Die
Thurgauer Regierung verteidigt Sammelnoten im Schulzeugnis. Seit Sommer 2017
und damit seit der Einführung des neuen Lehrplans können Sekundarlehrer im
Thurgau selber entscheiden, ob sie ihren Schülern in Physik, Chemie und
Biologie einzelne Noten geben wollen oder nicht. Der Lehrplan Volksschule
Thurgau und das dort geforderte fächerübergreifende Lernen habe dazu geführt,
dass Sammelnoten neu eine Option sind. Das schreibt der Regierungsrat in seiner
Antwort auf die Interpellation «Thurgauer Schulzeugnisse 2017/2018 –
aussagekräftig und vergleichbar?» Das Thema bewegt die Gemüter. Die sechs
Kantonsräte, die den Vorstoss vor einem Jahr eingereicht haben, wollten wissen,
warum Gesamtnoten möglich und warum die Zeugnisse nicht einheitlich sind.
Schulzeugnis bewegt die Politik, Thurgauer Zeitung, 4.12. von Larissa Flammer
Erstunterzeichner
Urs Schrepfer (SVP, Busswil), ist mit der Haltung der Regierung nicht
zufrieden: «Sie drückt sich vor einem Entscheid.» In ihrer Antwort verweist die
Regierung auf einen Schulversuch, der noch bis im Januar läuft, und auf einen
Dialog mit den betroffenen Parteien zu den bisherigen Erfahrungen mit den neuen
Zeugnissen. Im Juni 2019 erhält der Regierungsrat einen Bericht mit den
Ergebnissen. Nach allfälligen Anpassungen soll es eine zweite Vernehmlassung
geben, frühestens per 1. August 2021 treten die definitiven
Beurteilungsgrundlagen in Kraft.
Vom
Dialog und der Vernehmlassung erwartet Kantonsrat Schrepfer nicht viel, da die
verschiedenen Anspruchsgruppen bei den Sammelnoten geteilter Meinung seien.
«Ich erwarte, dass der Kanton einen Entscheid fällt.» Zeugnisse müssten
zumindest innerhalb des Kantons einheitlich sein.
Schrepfer
ist froh, dass der Grosse Rat über dieses Thema diskutieren wird. «Das ist
wichtig.» Auch der Chef des Volksschulamts, Beat Brüllmann, sagte vor einem
Jahr: «Diese Interpellation ist eine Chance für uns.» So würden die
Verantwortlichen noch vor der definitiven Fassung der Zeugnisse hören, was die
Politik dazu sagt.
Auftrag zur Erweiterung der Software wirft Fragen
auf
Während
des laufenden Schulversuchs werden auch Kompetenzprofile zur Ergänzung der
Noten erprobt. Dafür gibt es seit Sommer 2017 im Zeugnis keine mündlichen Noten
mehr. «Wenn bei den Kompetenzen die Bereiche doch getrennt bewertet werden
müssen, warum gibt es denn nicht auch einzelne Noten?», fragt Schrepfer. Er
weist auch darauf hin, dass die Bewertung der einzelnen Kompetenzen und deren
Beleg einen grossen Aufwand mit sich bringen. «Ich glaube kaum, dass Geld für
eine zusätzliche Entlastung der Lehrpersonen da ist.»
Damit bei
der Zeugniserfassung auch Kompetenzen beurteilt werden können, muss das
Software-Programm weiterentwickelt werden. Den Auftrag dafür hat der Kanton im
freihändigen Verfahren an die Firma Roth Soft AG vergeben, wie die Regierung
schreibt. Der Kanton arbeitete bereits zuvor mit diesem Unternehmen zusammen.
Die Antwort ist für Mitunterzeichner Andreas Wirth (SVP, Frauenfeld) nicht
stimmig, weil andernorts im Schreiben der Regierung steht, dass noch andere
Programme gesichtet werden. «Es macht den Anschein, dass der Auftrag schon 2015
vergeben wurde», sagt Wirth. Dabei wäre es seiner Meinung nach wichtig, auch
andere Anbieter zu prüfen.
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