25. November 2018

"Am Lehrplan 21 kann grundsätzlich nicht mehr gerüttelt werden"


Das Bündner Stimmvolk hat am Abstimmungssonntag sowohl die Verfassungs- als auch die Gesetzesinitiative zu «Gute Schule Graubünden» wuchtig verworfen. Sieger und Verlierer werten das Resultat unterschiedlich.
Marlies Klesse: "Ein Viertel sagte Ja - das ist auch ein Zeichen", Südostschweiz, 25.11.


 «Ich finde das Resultat eigentlich nicht schlecht», sagte Marlies Klesse vom Initiativkomitee «Gute Schule Graubünden» nach der Abstimmungsniederlage gegenüber Radio Südostschweiz. Ihre Initiative «Gute Schule Graubünden - Mitsprache bei wichtigen Bildungsfragen» wurde mit 74,69 Prozent abgelehnt. Die daran gekoppelte Initiative «Gute Schule Graubünden - Mitsprache bei Lehrplänen» wurde gar mit 76,34 Prozent verworfen.
Ein Viertel der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sei immerhin für die Mitsprache in Bildungsfragen - das sei auch ein Zeichen. «Die Diskussion geht weiter», so Klesse. Die Bevölkerung müsse sich erst mal mit dem neuen Schulsystem befassen. Dieses ist seit diesem Sommer mit der Einführung des Lehrplans 21 in Kraft. Es gelte jetzt, Erfahrungen zu sammeln. Erfahrungen damit, dass die Schule auf die Selbstorganisation der Schüler baue und den Unterricht aus der Schule dränge.
«Am Lehrplan 21 soll nicht mehr gerüttelt werden»
Eine derart deutliche Abfuhr der Doppelinitiative hat man sich beim Verband Lehrpersonen Graubünden (Legr) zwar erhofft, aber nicht erwartet. Die Verantwortlichen ziehen ganz andere Schlüsse als ihre Gegner. «Die Stimmbevölkerung hat sich für eine Schule mit Zukunft ausgesprochen», so Legr-Präsidentin Sandra Locher Benguerel gegenüber dem Lokalradio. Weiterhin sollen Fachleute für die Gestaltung der Lehrpläne zuständig sein. Die Regierung werde wie bisher die Lehrpläne für die Volksschule erlassen können. Locher Benguerel sieht den Kurs der heutigen Volksschule bestätigt. Am Lehrplan 21 Graubünden könne grundsätzlich nicht mehr gerüttelt werden.

Der Legr wendete sich auch mit einer Mitteilung an die Medien. Er werde weiterhin seinen kritisch-konstruktiven Kurs zum Lehrplan 21 und dessen Bündner Umsetzung fortsetzen. «Optimierungen sind immer noch möglich und auch mal nötig. Die dreijährige Umsetzungsphase wird anhand der Erfahrung aus der Praxis zeigen, wo Handlungsbedarf besteht», heisst es darin.


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