Von der Lohnsumme von insgesamt 600 Millionen Franken sollen zwar bloss 6 Millionen leistungsabhängig sein. Doch bei den Lehrern und bei den Schulleitungen ist der Widerstand gross. Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass die Qualität ihrer Arbeit kaum messbar sei. Was ist ein guter Lehrer? Einer, der bei den Schülerinnen und Schüler besonders beliebt ist? Einer, bei dem die Schüler gute Noten haben? Einer, der immer pünktlich erscheint? Oder gar einer, der im Lehrer-Kollegium am besten ankommt?

Die Antwort wird derzeit von einer Arbeitsgruppe gesucht. Wie die bz weiss, versuchen Vertreter der Schulleitungen, der Lehrer und des Kantons, das Unmögliche zu erarbeiten: allseits akzeptierte Rahmenbedingungen für eine lohnrelevante Qualifikation der Lehrer. Bereits im Frühjahr taten die Baselbieter Schulleiter-Konferenzen ihren Unmut kund. In einem Brief an den Regierungsrat verwiesen sie auf die Gefahren des Lohnmodells. In der Schweiz hätten lediglich sechs Kantone ein solches System – nur ein Mittelschulamt habe positive Erfahrungen gemacht. Dies mit der Begründung, es seien Zielvereinbarungen gemacht worden – ein Instrument, das in Baselland schon seit Jahren gang und gäbe ist.

Schulleiter und Lehrer geeint
Das geplante Lohnsystem habe vor allem negative Konsequenzen, etwa eine Verschlechterung des Schulklimas, den Aufbau des Staatsapparats oder eine sinkende Berufszufriedenheit – in Baselland besonders verheerend, weil die Lehrer gemäss einer Studie hier sowieso schon die unzufriedensten sind. Dass etwa Mitarbeitergespräche für die Qualifikation und somit für den Lohn der Lehrer ausschlaggebend sind, sei «nicht umsetzbar», sagt Jürg Lauener. Er ist Präsident des Verbands der Baselbieter Schulleiterinnen und Schulleiter und leitet selber die Therwiler Sek mit rund 60 Lehrerinnen und Lehrern. «Wir können die Lehrer und ihren Unterricht nicht seriös beurteilen mit unseren Ressourcen», sagt er. Derzeit führe man rund zwei Unterrichtsbesuche pro Jahr durch, einmal jährlich erfolge ein Mitarbeitergespräch, das als gegenseitiges Feedback zu verstehen sei.

Auch der Lehrerverein Baselland (LVB) lehnt die leistungsabhängigen Löhne aus verschiedenen Gründen ab. In einem Beitrag in der jüngsten Ausgabe der Verbandszeitschrift schreibt LVB-Geschäftsführer Michael Weiss, dass faire Bewertungen in mehrfacher Hinsicht nicht möglich seien. Unter anderem seien die Lehrer hinsichtlich ihrer Aufgabe autonomer als in anderen Berufen. «Die Vorgaben sind sehr grob gefasst. Eine Bewertung ihrer Arbeit anhand objektiv messbarer Kriterien wird dadurch zu grossen Teilen verunmöglicht», schreibt er. Zudem hänge der Erfolg der Lehrer auch von den Schülern ab. Es drohe im neuen System die Gefahr, dass die schwächsten Klassen den unliebsamen Lehrpersonen zugeteilt würden. Das vielleicht gewichtigste Argument eint für einmal die Lehrer und die Schulleiter – sie sind sonst nicht immer gleicher Meinung.

Erst im Januar will die Arbeitsgruppe informieren. Vorher sagt weder der LVB noch der Sekundarschulleiterverband etwas zum Stand der Verhandlungen. Auch der Kanton will keine Auskunft geben. Unwahrscheinlich scheint, dass der Kanton doch noch abkehrt von der Idee von Leistungslöhnen. Bartolino Biondi von der Finanz- und Kirchendirektion sagt auf Anfrage: «Im Sinne einer einheitlichen Umsetzung der kantonalen Lohnpolitik hat der Regierungsrat vorgesehen, dass alle Mitarbeitenden des Kantons Baselland − unabhängig von ihrem Arbeitsgebiet und ihrer Funktion − in die neue Systematik überführt werden.»

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