1. Juli 2018

Zürich hat 830 Klassenopas und -omas

Der Fall Jürg Jegge hat auch in Embrach Nachwirkungen: Dort wo der einst gefeierte Reformpädagoge gewirkt und – wie man nun weiss – seine Schüler missbraucht hat. Zwar hat ein Untersuchungsbericht, den Bildungsdirektorin Silvia Steiner diese Woche präsentierte, festgestellt, dass die damaligen kantonalen und lokalen Behörden keine Schuld an den Übergriffen trifft. Dennoch will die Schule Massnahmen ergreifen, um Ähnliches möglichst zu vermeiden.
Opas im Klassenzimmer genauer prüfen, NZZaS, 1.7. von René Donzé


Bereits im Dezember hat sie einen Weiterbildungsanlass mit ihren Lehrern zum Thema ­Prävention von sexuellen Über­griffen durchgeführt, wie Schulpflegepräsident Philipp Baumgartner sagt. Geleitet wurde sie von Expertinnen der Fachstelle Limita. Nun erarbeite das Embracher Schulteam einen Verhaltenskodex, um kritische Situationen zu erkennen und vermeiden.

Dazu gehört auch eine genauere Überprüfung von frei­willigen Helfern, insbesondere Senioren, die im Klassenzimmer die Lehrer unterstützen. Neu soll von ihnen ein Sonderprivatauszug aus dem Strafregister verlangt werden. Darauf ist ersichtlich, ob jemand ein Kontakt- oder Tätigkeitsverbot im Zusammenhang mit Minderjährigen hat. Bei der Anstellung von Lehrern ist ein solcher Auszug heute fast überall Pflicht, bei freiwilligen Helfern in der Schule jedoch nicht.

Bei Pro Senectute Schweiz, die unter dem Titel «Generationen im Klassenzimmer» Senioren für Schulen vermittelt, begrüsst man diese Massnahme. Dies werde den Kantonalsektionen ohnehin empfohlen, sagt ein Sprecher. Umgesetzt wird es aber bei weitem nicht in allen Schulen. Während in der Stadt Zürich konsequent Sonderprivatauszüge eingefordert werden, verlangten dies auf dem Land bloss vereinzelte Gemeinden, heisst es bei Pro Senectute Zürich. Insgesamt seien im Kanton Zürich rund 830 sogenannte Klassen-Omas und Klassen-Opas im Einsatz.

Laut Karin Iten, Leiterin der Fachstelle Limita, hat der Fall Jegge die Schulen sensibilisiert. Die Nachfrage nach Veranstaltungen zum Thema habe sich seit letztem Jahr etwa verdoppelt. Sie findet es richtig, wenn für Senioren in den Schulen ebenfalls klare Qualitätskriterien gelten. «Es geht nicht darum, jemanden unter Generalverdacht zu stellen», sagt sie. «Doch es geht darum, Risiken gezielt einzugrenzen.»

Das Volksschulamt des Kantons Zürich hat bisher keine entsprechenden Empfehlungen für freiwillige Helfer in den Gemeinden erlassen, wie Volksschulamtschefin Marion Völger sagt. Diese dürften sich auch nicht alleine mit den Schülern abgeben, sondern immer nur im Beisein eines Lehrers.


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