Auffallend beim
Abstimmungskampf zur Doppelinitiative sind die fehlenden inhaltlichen Argumente
der Gegner. Da ist die Rede von der Zukunft, der angeblich falschen, strukturellen
Kompetenzverschiebung, von allwissenden Expertengruppen, denen man doch
vertrauen sollte. Auch die bereits ausgegebenen Millionen werden ins Feld
geführt, die zu befürchtende Isolation beklagt und dass nun doch endlich Ruhe
einkehren möge. Die ganz am Rand geschilderten Vorzüge des Lehrplans 21 beschränken
sich auf die Einführung der Fächer
Medien und Informatik. Die Befürworter werden als reaktionär betitelt und die
ganze Initiative gar als abwegig diffamiert.
Zu viele offene Fragen, GR heute, 15.11. Leserbrief von Elisabeth Calcagnini
Da bleiben
viele offene Fragen. Mit welchen Ergebnissen wurde die neue Ausrichtung des LP
21 erprobt? Gibt es positive Forschungsresultate, die die Wirksamkeit von
offenem Unterricht belegen? Existiert eine pädagogische Begründung für die
Kompetenzorientierung? Was sagen die Berufsbildner zu den Fähigkeiten der
Schulabgänger? Wie wirkt sich die falsche Vorgabe des LP21, dass erst ab der 3.
Klasse Rechtschreibfehler korrigiert werden dürfen aus? Warum muss ein neu
eingeführter Lehrplan, nach der Aussage des LEGR bereits angepasst und
korrigiert werden? Und wie sehen mit der Ideologie der Inklusion die Leistungen
der besseren Schülerinnen und Schüler aus?
Namhafte
pädagogische Fachleute geben den Initianten Recht und bestätigen die Dringlichkeit
von gut dokumentierten Antworten auf die obigen Fragen. Gerade die
Zeitgenossen, deren Herz eher auf der linken Seite schlägt, müssten längst
aufhorchen, wenn auch in der Schweiz von der bereits beginnenden Übernahme von
Lernplattformen durch gewinnorientierte Konzerne wie Samsung berichtet wird.
Oder wenn sogar in der Südostschweiz ein von einer Stiftung gesponsertes
Loblied auf den individualisierten Unterricht mit Laptops erscheint. Da steckt
kaum eine pädagogisch motivierte Absicht dahinter. Ganz zu schweigen von der
bisher hochgehaltenen Chancengleichheit, die mit dem von den Initianten kritisierten
«selbstorganisierten Lernen» zu Grabe getragen wird.
Wenn etwas in
der Schule schief läuft, hat das Parlament als oberste Instanz, oder allenfalls
die Bevölkerung, die Aufsichtspflicht und muss intervenieren.
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