Das Amt
für Volksschule hat die Lehrertagung unter das Thema Digitalisierung gestellt.
Das neue Modul Medien und Informatik löst noch viel Unsicherheit aus. Doch fünf
Lehrpersonen teilten ihre Erfahrungen.
"Lehrer sollen ihre Ideen teilen", Thurgauer Zeitung, 21.9. von Larissa Flammer
In Felix
Andres Klassenzimmer hat die Zukunft Einzug gehalten. Um seinen Schülern in
Alterswilen die Anatomie des Menschen näher zu bringen, nutzt der
Sekundarlehrer modernste Technik. Mit dem Handy filmt er das Klassenzimmer,
überträgt das Bild auf den grossen Bildschirm und lässt mit einem Programm
einen digitalen 3D-Körper vor der Klasse auftauchen. Diesen kann man drehen,
von verschiedenen Winkeln ansehen und die einzelnen Organe hervorheben.
Anschliessend
arbeiten die Schüler in Teams an Computern. Sie haben ebenfalls ein Programm,
mit dem sie das digitale 3D-Modell eines Herzens von allen Seiten betrachten
und sezieren können. Ihre Aufgabe besteht darin, verschiedene Bilder aus dem
Programm zu einem Video zusammenzufügen und es mit Informationen zu
hinterlegen.
«Die
Schüler waren sehr interessiert und kreativ», sagte Andre. Es sei eine gute
Übung, um Wissen über Anatomie mit Medien- und Informatikkompetenzen zu
verknüpfen. Trotzdem werden seine Schüler noch ein echtes Schweineherz
sezieren.
Der Schlüssel
für guten Unterricht
Felix
Andre war einer von fünf Lehrern, die am Mittwochabend ihre Unterrichtsprojekte
zum neuen Lehrplan-Modul Medien und Informatik vorgestellt haben. Das Thurgauer
Amt für Volksschule hatte zur Lehrpersonentagung im Amriswiler Pentorama mit
dem Thema «Schule und Digitalisierung» eingeladen.
Thomas
Merz, Prorektor der Pädagogischen Hochschule (PH) Thurgau, sagte: «Die
Digitalisierung verändert nicht viel. Sie verändert alles.» Lehrer müssten sich
immer wieder fragen, in welcher Welt ihre Schüler leben. Thomas Hermann, Leiter
des Medien- und Didaktikzentrums der PH Thurgau, ergänzte, dass noch nach dem
Schlüssel für guten Unterricht in Medien und Informatik gesucht werde. Trotzdem
hätten die Lehrer eine gute Ausbildung, der Lehrplan gebe vieles vor und es
seien viele Lehrmittel, digitale Unterrichts-Ressourcen und Studien zum Thema
erschienen. Evelyne Fankhauser, die im Thurgau die fachliche Leitung
Weiterbildung im Bereich Medien und Informatik inne hat, betonte die Teamarbeit
im Lehrerzimmer. Dort müssten Ideen ausgetauscht und weitergegeben werden: «In
diesem Bereich haben wir noch Luft nach oben.» Aus diesem Grund hatte
Fankhauser fünf junge Lehrer gebeten, ihre Ideen vorzustellen. Der Abend
zeigte, dass es passende Projekte für jede Schulstufe gibt.
Programmierbarer
Käfer und ein Skilagerblog
Sabrina
Wolfer, Vorschullehrerin in Münchwilen, erzählte vom Bee-Bot: Ein
handtellergrosser Plastikkäfer, der mit Tasten in verschiedene Richtungen
geschickt werden kann. «Einige Kinder geben dem Käfer Schritt für Schritt vor,
andere können schon komplexe Wege einprogrammieren.»
Salome
Merz hat mit ihrer 4. Klasse in Bischofszell über den Unterschied
zwischen Maschine und Roboter gesprochen. Die Kinder haben einen Computer
auseinandergenommen und sich über die einzelnen Bauteile informiert. Die
Grundlagen des Programmierens lernten sie, indem sie ihren Kameraden, deren
Augen verbunden waren, mit den richtigen Kommandos vorgaben, wohin diese zu
laufen hatten.
Die 5.
und 6. Klasse der Kreuzlinger Lehrer Sara Semeraro und Marc Buchmann haben mit
der App Seesaw einen Skilagerblog betrieben. Jedes Kind hatte einen Zugang und
konnte Beiträge hochladen. Die Lehrpersonen konnten entweder jeden Beitrag
zuerst absegnen oder die Verantwortung dafür, was dort geteilt wird, den
Schülern abgeben. Auch die Eltern hatten einen Zugang zur App und konnten so
während des Skilagers die Beiträge lesen, die Videos ansehen und kommentieren.
Semeraro sagte: «Die Eltern haben sich oft angemeldet und hatten Freude an den
Beiträgen ihrer Kinder.»
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