Gut drei Jahre sind verstrichen seit der Abwahl des
SP-Regierungsrats Urs Wüthrich. Seither leckt die Partei vor allem ihre Wunden.
Doch nun scheint sie in der Bildungspolitik neue Akzente zu setzen. Der erste
Blick darauf ist verheissungsvoll, der zweite ernüchternd.
Basellandschaftliche Zeitung, 16.10. Gastkommentar zum Streit über das Fremdsprachen-Lehrmittel Passepartout von Felix Hoffmann
Während
Wüthrich seinen Kritikern aus der Lehrerschaft noch mit juristischen Schritten
drohte, schlägt Miriam Locher, Fraktionspräsidentin der Baselbieter SP, nun
ganz neue Töne an. So fordert sie, die Unzufriedenheit der Mehrheit der
Lehrkräfte mit Passepartout zu respektieren. Sie verlangt Mitsprache der
Lehrpersonen bei der Auswahl neuer Schulbücher. Und weltweit anerkannte
Französisch- bzw. Englischlehrmittel sollten ergänzend zugelassen werden.
Dieses
ist alles umso erstaunlicher, als dass die totalitäre
Passepartout-Fremdsprachenideologie ursprünglich allen Lehrkräften aufgezwungen
wurde in Kombination mit einem totalen Verbot aller andern Lehrmittel. Aber
auch die geforderten stofflichen Schnittstellen zwischen Primar und Sek. 1 sind
zu begrüssen, denn sie sind unerlässlich für einen erfolgreichen
Fremdsprachenunterricht. Dass auch Passepartout-Lehrmittel zur Anwendung kommen
sollten, um die Ziele des Lehrplans zu erreichen, ist ein Widerspruch in sich
selbst, da genau dies mit jenen Büchern nicht möglich ist, zumal Schnittstellen
mit ihnen nicht zu definieren sind. Der Fairness halber sollte erwähnt werden,
dass Frau Locher nur deshalb fordern kann, die Lernenden müssten Stoffziele
erreichen, da diese dank des beharrlichen Einsatzes der Starken Schule beider
Basel überhaupt in den Baselbieter Lehrplan aufgenommen wurden.
Lehrpersonen
sollten bei der Auswahl neuer Lehrmittel nicht nur partizipieren, sie sollen
sie wählen. Denn sie sind mit ihrer Erfahrung am besten dafür qualifiziert.
Nachdenklich stimmt der Aufruf zur Eile, nachdem die SP Passepartout seit
sieben Jahren durch alle Böden hindurch verteidigt, was sie noch immer tut.
Denn die besten, international bewährten Lehrmittel sollen nur als
gelegentliche Ergänzung nicht aber als Leitlehrmittel geduldet werden. Miriam
Locher will offenbar nur Passepartout- bzw. damit verwandte Lehrmittel als
offizielle Schulbücher akzeptieren. Wie keine andere Partei steht die SP für
Chancengleichheit. Doch genau die verhindert sie mit ihrem Festhalten an
Passepartout. Es sind nämlich die gut gebildeten und damit zumeist auch
betuchten Eltern, die ihrem Nachwuchs erfolgreichen
Privat-Fremdsprachenunterricht als Ersatz zum schulischen bieten können.
Bildungsferne Eltern haben diese Chance eher nicht.
Ein
weiterer Verstoss gegen die Chancengleichheit liegt vor, wenn Schüler A im
Rahmen von Passepartout kaum Fremdsprachen lernt, während Schülerin B Glück
hat, weil sich ihr Lehrer nicht an diese Ideologie hält. Chancengleichheit
leitet die SP ab von ihrem Dogma der uniformen «Gleichheit der Menschen».
Folglich verteidigt sie die Passepartout-Ideologie mit den für alle Lehrkräfte
und Lernenden uniform verbindlichen Büchern verbunden mit dem bis vor kurzem
totalen Verbot aller anderen Lehrmittel.
Das Dogma der «Uniformität der Menschen» als Teil
des linken Selbstverständnisses macht die SP empfänglich für totalitäre,
ausschliessende und auf Gleichmacherei basierende Konzepte in der
Bildungspolitik. Damit dient sie letztlich Dogmen und Ideologien, nicht aber
Menschen. In der Folge steht diese Partei sich selbst und den Schwächsten in
unserer Gesellschaft im Wege. Denn gerade die Schwächsten, aber auch das grosse
gesellschaftliche Mittelfeld bräuchten die SP. So verliert die Linke an die
Rechte.
*Felix Hoffmann
wohnt in Himmelried, ist Sekundarlehrer in Aesch und Mitglied der Starken
Schule beider Basel.
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