Mit der Gesetzesänderung «Stufenlehrpläne
Volksschule» wollen der einstimmige Landrat und alle Parteien einen
Schlussstrich unter die leidigen Auseinandersetzungen um den Lehrplan 21 im
Baselbiet ziehen. Stimmt das Volk am 10. Juni zu, wird der Deutschschweizer
Lehrplan 21 mit konkreten Stoffinhalten und Themen für jedes Schuljahr und für
alle Sekundarschul-Niveaus ergänzt. Dagegen sind nur die Lehrerinnen und
Lehrer: Deren offizielle Vertretung, die Amtliche Kantonalkonferenz (AKK),
opponiert allein gegen das Vorhaben.
Nur die Lehrer finden Stufenlehrpläne überflüssig, Basler Zeitung, 23.5. von Thomas Dähler
Es
war das Komitee Starke Schule Baselland, das sich gegen die Vielzahl von
Kompetenzen mit teilweise offener Umsetzung zur Wehr setzte. Es lancierte
deshalb die Volksinitiative «Ja zu Lehrplänen mit klar definierten
Stoffinhalten und Themen», welche die Stoffe im Baselbieter Bildungsgesetz
festschreiben wollte und die Kompetenzen des Lehrplans 21 in einem separaten
Anhang marginalisieren wollte. So weit kam es nicht: Nach dem Ja des Landrats
zum jetzt abstimmungsreifen Gegenvorschlag zog die Starke Schule ihre
Initiative zurück.
«Der
Gegenvorschlag zur Gesetzesinitiative widerspricht dem Gedanken des vom
Stimmvolk gewählten Lehrplans und führt zu unnötigen Kosten», schreiben die
Lehrerfunktionäre der AKK. «Die Primarschulen kommen bereits jetzt mit dem
neuen kompetenzorientierten Lehrplan klar und auch auf der Sek-2-Stufe macht
man gute Erfahrungen mit der Kompetenzorientierung; ein teurer separater
Lehrplan für eine einzelne Stufe ist daher aus Sicht des Vorstands der AKK
überflüssig»: Mit diesem Bekenntnis allerdings befinden sich die Lehrerinnen
und Lehrer der AKK allein auf weiter Flur. Beim mit 79 zu 0 Stimmen gefällten
Entscheid im Landrat stimmte niemand dagegen.
Uneinheitlich
umgesetzt
Wenn
der Kanton Baselland die Themen und den Stoff pro Schuljahr festschreibt,
schafft er ein Hilfsmittel, das es den Lehrerinnen und Lehrern erleichtert, den
Lehrplan 21 mit seinen Kompetenzen einigermassen einheitlich umzusetzen. Dass
dies sinnvoll ist, zeigt auch der Blick auf andere Kantone. Diese gehen nämlich
höchst unterschiedlich mit dem vereinheitlichten Deutschschweizer Lehrplan um.
Während sich in vielen Kantonen nach der Einführung des Lehrplans 21 kaum etwas
geändert hat, gehen andere höchst penibel mit den neuen Anweisungen um. So hat
etwa der Kanton Bern die Lektionenzahl erhöht, was einzelne Gemeinden dazu
bewogen hat, die Schulferien um eine Woche zu verkürzen, um den neuen
Anforderungen gerecht zu werden.
Ziel
des Lehrplans 21 als Deutschschweizer Musterlehrplan ist es, die einzelnen
kantonalen Lehrpläne in allen 21 Deutschschweizer Kantonen zu vereinheitlichen.
Die darin enthaltenen Kompetenzen sollen es allen Jugendlichen bei
Schulabschluss ermöglichen, irgendwo in der Schweiz eine Berufsausbildung zu
absolvieren oder eine Mittelschule zu besuchen.
Der
Umfang des Lehrplans 21 und dessen Beschränkung auf zu erreichende Kompetenzen
haben indes in den letzten Jahren zu zahlreichen Auseinandersetzungen geführt –
ganz im Gegensatz zur Romandie, wo sich die Kantone rasch auf Stoffe und
Inhalte einigen konnten. Dass jetzt im Baselbiet auch konkreter Schulstoff nach
Jahreszielen und Anforderungsniveaus differenziert festgelegt wird, dürfte
hilfreich sein: Der Lehrplan 21 legt die zu erreichenden Kompetenzen nämlich
lediglich für die je vier Jahre dauernden Zyklen fest.
Separat
für die Niveaus A, E und P
Mit
der jetzt zur Abstimmung gelangenden Änderung des Bildungsgesetzes wird
sichergestellt, dass der Schulstoff in den Lehrplänen stärker gewichtet wird.
Damit wird der Baselbieter Lehrplan Volksschule präzise Auskunft geben können,
wann die Schülerinnen und Schüler in den einzelnen Jahrgängen und
Leistungszügen welche Ziele erreichen sollen. In den Sekundarschulen werden die
Inhalte auf die Bildungsangebote nach Schulabschluss fokussiert: je nach
Leistungszug A, E oder P auf die berufliche Grundbildung, auf die
Fachmittelschule oder auf das Gymnasium.
Ab
dem Schuljahr 2018/2019 werden damit alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt, und
der Kanton Baselland kommt damit auch den Anforderungen des Harmos-Konkordats
nach. In einigen Kantonen ist der Lehrplan 21 noch immer nicht eingeführt und
Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen. Der Baselbieter Weg könnte nach einem
Ja an der Urne auch zum Vorbild für die Umsetzung anderswo werden.
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