Herzlichen Dank für den ausgezeichneten und umfassenden Beitrag von LenaSchenkel zur Chancengleichheit beim Übertritt ans Gymnasium (NZZ 28. 4. 18).
Sie spricht mir aus dem Herzen. Kinder, die neugierig, wissbegierig und
leistungswillig sind, haben gute Voraussetzungen für die erfolgreiche
Absolvierung des Gymnasiums, ohne ständig unter Druck zu stehen. Sie verbringen
eine anstrengende, aber auch bereichernde und wertvolle Jugendzeit. Auch das
Langgymnasium hat unbedingt seine Berechtigung. Hier werden die
intelligentesten Schülerinnen und Schüler aufgefangen, die in der Primarschule
lange Zeit unterfordert waren und je nach Qualität der Lehrpersonen eventuell
unter die Räder kamen.
Leserbrief, NZZ, 9.5. von Beatrix Elsasser
Seit Jahren beobachte ich jedoch, dass immer mehr Eltern den Besuch des
Gymnasiums als Prestigeangelegenheit und ab einem gewissen Einkommen als Normbestandteil
ihres Lebensstandards betrachten – unabhängig davon, ob ihre Kinder auch für
diesen Bildungsweg geeignet sind. Dafür sind sie gerne bereit, kräftig in teure
Vorbereitungs- und Nachhilfekurse zu investieren. Arme Jugendliche, deren
wertvolle Lebensphase zur Tortur wird. Dabei ist der Besuch des Gymnasiums
keine Garantie für eine erfolgreiche, befriedigende berufliche Karriere. Im
Gegensatz zu Lehrlingen haben Maturanden noch keine Berufserfahrung und
dadurch, sofern sie keinen bestimmten Studienwunsch ernsthaft verfolgen, einen
grossen Nachteil auf dem Arbeitsmarkt. Eine höhere Maturitätsquote kann daher
kein vernünftiges Ziel sein: Sie fördert die Flut von Studierenden, die das
Studium abbrechen oder nach dem Abschluss Mühe bekunden, eine passende Stelle
zu finden. Auch ohne Matura und Studium kann man es zu etwas bringen, wie
prominente Beispiele aus Wirtschaft und Politik beweisen. Unser duales
Bildungssystem wird im Ausland mit grossem Interesse verfolgt, und wir müssen
ihm Sorge tragen, damit es erfolgreich bleibt. Wir müssen verhindern, dass es
bei uns Zustände gibt wie in vielen europäischen Ländern, wo fast alle das
Abitur machen und, sofern sie kein Studium ergreifen, vor der Arbeitslosigkeit
Angst haben müssen.
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