9. Juli 2018

Irrweg Digitalisierung

Der Literaturwissenschafter Manfred Schneider schreibt in seinem Gastkommentar «WirFingerwesen» (NZZ 23. 6 .18) Klartext. Dass wir ohne totale Digitalisierung in allen Gesellschaftsbereichen angeblich technologisch abgehängt würden, nennt er mit Recht «die Ideologie unserer Tage». Vielmehr bringe die Digitalisierung keinen Fortschritt, sondern nur Erleichterung. Wie inzwischen viele Eltern und Pädagogen wissen, hält auch der Autor fest: An erster Stelle müssen Kinder zwingend das Abc und das Einmaleins lernen. 
Digitalisierung der Schule - ein Irrweg, NZZ, 4.7. von Marianne Wüthrich

Dem ist noch deutlicher hinzuzufügen: In der Volksschule sind die Grundlagenfächer Deutsch und Mathematik sowie die praktischen Fertigkeiten nicht nur fragmentarisch und häppchenweise anzubieten, sondern durch die Klassenlehrerin in einem strukturierten Aufbau zu lehren und durch Üben zu vertiefen und zu festigen. Wie weit in der Oberstufe das individuelle Training auf Papier oder am PC stattfindet, ist der Methodenfreiheit der Lehrkräfte zu überlassen. Entscheidend ist aber, dass die Schüler nicht nur ein inhaltsarmes Feedback bekommen, sondern die ihrem Stand entsprechenden Korrekturen. Sonst erhalten sie schlicht und einfach die für ihr weiteres Leben unerlässlichen Grundlagen nicht. Mit digitalen Geräten umzugehen, lernen die Kinder heute ohnehin, und das Prinzip des Programmierens kann anhand naturwissenschaftlicher und technischer Lerninhalte gezeigt werden. Fachgerechtes Programmieren bringen die Lehrbetriebe in der Regel den Auszubildenden lieber selbst bei. 

Wer sich mit dem nach wie vor umstrittenen Lehrplan 21 auseinandergesetzt hat, weiss, dass dessen Ausrichtung und Lernziele diesen Forderungen in keiner Weise entsprechen. Unser Massstab muss aber eine gute Allgemeinbildung unserer Jugend bleiben. Je früher wir die Irrwege der vorherrschenden «Ideologie unserer Tage» erkennen, desto besser. 

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