Die PH Bern will den
Lehrermangel bekämpfen. Darum vermittelt die Pädagogische Hochschule ihren
Studentinnen und Studenten nach dem zweiten Studienjahr eine Teilzeitstelle an
einer Unterstufenklasse im Kanton Bern. Ihr Bachelorstudium verlängert sich
dadurch um ein Jahr. «Im Moment ist man im Kanton für jeden Lehrer dankbar»,
sagt der Institutsleiter Daniel Steiner. Doch die Studierenden der PH sollen
nicht bloss ein «Notnagel» sein und nur in Notfällen eingesetzt werden. Die
Studierenden werden sowohl an der neuen Stelle wie auch im Studium eng
begleitet.
Mit Studenten gegen den Lehrermangel, Bund, 14.12. von Naomi Jones
Das ermöglicht ihnen zudem einen sanfteren
Berufseinstieg als bisher. Viele Junglehrer erleiden nämlich einen
«Praxisschock», wie Steiner sagt. «Sie geraten nach dem Studium in eine
Situation, die sie oft überfordert.» Das Pilotprojekt, an dem vorerst 36 Studierende teilnehmen können, sieht für die
jungen Teilzeitlehrerinnen einen Mentor am neuen Arbeitsort sowie einen an der
Hochschule vor. Bis zum dritten Studienjahr haben die Studentinnen und
Studenten bereits acht Wochen Praktika absolviert. Auch die meisten der
pädagogischen und didaktischen Pflichtmodule haben sie dann schon besucht.
Sowohl die Studierenden als auch die Mentoren
und Mentorinnen in der Praxis sollen von der Erziehungsdirektion des Kantons
Bern (ERZ) mit einem Dreiprozent-Pensum entlastet und mit 170 bis 300 Franken
pro Monat vergütet werden. Auch Berufs- und Wiedereinsteiger, die regulär
studiert haben, können im ersten Berufsjahr einen Mentor beantragen, wie Erwin
Sommer von der ERZ sagt. Der Mentor soll idealerweise im gleichen Schulhaus und
auf der gleichen Stufe tätig sein.
Zweimal soll das Pilotprojekt durchgeführt
und dann ausgewertet werden. Bis 2022 will die Hochschule entscheiden, ob und
in welcher Form die vierjährige Lehrerausbildung reguläres Modell werden soll.
Steiner rechnet damit, dass der aktuelle Lehrermangel im Kanton Bern nicht
bloss einer konjunkturellen Welle folgt, sondern einem strukturellen Problem
geschuldet ist. «Wir werden nicht so schnell wieder einen Lehrerüberschuss
haben», sagt er. Denn die Löhne seien tief, und der Lehrplan 21 erfordere mehr
Lektionen. Zudem stünden geburtenstarke Jahrgänge vor dem Schuleintritt,
während sich die Reihen in den Lehrerkollegien durch Pensionierungswellen
lichteten.
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