11. Mai 2018

Langgymnasium hat seine Berechtigung

Herzlichen Dank für den ausgezeichneten und umfassenden Beitrag von LenaSchenkel zur Chancengleichheit beim Übertritt ans Gymnasium (NZZ 28. 4. 18). Sie spricht mir aus dem Herzen. Kinder, die neugierig, wissbegierig und leistungswillig sind, haben gute Voraussetzungen für die erfolgreiche Absolvierung des Gymnasiums, ohne ständig unter Druck zu stehen. Sie verbringen eine anstrengende, aber auch bereichernde und wertvolle Jugendzeit. Auch das Langgymnasium hat unbedingt seine Berechtigung. Hier werden die intelligentesten Schülerinnen und Schüler aufgefangen, die in der Primarschule lange Zeit unterfordert waren und je nach Qualität der Lehrpersonen eventuell unter die Räder kamen.
Leserbrief, NZZ, 9.5. von Beatrix Elsasser

Seit Jahren beobachte ich jedoch, dass immer mehr Eltern den Besuch des Gymnasiums als Prestigeangelegenheit und ab einem gewissen Einkommen als Normbestandteil ihres Lebensstandards betrachten – unabhängig davon, ob ihre Kinder auch für diesen Bildungsweg geeignet sind. Dafür sind sie gerne bereit, kräftig in teure Vorbereitungs- und Nachhilfekurse zu investieren. Arme Jugendliche, deren wertvolle Lebensphase zur Tortur wird. Dabei ist der Besuch des Gymnasiums keine Garantie für eine erfolgreiche, befriedigende berufliche Karriere. Im Gegensatz zu Lehrlingen haben Maturanden noch keine Berufserfahrung und dadurch, sofern sie keinen bestimmten Studienwunsch ernsthaft verfolgen, einen grossen Nachteil auf dem Arbeitsmarkt. Eine höhere Maturitätsquote kann daher kein vernünftiges Ziel sein: Sie fördert die Flut von Studierenden, die das Studium abbrechen oder nach dem Abschluss Mühe bekunden, eine passende Stelle zu finden. Auch ohne Matura und Studium kann man es zu etwas bringen, wie prominente Beispiele aus Wirtschaft und Politik beweisen. Unser duales Bildungssystem wird im Ausland mit grossem Interesse verfolgt, und wir müssen ihm Sorge tragen, damit es erfolgreich bleibt. Wir müssen verhindern, dass es bei uns Zustände gibt wie in vielen europäischen Ländern, wo fast alle das Abitur machen und, sofern sie kein Studium ergreifen, vor der Arbeitslosigkeit Angst haben müssen.


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