Der Fall Jürg Jegge hat
auch in Embrach Nachwirkungen: Dort wo der einst gefeierte Reformpädagoge
gewirkt und – wie man nun weiss – seine Schüler missbraucht hat. Zwar hat ein
Untersuchungsbericht, den Bildungsdirektorin Silvia Steiner diese Woche
präsentierte, festgestellt, dass die damaligen kantonalen und lokalen Behörden
keine Schuld an den Übergriffen trifft. Dennoch will die Schule Massnahmen
ergreifen, um Ähnliches möglichst zu vermeiden.
Opas im Klassenzimmer genauer prüfen, NZZaS, 1.7. von René Donzé
Bereits im Dezember hat sie einen Weiterbildungsanlass mit ihren
Lehrern zum Thema Prävention von sexuellen Übergriffen durchgeführt, wie
Schulpflegepräsident Philipp Baumgartner sagt. Geleitet wurde sie von
Expertinnen der Fachstelle Limita. Nun erarbeite das Embracher Schulteam einen
Verhaltenskodex, um kritische Situationen zu erkennen und vermeiden.
Dazu gehört auch eine genauere Überprüfung von freiwilligen
Helfern, insbesondere Senioren, die im Klassenzimmer die Lehrer unterstützen.
Neu soll von ihnen ein Sonderprivatauszug aus dem Strafregister verlangt
werden. Darauf ist ersichtlich, ob jemand ein Kontakt- oder Tätigkeitsverbot im
Zusammenhang mit Minderjährigen hat. Bei der Anstellung von Lehrern ist ein
solcher Auszug heute fast überall Pflicht, bei freiwilligen Helfern in der
Schule jedoch nicht.
Bei Pro Senectute Schweiz, die unter dem Titel «Generationen im
Klassenzimmer» Senioren für Schulen vermittelt, begrüsst man diese Massnahme.
Dies werde den Kantonalsektionen ohnehin empfohlen, sagt ein Sprecher.
Umgesetzt wird es aber bei weitem nicht in allen Schulen. Während in der Stadt
Zürich konsequent Sonderprivatauszüge eingefordert werden, verlangten dies auf
dem Land bloss vereinzelte Gemeinden, heisst es bei Pro Senectute Zürich.
Insgesamt seien im Kanton Zürich rund 830 sogenannte Klassen-Omas und
Klassen-Opas im Einsatz.
Laut Karin Iten, Leiterin der Fachstelle Limita, hat der Fall
Jegge die Schulen sensibilisiert. Die Nachfrage nach Veranstaltungen zum Thema
habe sich seit letztem Jahr etwa verdoppelt. Sie findet es richtig, wenn für
Senioren in den Schulen ebenfalls klare Qualitätskriterien gelten. «Es geht
nicht darum, jemanden unter Generalverdacht zu stellen», sagt sie. «Doch es
geht darum, Risiken gezielt einzugrenzen.»
Das Volksschulamt des Kantons Zürich hat bisher keine
entsprechenden Empfehlungen für freiwillige Helfer in den Gemeinden erlassen,
wie Volksschulamtschefin Marion Völger sagt. Diese dürften sich auch nicht
alleine mit den Schülern abgeben, sondern immer nur im Beisein eines Lehrers.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen