14. November 2018

Das Bildungsglaubensbekenntnis

"Ich glaube daran, dass jedes Kind gleich, aber einzigartig ist, voll von Begabungen und Talenten, die entdeckt und gefördert werden können; ich glaube daran, dass jedes Kind kreativ und innovativ ist und nur durch ein schlechtes Schulsystem daran gehindert wird, selbst alles zu entdecken, was es zu entdecken gibt; ich glaube, dass jedes Kind am besten selbst weiss, was und wie es lernen will; ich glaube an die Segnungen der Digitalisierung, die es jedem erlaubt, jederzeit alles zu lernen und alles zu wissen; ich glaube deshalb, dass die Belastung des jugendlichen Gedächtnisses mit Wissen unnötig, ästhetische Kanons ein Übel, Inhalte verwerflich und Frontalunterricht des Teufels ist; ich glaube an den Lehrer als Coach, als Begleiter, als Berater, der sozial kompetent im Hintergrund autonomer Lernprozesse lauert und dem nur eines verboten ist: zu lehren. Ich glaube an Teams, an Projekte, an Kommunikation. Ich glaube an die Heilige Dreifaltigkeit von Kompetenzorientierung, Individualisierung und Standardisierung. Ich glaube an die inklusive Schule und an die inklusive Gesellschaft; ich glaube an die Matura, das Abitur für alle.

Aus: Bildung als Provokation, von Konrad Paul Liessmann

1 Kommentar:

  1. Die "alleinige Wahrheit":

    Wer glaubt, die "einzig richtige Wahrheit"/Methode usw. zu besitzen, fühlt sich oft von abweichenden Meinungen (Fakten, wissenschaftliche Studien, praktische Erfahrungen, Kritik, Minderheitsmeinungen usw.) bedroht und meint, die Vertreter dieser Meinungen persönlich bekämpfen zu müssen. Die "einzig richtige Wahrheit" kann nur von oben nach unten als Doktrin/Dogma doktrinär durchgesetzt werden. Damit werden Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit erdrückt.


    Zitate von Heinrich Pestalozzi, Schweizer Pädagoge (1746 - 1827):

    "Je höher die Rechthaberei in einem Menschen steigt, desto seltener hat er recht, das heißt desto seltener stimmen seine Aussagen und Behauptungen mit der Wahrheit überein".

    "Es ist das Los des Menschen, daß die Wahrheit keiner hat. Sie haben sie alle, aber verteilt, und wer nur bei einem lernt, der vernimmt nie, was die andern wissen".

    "Es kann nicht zwei gute Unterrichtsmethoden geben. Es ist nur eine gut, und das ist diejenige, die vollkommen auf den ewigen Gesetzen der Natur beruht".

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