30. August 2018

Eine einmalige Chance

In der heute beginnenden Session berät der Grosse Rat die Doppelinitiative «Gute Schule Graubünden» und erhält damit die einmalige Chance, den öffentlichen Charakter unseres Bildungswesens längerfristig zu sichern. Denn seit vielen Jahren passt sich auch das Schweizer Bildungswesen den von internationalen Gremien geforderten, vor allem am ökonomischen Nutzen orientierten Vorgaben an. Immer deutlicher halten – wie im Gesundheitswesen – Professionalisierung, Kontroll- und Steuerungsvorgänge Einzug an unseren Schulen. 
Eine einmalige Chance, Bündner Tagblatt, 29.8. von Elisabeth Calcagnini


Der Lehrplan 21 als schweizerische Variante dieser unseligen Entwicklung ist tatsächlich ein historischer Umbau, der nun begleitet von allerlei beschönigenden Floskeln stattfindet. Die Verfassungsinitiative fordert daher die dringend notwendig gewordene Mitsprache des Grossen Rates und der Bevölkerung: So tief greifende Veränderungen an der Öffentlichkeit vorbei und unhinterfragt sollen in Zukunft nicht mehr möglich sein! Es ist schwer nachvollziehbar, warum man gerade in der Bildungsfrage auf Mitsprache verzichten soll. Wir appellieren deshalb an unsere Volksvertreterinnen und -vertreter, die Verantwortung für die Entwicklung des Bildungswesens wieder zu übernehmen. So kann die Souveränität des Kantons gestärkt und Fehlentwicklungen können korrigiert werden. Korrekturen sind auch beim Lehrplan 21 zwingend. Wegen der Kompetenzorientierung sind keine verbindlichen Inhalte mehr vorgegeben, sondern 2304 detailliert formulierte Kompetenzstufen, was der Beliebigkeit Tür und Tor öffnet. Damit geht jegliche Planungssicherheit verloren, und die Schulhausteams sind gezwungen, sich in zeitaufwendigen Sitzungen auf einen gemeinsamen Nenner zu einigen. Mit unserer Gesetzesinitiative fordern wir deshalb verbindliche Jahresziele und Inhalte in den einzelnen Fächern. Die ständigen Reformen brachten und bringen viel Unruhe in die Schulen. Nur wenn Klarheit herrscht, was in den Schulen wann gelernt wird, wird Ruhe einkehren, und die Lehrpersonen können sich – statt dauernd mit den Strukturen beschäftigt zu sein – wieder vermehrt ihrem Kerngeschäft widmen. 
ELISABETH CALCAGNINI, Erstunterzeichnerin der Doppelinitiative «Gute Schule Graubünden».

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