26. September 2018

"Digitalisierung verändert alles"

Das Amt für Volksschule hat die Lehrertagung unter das Thema Digitalisierung gestellt. Das neue Modul Medien und Informatik löst noch viel Unsicherheit aus. Doch fünf Lehrpersonen teilten ihre Erfahrungen.
"Lehrer sollen ihre Ideen teilen", Thurgauer Zeitung, 21.9. von Larissa Flammer


In Felix Andres Klassenzimmer hat die Zukunft Einzug gehalten. Um seinen Schülern in Alterswilen die Anatomie des Menschen näher zu bringen, nutzt der Sekundarlehrer modernste Technik. Mit dem Handy filmt er das Klassenzimmer, überträgt das Bild auf den grossen Bildschirm und lässt mit einem Programm einen digitalen 3D-Körper vor der Klasse auftauchen. Diesen kann man drehen, von verschiedenen Winkeln ansehen und die einzelnen Organe hervorheben.

Anschliessend arbeiten die Schüler in Teams an Computern. Sie haben ebenfalls ein Programm, mit dem sie das digitale 3D-Modell eines Herzens von allen Seiten betrachten und sezieren können. Ihre Aufgabe besteht darin, verschiedene Bilder aus dem Programm zu einem Video zusammenzufügen und es mit Informationen zu hinterlegen.
«Die Schüler waren sehr interessiert und kreativ», sagte Andre. Es sei eine gute Übung, um Wissen über Anatomie mit Medien- und Informatikkompetenzen zu verknüpfen. Trotzdem werden seine Schüler noch ein echtes Schweineherz sezieren.

Der Schlüssel für guten Unterricht
Felix Andre war einer von fünf Lehrern, die am Mittwochabend ihre Unterrichtsprojekte zum neuen Lehrplan-Modul Medien und Informatik vorgestellt haben. Das Thurgauer Amt für Volksschule hatte zur Lehrpersonentagung im Amriswiler Pentorama mit dem Thema «Schule und Digitalisierung» eingeladen.

Thomas Merz, Prorektor der Pädagogischen Hochschule (PH) Thurgau, sagte: «Die Digitalisierung verändert nicht viel. Sie verändert alles.» Lehrer müssten sich immer wieder fragen, in welcher Welt ihre Schüler leben. Thomas Hermann, Leiter des Medien- und Didaktikzentrums der PH Thurgau, ergänzte, dass noch nach dem Schlüssel für guten Unterricht in Medien und Informatik gesucht werde. Trotzdem hätten die Lehrer eine gute Ausbildung, der Lehrplan gebe vieles vor und es seien viele Lehrmittel, digitale Unterrichts-Ressourcen und Studien zum Thema erschienen. Evelyne Fankhauser, die im Thurgau die fachliche Leitung Weiterbildung im Bereich Medien und Informatik inne hat, betonte die Teamarbeit im Lehrerzimmer. Dort müssten Ideen ausgetauscht und weitergegeben werden: «In diesem Bereich haben wir noch Luft nach oben.» Aus diesem Grund hatte Fankhauser fünf junge Lehrer gebeten, ihre Ideen vorzustellen. Der Abend zeigte, dass es passende Projekte für jede Schulstufe gibt.

Programmierbarer Käfer und ein Skilagerblog
Sabrina Wolfer, Vorschullehrerin in Münchwilen, erzählte vom Bee-Bot: Ein handtellergrosser Plastikkäfer, der mit Tasten in verschiedene Richtungen geschickt werden kann. «Einige Kinder geben dem Käfer Schritt für Schritt vor, andere können schon komplexe Wege einprogrammieren.»

Salome Merz hat mit ihrer 4.   Klasse in Bischofszell über den Unterschied zwischen Maschine und Roboter gesprochen. Die Kinder haben einen Computer auseinandergenommen und sich über die einzelnen Bauteile informiert. Die Grundlagen des Programmierens lernten sie, indem sie ihren Kameraden, deren Augen verbunden waren, mit den richtigen Kommandos vorgaben, wohin diese zu laufen hatten.


Die 5. und 6. Klasse der Kreuzlinger Lehrer Sara Semeraro und Marc Buchmann haben mit der App Seesaw einen Skilagerblog betrieben. Jedes Kind hatte einen Zugang und konnte Beiträge hochladen. Die Lehrpersonen konnten entweder jeden Beitrag zuerst absegnen oder die Verantwortung dafür, was dort geteilt wird, den Schülern abgeben. Auch die Eltern hatten einen Zugang zur App und konnten so während des Skilagers die Beiträge lesen, die Videos ansehen und kommentieren. Semeraro sagte: «Die Eltern haben sich oft angemeldet und hatten Freude an den Beiträgen ihrer Kinder.» 

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