In der
heute beginnenden Session berät der Grosse Rat die Doppelinitiative «Gute
Schule Graubünden» und erhält damit die einmalige Chance, den öffentlichen
Charakter unseres Bildungswesens längerfristig zu sichern. Denn seit vielen
Jahren passt sich auch das Schweizer Bildungswesen den von internationalen
Gremien geforderten, vor allem am ökonomischen Nutzen orientierten Vorgaben an.
Immer deutlicher halten – wie im Gesundheitswesen – Professionalisierung,
Kontroll- und Steuerungsvorgänge Einzug an unseren Schulen.
Eine einmalige Chance, Bündner Tagblatt, 29.8. von Elisabeth Calcagnini
Der Lehrplan 21 als
schweizerische Variante dieser unseligen Entwicklung ist tatsächlich ein
historischer Umbau, der nun begleitet von allerlei beschönigenden Floskeln
stattfindet. Die Verfassungsinitiative fordert daher die dringend notwendig
gewordene Mitsprache des Grossen Rates und der Bevölkerung: So tief greifende
Veränderungen an der Öffentlichkeit vorbei und unhinterfragt sollen in Zukunft
nicht mehr möglich sein! Es ist schwer nachvollziehbar, warum man gerade in der
Bildungsfrage auf Mitsprache verzichten soll. Wir appellieren deshalb an unsere
Volksvertreterinnen und -vertreter, die Verantwortung für die Entwicklung des
Bildungswesens wieder zu übernehmen. So kann die Souveränität des Kantons
gestärkt und Fehlentwicklungen können korrigiert werden. Korrekturen sind auch
beim Lehrplan 21 zwingend. Wegen der Kompetenzorientierung sind keine
verbindlichen Inhalte mehr vorgegeben, sondern 2304 detailliert formulierte
Kompetenzstufen, was der Beliebigkeit Tür und Tor öffnet. Damit geht jegliche
Planungssicherheit verloren, und die Schulhausteams sind gezwungen, sich in
zeitaufwendigen Sitzungen auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen. Mit unserer
Gesetzesinitiative fordern wir deshalb verbindliche Jahresziele und Inhalte in
den einzelnen Fächern. Die ständigen Reformen brachten und bringen viel Unruhe
in die Schulen. Nur wenn Klarheit herrscht, was in den Schulen wann gelernt
wird, wird Ruhe einkehren, und die Lehrpersonen können sich – statt dauernd mit
den Strukturen beschäftigt zu sein – wieder vermehrt ihrem Kerngeschäft widmen.
ELISABETH CALCAGNINI, Erstunterzeichnerin der Doppelinitiative «Gute Schule
Graubünden».
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