Im März 2016 beschloss die Regierung,
den Lehrplan21GR auf das Schuljahr 2018/19 einzuführen. Die grosse Mehrzahl der
Lehrpersonen musste dies zu Kenntnis nehmen. Gleichzeitig fingen die Gemeinden
an, ihre Schulhäuser umzubauen, so dass die Kinder kompetenzorientiert,
individuell und selbst-organisiert in Lernlandschaften den Schulstoff
abarbeiten können. Der Lehrer wird zum Beobachter und führt Lernjournale, die
Kinder üben sich in Selbstreflexion. Und das alles, ohne dass das Volk
dazu befragt wurde. Wo schon im Sinn und Geist dieser Reform Schule
stattfindet, sind die Ergebnisse ernüchternd. Deshalb wäre es wichtig, die
funktionierenden Teile der Volksschule zu bewahren, systembedingte
Reformfehler möglichst zu vermeiden und selbstbewusst in einen sachlich
geführten Dialog einzusteigen.
«Ross und Reiter» sind bekannt, 15.11. von Christoph Jäger
«Lehrpläne sind heute in guten Händen, es gibt
keinen Anlass, daran etwas zu ändern», betont Sandra Locher Benguerel, Präsidentin des LEGR, Lehrpläne
dürften keinesfalls zum Spielball politischer und weltanschaulicher Interessen
verkommen. Sie verschweigt dabei bewusst,
dass der Bildungsmarkt schon heute hart umkämpft wird. Die Stimmbürgerin und
der Stimmbürger werden einmal mehr für unmündig gehalten.
Die Volksschule
bildet die Seele des Volkes ab. Dies ist linken Kreisen offenbar ein Dorn im
Auge. Peter Reiser, Präsident des Schulbehördenverbands, spricht gar davon,
dass die Initianten das Rad der Zeit zurückdrehen wollten, von einem
altmodischen Unterrichtsverständnis ausgingen und er schwärmt von der Umsetzung
des Konzeptes «Medien und Informatik» an den Bündner Schulen. Wie sieht hier der neuste Stand aus? In
Schulen des Silicon Valley, dem Tal der Tech-Milliardäre, werden Computer und
Tablets aus dem Unterricht verbannt. «Screen-free schools», bildschirmfreie
Schulen, heisst das Schlagwort. Ironischerweise wollen ausgerechnet sie, dass
ihre Kinder sich mit Menschen statt mit Geräten abgeben, dass sie in den Pausen
auf Spielplätzen herumtollen, statt am Handy zu hängen. Peter Reiser
begrüsst es, dass das Handy zum Unterrichtsgegenstand wird, obwohl er als Arzt
die alarmierenden Fakten aus zahlreichen Studien kennen müsste. Peter Frehner, Präsident
des Schulleiterverbandes, meint zu ergänzenden Jahrgangszielen: «Ein Alleingang
des Kantons Graubünden mit eigenen Lernzielen wäre unsinnig und zudem
organisatorisch mit massiv höheren Ausgaben verbunden.» Als Basler unterschlägt
er den Bündnern, dass gerade dieser Kanton einer solchen Ergänzung zum LP21 mit
85% zugestimmt hat. Es erstaunt nicht weiter, dass die Gegenkampagne
Behauptungen und Halbwahrheiten verbreitet, welche mit der Initiative gar
nichts zu tun haben. Ein «Nein» zur Initiative bewirkt
das Gegenteil der erwünschten Ruhe: 2019 steht eine Schulgesetzesrevision an, der
Kindergarten muss dem LP21 angepasst werden, die Lehrer erhalten einen neuen
Berufsauftrag, die «Neuen Medien» und neue Lehrmittel werden uns weiter
Kopfzerbrechen bereiten, Kinderburnout als neues Phänomen steht im Raum. Die
Gemeinden bauen ihre Schulhäuser in Lernlandschaften und Computertempel um. Diese immense Kostensteigerung im
Bildungssektor führt zu Schliessungen kleiner Schuleinheiten und Entlassungen
von Lehrpersonen.
Ein «Ja» wird
Graubünden nicht isolieren, sondern dazu
beitragen, dass die Schule gemäss kantonaler Verfassung und nach gültigem
Schulgesetz die sprachlichen, kulturellen und humanistischen Werte weiter
hochhält. Der LP21GR wird durch Jahresziele ergänzt; die Fächer und Lektionen
bleiben unangetastet. Die Initianten haben ihr Recht wahrgenommen, ihre
Befürchtungen haben sie dargelegt. Sollten diese eintreffen, dann sind «Ross
und Reiter» bekannt. Am 25.November hat das Volk das letzte Wort!
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